* | 05.11.1914 | in Teschen/Schlesien |
† | 18.04.1997 | in Stuttgart |
Übersicht
1933-1937 | Studium Philologie und Jura in Krakau und Wien |
1939 | Promotion |
1942-1945 | Kriegsdienst |
1946 | Vertreibung; Schuldienst Baden-Württemberg |
1947-1953 | Stadtrat Stuttgart |
1948 | Heirat mit Eva-Maria Reinhardt, zehn Kinder |
1953-1990 | MdB (CDU) |
Biographischer Werdegang
Aufgewachsen in einer noch habsburgisch geprägten Umgebung, die nach 1919 unter polnische Herrschaft geriet, blieb Czaja nationalistisches Gedankengut fremd, obwohl die deutsche Minderheit benachteiligt wurde. Nach der deutschen Besetzung seiner Heimat 1939 half er polnischen Intellektuellen; die Nationalsozialisten verweigerten ihm eine feste Lehreranstellung wegen „fehlender nationaler Gesinnung". Im Deutschen Bundestag (seit 1953) verband er als einer der ersten Außen- und Menschenrechtspolitik. 1969 wurde er Sprecher der Landsmannschaft der Oberschlesier, 1970 Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV). Er kritisierte die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel, die die Vertriebenen als Hauptbetroffene aus ihren Überlegungen ausgeschlossen hatte. Czaja mahnte das Prinzip von Leistung und Gegenleistung an und rügte die Milliarden-Subventionen für kommunistische Regierungen, während elementare Minderheitenrechte missachtet wurden. Unermüdlich trat Czaja für die Versöhnung und den Interessenausgleich mit den östlichen Nachbarn ein, tat sich aber wie andere Vertriebenenpolitiker schwer mit dem Bewusstseinswandel, der im Hinblick auf ihr Anliegen in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland entstand. Der von Hilfsbereitschaft und „warmherziger Freundlichkeit" (FAZ) geprägte Czaja, dessen Auftreten bisweilen freilich auch die politischen Freunde irritierte, sah sich durch den Wiedervereinigungsprozess tief enttäuscht, als es nicht gelang, wenigstens Teile der alten Heimat für das wiedervereinigte Deutschland zu erhalten. Es ist das Verdienst Czajas, wesentlich zur Integration der Heimatvertriebenen in die junge Bundesrepublik beigetragen und ihre Abwanderung in das rechtsextreme Lager verhindert zu haben.
Literaturhinweise
Unterwegs zum kleinsten Deutschland? Marginalien zu 50 Jahren Ostpolitik (1996). - Frieden durch Menschenrechte. Festschrift zum 70. Geburtstag (1984); J. Aretz, in: ZGiLB 9 (1999).