Portrait von Karl Theodor zu Guttenberg, von der Seite, lachend
Karl Theodor zu Guttenberg

Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

* geboren 23.05.1921 in Schloss Weisendorf/Oberfranken
† gestorben 04.10.1972 in Schloss Guttenberg

Land- und Forstwirt, Unternehmer, Großgrundbesitzer, rk.

Übersicht

1938 Abitur in Würzburg, Reichsarbeitsdienst
1939-1943 Kriegsdienst
1944 britische Kriegsgefangenschaft
Jan. 1946 Mitgründer der CSU im Landkreis Stadtsteinach
1952-1957 Landrat
1957-1972 MdB
1967-1969 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeskanzler

Biographischer Werdegang

Geprägt von der kompromisslosen Ablehnung des Nationalsozialismus in seiner Familie drängte es Guttenberg nach 1945 in die Politik. Als MdB nahm er sich im Auswärtigen Ausschuss vor allem der Deutschland- und Ostpolitik an und entwickelte sich zu einem der schärfsten Opponenten gegen die Deutschlandpolitik der SPD und später der sozial-liberalen Koalition. Als glänzender Debattenredner trat er leidenschaftlich für die freiheitliche Demokratie, die Westintegration der Bundesrepublik, die deutsch-französische Freundschaft, die europäische Einigung, die „Europäisierung" der deutschen Frage und das Selbstbestimmungsrecht aller Deutschen ein. Er warnte vor den imperialistischen Zielen Moskaus und plädierte als „Gaullist" für eine gemeinsame europäische Atomstreitmacht mit Frankreich. Am 17. Mai 1972 gehörte er, bereits todkrank, zu den zehn Abgeordneten in der CDU/CSU-Fraktion, die die Ostverträge ablehnten. Wiederholt kam es im Verhältnis zur eigenen Partei zu Irritationen. So trübten etwa seine 1962 vom Parteivorsitzenden Franz Josef Strauß als „illoyal" empfundenen Geheimverhandlungen mit Herbert Wehner über die Bildung einer großen Koalition, dem politischen Traumziel Guttenbergs, die persönlichen Beziehungen. In der CSU-Landesgruppe hatte der wirtschaftlich unabhängige, selbstbewusste und als „arrogant" geltende Kollege nur wenige Freunde. Trotzdem gelang es ihm, als „einfacher" Abgeordneter eine eigenständige politische Rolle zu spielen, ohne je Mitglied einer Bundesregierung oder Vorsitzender eines Verbandes zu sein. Auch die CSU erkannte seine Verdienste um die Partei, zu deren überregionaler Bedeutung er maßgeblich beigetragen hatte, an. Als Parlamentarischer Staatssekretär gehörte er zu den wichtigsten Beratern Kurt Georg Kiesingers.

  • R. Morsey, in: ZGiLB 8 (1997); U. Wirz: Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg und das Zustandekommen der Großen Koalition (1997).

Renate Höpfinger