* | 04.12.1908 | in Barmen |
† | 05.03.1986 | in Hamburg |
Übersicht
1928-1935 | Theologiestudium in Greifswald, Marburg, Erlangen und Bonn |
1935 | Dozentur in Erlangen |
1936-1940 | Professur in Heidelberg |
bis 1942 | nach Absetzung durch die Nationalsozialisten Gemeindepfarrer in Ravensburg |
1942-1945 | Leiter des Theologischen Amtes der Württembergischen Landeskirche |
1945-1954 | Professor an der Universität Tübingen |
1951 | Rektor |
1954 | Berufung zum Gründungsdekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Hamburg |
1960 | Rektor |
Predigttätigkeit in der Hamburger Stadtkirche St. Michaelis bis Ende der 1960er Jahre | |
1975 | Emeritierung |
Biographischer Werdegang
In der Auseinandersetzung mit dem NS-Regime setzte Thielickes theologisches Denken bei den Grenzsituationen menschlichen Lebens ein. Die von Luthers Rechtfertigungs- und Zwei-Regimenten-Lehre geschärfte Einsicht in die „unmögliche Möglichkeit" christlicher Existenz bildet das Zentrum seiner Theologie. Obwohl parteilos, stand der konservative Theologe der CDU nahe. Er widersprach Martin Niemöller und Gustav Heinemann wegen deren „Nein" zur Wiederbewaffnung. Anfang der 1950er Jahre gehörte er zum westorientierten „Kronberger Kreis" um Eberhard Müller, Reinhold von Thadden-Trieglaff und Hanns Lilje. 1957 sprach er vor dem CDU-Parteitag über das ethische Problem der Atombewaffnung. Er wandte sich gegen die 68er Studentenbewegung und kritisierte den Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf als „Politclub". Seit den Endsechzigern rückte ihn die politische Linke ins rechte Lager und stilisierte ihn zu einer der Symbolfiguren des „kapitalistischen Establishments". Thielicke verfasste über 100 Bücher; die Zahl seiner kleineren Publikationen erscheint unübersehbar. Neben Karl Barth bestimmte er wie kein anderer die evangelische Theologie des 20. Jahrhunderts.
Literaturhinweise
Zu Gast auf einem schönen Stern. Erinnerungen (1984); Der Evangelische Glaube. Grundzüge der Dogmatik, 3 Bde. (1968/1973/1978); Theologische Ethik, 3 Bde. (1968). - F. Langsam: Helmut Thielicke - Konkretion in Predigt und Theologie (1996); L. Mohaupt, in: W.-D. Hauschild (Hg.), Profile des Luthertums (1998); B. Krondorfer: Protestantische Theologenautobiographien und Vergangenheitsbewältigung. Helmut Thielicke als Beispiel für einen nachkriegsdeutschen Leidensdiskurs, in: Lucia Scherzberg (Hg.): Vergangenheitsbewältigung im französischen Katholizismus und deutschen Protestantismus (2008), S. 202-222; H. Speier: Gott als Initiator des Fragens. Helmut Thielickes Apologetik im theologie- und zeitgeschichtlichen Kontext (2009).