Für Konrad Adenauer war Cadenabbia vieles in einem: sein kleines Arkadien im Norden Italiens, Rückzugs- und Nachdenkort, aber auch die immer wieder in ein höchst stimulierendes Ambiente versetzte Schaltzentrale seiner Macht.
"Warum immer Cadenabbia: Ich kann dort ein Haus mieten. (...) Besonders lockt mich dieses Haus, das vollständig isoliert ist, das auf einem Hügel liegt; es heißt ja auch Villa Collina: Man ist für sich und hat doch die Schönheit der Natur, und ich bin im Laufe der Jahre mit den Behörden und mit der Bevölkerung der ganzen Gegend so vertraut geworden, daß sie mich, wie ich glaube, nicht als einen Fremden betrachten. Das tut einem dann wohl bei einem Aufenthalt, wenn man so von den sehr sympathischen und freundlichen Menschen umgeben ist, wie die Menschen dort sind. (...)
Ich habe immer eine große Vorliebe für die oberitalienischen Seen gehabt, auch wegen des frühen Frühlings dort."
Interview mit "La Nazione", 07.07.1965.
Im Frühjahr 1957 verbringt Konrad Adenauer erstmals seinen Urlaub in Cadenabbia am Comer See. Zwei Jahre später wohnt er das erste Mal in der Villa La Collina, die mindestens zweimal im Jahr zum "Ersatzkanzleramt" wird. Hier lernt er Boccia spielen, findet Ruhe und schöpft neue Kraft, trifft aber auch zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland.
Film: Ferien ohne Urlaub (1960), mit freundlicher Genehmigung der IFAGE Filmproduktion GmbH (12 min) :
Zur Frage von Wirtschaftshilfe an Länder der Dritten Welt: Ich lege entscheidenden Wert darauf, dass diese Wirtschaftshilfen und wirtschaftlichen Unterstützungen in erster Linie unter außenpolitischem Aspekt betrachtet werden. Ein maßgebender Gesichtspunkt ist naturgemäß auch der, dass wir uns nicht über unsere Kraft hinaus engagieren. Ich habe unlängst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine längere, mit den verschiedensten Ziffern belegte Ausführung über den Reichtum Großbritanniens gelesen. Über den Reichtum Frankreichs brauchen wir nicht weiter zu sprechen. Demgegenüber sind wir ein armes Land. Wir müssen auf jede mögliche Weise versuchen, uns ein starkes wirtschaftliches Polster anzuschaffen gegenüber Schwankungen in der Wirtschaft, die ja unausbleiblich sind.
Schreiben vom 28.8.1958 aus Cadenabbia an Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard, StBKAH III 24.
Wenn es um die Erhaltung des Staates geht, wenn man es mit einer Opposition zu tun hat, die diesen Staat, das Fundament, auf dem er beruht, beseitigen will, da darf man nicht lange fackeln, dann hat derjenige, der die Macht auf rechtliche Weise übertragen bekommen hat, auch die Verpflichtung zum Einsatz dieser Macht, die Verpflichtung, die Rechtsinstitutionen zu schützen.
Im Gespräch in Cadenabbia 1964, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Die Weimarer Republik ist zugrunde gegangen durch mangelnde Energie, durch Feigheit, Unfähigkeit und Mittelmäßigkeit der verantwortlichen Männer.
Gespräch in Cadenabbia 1964, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Die Menschen dürfen nicht zu Robotern degradiert werden.
Im Gespräch in Cadenabbia 1964, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Jedermann erliegt leicht der Versuchung, sich nur mit bequemen Persönlichkeiten zu umgeben, das ist aber unklug.
Gespräch in Cadenabbia 1964, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Unbequeme Politiker sind oftmals die produktivsten. Aber es fehlt an Menschen für die politische Arbeit. Es fehlt an Menschen, die willens und in der Lage sind, sich politisch zu betätigen.
Gespräch in Cadenabbia 1964, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
"Die in Bonn" darf nicht zum Ausdruck einer Entfremdung zwischen Regierten und Regierenden werden. Das kann gefährlich sein. Der Kontakt zwischen den Abgeordneten und den Wählern muß lebendig bleiben. Die Bürokratisierung der Abgeordneten muß vermieden werden. Die Politik darf nicht zur Routinesache einiger weniger Berufspolitiker werden.
Gespräch in Cadenabbia 1964, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Das Alter hat auch einiges für sich. Wer im Laufe seines Lebens in den verschiedensten Situationen seine Beobachtungen gemacht und Erfahrungen gesammelt hat, der sieht manches ruhiger, abgeklärter und gelassener. Er weiß, daß in dieser verwirrten und rastlosen Welt sich alles ständig verändert. Das Alter hat einen wichtigen Vorzug gegenüber der Jugend: den Schatz an Erfahrungen.
