Wo Adenauer wohnte

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Das Wohnhaus

Schwarz-Weiss-Aufnahme von Familie Adenauer vor einem Haus und bergiger Landschaft
Familie Adenauer auf der Terrasse des Wohnhauses 1938

Im Frühjahr 1935 zog Konrad Adenauer mit seiner Familie nach Rhöndorf. Dort wohnten sie zunächst in der Löwenburger Straße zur Miete, bevor Adenauer unweit davon entfernt ein Grundstück kaufen und am steilen Westhang des Siebengebirges oberhalb der Kirche des kleinen Örtchens ein Haus bauen konnte. Kurz vor Weihnachten 1937 zog die Familie Adenauer am Zennigsweg 8 ein.

Das Wohnhaus war als Heim für eine große Familie geplant und gebaut worden. Als auch die vier Kinder aus zweiter Ehe erwachsen wurden und Adenauers zweite Frau Gussie 1948 verstarb, leerte es sich schrittweise. Doch sollte es auch für den späteren Bundeskanzler stets ein privates Refugium bleiben, wo er Ruhe fand und sich von den Strapazen der langen Arbeitstage erholte.

Charles de Gaulle wird von winkenden Menschen begrüßt und schaut oben aus einem Auto raus.
Charles de Gaulle besuchte Adenauer 1962 in Rhöndorf

Das Privathaus wurde dennoch zum Schauplatz bedeutsamer Ereignisse. Eine Woche nach der ersten Bundestagswahl lud Adenauer eine Reihe maßgebender Politiker von CDU und CSU zu sich nach Hause ein. Diese Zusammenkunft am heißen Sommersonntag des 21. August 1949 ist als „Rhöndorfer Konferenz“ in die Geschichte eingegangen. Unter der geschickten Regie des Hausherrn wurde nicht nur die Entscheidung gegen eine Große Koalition getroffen und die Weichen für das von Adenauer favorisierte bürgerliche Regierungsbündnis aus CDU, CSU, FDP und Deutscher Partei gestellt. Auch sorgte die Runde für die Besetzung der künftigen politischen Schlüsselfunktionen: Der Name Adenauer wurde für das Amt des Bundeskanzlers gesetzt, Theodor Heuss als Bundespräsident vorgesehen.

Vom Wohnzimmer im großzügigen Erdgeschoss des Hauses aus öffnet sich ein wunderschöner Blick über das Rheintal nach Westen. Die Einrichtung des Hauses ist seit Adenauers Tod nahezu unverändert geblieben. Die Möbel stammen größtenteils aus der Oberbürgermeisterzeit. An den Wänden befinden sich Gemälde aus dem Familienbesitz von Adenauers erster Frau Emma. Zudem zieren zahlreiche Geschenke die Räume.

In der späten Kanzlerzeit empfing Adenauer zwei Mal den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulles daheim in Rhöndorf. Dieser besonderen privaten Zusammenkunft vorausgegangen waren zwei Einladungen Adenauers in die „Boisserie“, de Gaulles privates Anwesen in Colombey-les-deux-Églises, im Herzen der Champagne. Der private Charakter der Treffen unterstreicht die Freundschaft beider Männer.

Adenauers Haus (Rückseite) mit großem Garten
Blick vom höchsten Punkt des Adenauergartens über das Rheintal

An das Wohnzimmer schließen an der Südseite des Hauses das Esszimmer und die von Adenauer so genannte „Kajüte“ an – ursprünglich eine Terrasse, die später überdacht und in das Haus einbezogen wurde. Hier, wo Adenauer zu frühstücken pflegte, findet der Besucher ein von Winston S. Churchill gemaltes Bild einer antiken Tempelruine sowie ein Landschaftsgemälde des späteren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, das dieser dem Bundeskanzler bei seinem Abschied als Oberkommandierender der NATO-Streitkräfte in Europa im Jahre 1952 schenkte.

Im ersten Stock des Hauses – für Besucherinnen und Besucher nur von außen einzusehen – befinden sich das Arbeitszimmer und daneben das Schlafzimmer, in dem Adenauer am 19. April 1967 starb.

 

Garten und Pavillon

Der Weg vom Ausstellungsgebäude hinauf zum Wohnhaus Konrad Adenauers führt durch den am steilen Hang eines einstigen Weinbergs angelegten Garten. Dabei fällt der Blick auf eine bunte Vielfalt von Bäumen, Sträuchern und Blumen, vor allem immer wieder auf Rosen, die Adenauer liebte, aber entgegen einer weit verbreiteten Legende nicht züchtete.

Der Garten ist durch seine südländisch anmutende Vielfalt von Pflanzen, Plastiken und Brunnen eine Sehenswürdigkeit an sich. Er erinnert nicht zufällig an das nördliche Italien, eine Landschaft, die Adenauer schätzen und lieben lernte. In Cadenabbia am Comer See, wo er in den letzten zehn Jahren seines Lebens regelmäßig seinen Urlaub verbrachte, lernte er auch das Boccia-Spiel kennen, das ihn so sehr faszinierte, dass er sich in unmittelbarer Nähe zum Wohnhaus eine Boccia-Bahn bauen ließ.

Auch die Idee zum Bau eines Pavillons brachte Adenauer aus Cadenabbia mit. Nach seinem Rücktritt vom Amt des Bundeskanzlers fertigte Adenauer selbst die Skizzen, nach denen sein Schwiegersohn, der Architekt Heribert Multhaupt, 1964 den Pavillon im Garten errichtete. Am dortigen Schreibtisch verfasste Adenauer in seinen letzten Lebensjahren drei Bände seiner „Erinnerungen“ sowie die Fragmente des vierten und letzten Bandes.


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Nach wie vor wird an Weihnachten die Krippe in Adenauers Wohnzimmer aufgestellt, die dieser einst für seine Kinder gekauft hatte. Sein Wunsch war, "dass diese Krippe noch lange Kindern erzählen möge von dem Wunder der Menschwerdung".