Gespräch Ostern in Cadenabbia 1966, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Der Weltraum mit seinen unausdenkbaren Dimensionen, mit seinen Milchstraßensystemen, Spiralnebeln und was weiß ich. Was ist da schon die Entfernung zum Mond oder zur Venus? Was sind wir schon in diesem Weltraum, wir, die Menschen?
Gespräch in Cadenabbia 1966, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Man darf nicht vergessen, daß es in der Geschichte Perioden gibt, Wellenbewegungen. Das eine Volk steigt, das andere fällt ab. So ist es mit Völkern und mit Kulturen - und die Menschen heute sehen nicht die Gefahren.
Im Gespräch in Cadenabbia, Anfang 1966, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.
Man muß beim Bocciaspielen sehr genau überlegen, welche Richtung man gibt. Ich pflege mit der rechten Hand zu werfen, eine unserer Mitspielerinnen wirft mit der linken Hand, aber ich finde, die rechte Hand ist doch immer sehr viel besser. Ich glaube, recht und richtig hängt irgendwie zusammen. Und deswegen sind nach meiner Meinung die Würfe mit der rechten Hand viel aussichtsreicher als die Würfe mit der linken Hand.
Bei Filmaufnahmen in Cadenabbia. Zitiert in: Konrad Adenauer. Dokumente aus vier Epochen deutscher Geschichte. Das Buch zur Ausstellung. Bad Honnef/Rhöndorf 1997, S. 127.
Konrad Adenauer war ein gern gesehener Gast in Cadenabbia. Am 9. März 1957 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Cadenabbia di Griante ernannt. Heute erinnern neben der Präsenz der Konrad-Adenauer-Stiftung zwei "Adenauers" an seine Besuche: das 2007 errichtete Denkmal eines Bocciaspielers an der Seepromenade sowie die 2012 erstellte Adenauer-Skulptur auf dem Gelände der Villa La Collina. Die Bildhauerin und EHF-Stipendiatin Ilona Herreiner sägte und schnitzte in die Überreste einer 150 Jahre alten Zeder ein Abbild des ersten Bundeskanzlers. Der Baum trieb im Frühjahr 2011 zum letzten Mal aus und starb kurz darauf in Folge eines Pilzbefalls.
1992 vereinbarten die Stadt Bad Honnef und die italienische Ortschaft Cadenabbia eine Städtepartnerschaft. Die Pflege dieser Beziehungen wurde dem Bürger- und Ortsverein Rhöndorf übertragen. 1997 wurde ein Partnerschaftskomitee Bad Honnef-Cadenabbia gegründet.
Die ehemalige Sommerresidenz Konrad Adenauers am Comer See bietet heute zusammen mit der modernen Accademia Platz für Tagungen, Familienfeiern und Urlaubsgäste. In 34 Zimmern können 60 Personen untergebracht werden.
Mehr Informationen erhalten Sie auf den Seiten der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Villa La Collina - eine kleine Auswahl:
Für Konrad Adenauer war Cadenabbia vieles in einem: sein kleines Arkadien im Norden Italiens, Rückzugs- und Nachdenkort, aber auch die immer wieder in ein höchst stimulierendes Ambiente versetzte Schaltzentrale seiner Macht.
Einfühlsame, bislang kaum bekannte Bilder Giuseppe Moros versprechen einen frischen und sehr persönlichen Einblick.
Der Bildband wurde herausgegeben von Dr. Michael Borchard und Martin Falbisoner.
Erhältlich beim Hirmer-Verlag. Weitere Informationen finden Sie hier.
Konrad Adenauer war nicht nur Politiker, sondern auch ein leidenschaftlicher Erfinder. Dabei widmete er sich mit einer beharrlichen Ernsthaftigkeit dieser praktischen Tätigkeiten. Einige seiner rund 40 Erfindungen waren so überzeugend, dass sie patentiert wurden.
Nach wie vor wird an Weihnachten die Krippe in Adenauers Wohnzimmer aufgestellt, die dieser einst für seine Kinder gekauft hatte. Sein Wunsch war, "dass diese Krippe noch lange Kindern erzählen möge von dem Wunder der Menschwerdung".
Adenauer war stets ein Förderer von Kunst und Kultur. Er sah sie als Bereicherung seines Lebens und Glaubens an. Privat sammelte er mit Vorliebe Bilder aus dem 15. und 16. Jahrhundert und liebte klassische Musik.
Für welche Speisen konnte sich Adenauer begeistern? Resi Schlief, seine Wirtschafterin, notierte seine Lieblingsrezepte. Den Aufzeichnungen nach hatte der Kanzler eine Schwäche für Suppen und Süßspeisen.