USA kennt Europa nicht. Ich stand mit den Offizieren der amerikanischen Besatzung hier ganz ausgezeichnet und habe das immer wieder erfahren müssen, daß sie Europa nicht kennen. Daher ist USA auch geneigt, sich nicht für europäische Angelegenheiten zu interessieren. Und doch ist das ganz falsch. Wenn die europäische Kultur, die seit 30 Jahren schwer gelitten hat, ganz zugrunde geht, so wird das auch für USA von grosser Bedeutung sein. Die Gefahr ist gross. Asien steht an der Elbe. Nur ein wirtschaftlich und geistig gesundes Westeuropa unter Führung Englands und Frankreichs, ein Westeuropa, zu dem als wesentlicher Bestandteil der nicht von Russland besetzte Teil Deutschlands gehört, kann das weitere geistige und machtmässige Vordringen Asiens aufhalten. Helfen Sie doch, die Überzeugung in USA zu verbreiten, daß die Rettung Europas nur mit Hilfe von USA erfolgen kann und daß die Rettung Europas auch für USA wesentlich ist.
Schreiben vom 16.3.1946 an William E. Sollmann, Pennsylvania, in der Weimarer Republik sozialdemokratischer Politiker und Publizist, HAStK 1120-596; Original in der Swarthmore College Peace Collection, Pennsylvania, VIII-1-21 und VIII-1-21 a Box 8 DG 45.
Nur die Vereinigten Staaten können Deutschland und Europa retten.
Schreiben vom 17.12.1947 an Raymond L. Hiles, amerikanischer Stadtkommandant von Köln bis zur Ablösung der Besatzung durch die Engländer im Juni 1945, StBKAH 07.05.
Das Interesse der Vereinigten Staaten an den europäischen Dingen in seiner jetzigen Stärke und Intensität wird eines Tages nachlassen, wenn der Gegensatz zwischen den Vereinigten Staaten und Sowjetrußland nachlassen wird, und der wird eines Tages so oder so doch nachlassen.
Auf dem 2. Parteitag der CDU der britischen Besatzungszone in Recklinghausen am 28.8.1948. Druck: Neuaufbau auf christlichen Grundlagen. Zweiter Parteitag der CDU für die Britische Zone, Opladen 1948, S. 11.
Ich glaube nicht, daß jemals in der Geschichte ein siegreiches Land es versucht hat, dem besiegten Land in der Weise zu helfen und zu seinem Wiederaufbau und seiner Erholung beizutragen, wie das die Vereinigten Staaten gegenüber Deutschland getan haben und tun. (Bravo rechts, in der Mitte und bei Teilen der SPD.) Wir glauben, meine Damen und Herren, daß eine spätere Geschichtsschreibung dieses Verhalten der Vereinigten Staaten als eine größere Tat bezeichnen wird als seine Anstrengungen im Kriege. (Sehr richtig! - Lachen bei der KPD.) Ich weiß, daß unzählige Amerikaner aus echter, persönlicher Teilnahme und Nächstenliebe uns Deutschen in unserer schwersten Not, als hier Hunger und Mangel herrschten, in rührender Weise geholfen haben. Das deutsche Volk wird das dem amerikanischen Volk niemals vergessen dürfen, und es wird das auch nicht vergessen.
Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode, 5. Sitzung am 20.9.1949, S . 30.
Wovon lebt Europa? Es lebt von der Gnade der Vereinigten Staaten. Auch das wird nicht immer so bleiben. Es wird eines Tages der Augenblick kommen und kommen müssen, in dem dieses Europa wieder sich selbst helfen kann und auf eigenen Füßen stehen muß.
In München auf einer Veranstaltung der CSU am 3.4.1950, st. N., S. 10, ACDP S. Ad.
Wenn die Integration Europas unmöglich wird, wenn der sowjetrussische Einfluß in Westeuropa noch weiter dadurch wachsen würde, werden ganz sicher die Vereinigten Staaten ihr Interesse an Europa eines Tages verlieren. Dann hat Sowjetrußland sein Ziel erreicht: Es ist Herr über ganz Europa. Wenn ihm das gelingt, wenn Sowjetrußland Herr von Europa werden sollte, dann ist es auch für die Vereinigten Staaten ein sehr beachtenswerter Gegner. Eine Teilung der Welt in eine sowjetrussische und eine amerikanische Einflußsphäre erscheint dann durchaus im Bereich der Möglichkeit; und wir, wir Europäer und schließlich auch England, gehören dann zur russischen Einflußsphäre.
Vor den NEI in Bad Ems am 14.9.1951, st. N., S. 11 f., StBKAH 16.08.
Für den Westen gibt es eine Verteidigungsmöglichkeit an der Elbe, eine andere am Rhein, eine dritte an den Pyrenäen, eine vierte außerhalb Europas. Ob Europa an der Elbe oder am Rhein verteidigt wird, das hängt vor allem von uns hier in Deutschland ab. (...) Jedes europäische Zögern ist jedenfalls Wasser auf die Mühlen eines alten oder neuen amerikanischen Isolationismus, oder auch einer politischen Konzeption, die der Verteidigung Asiens den Vorzug gibt.
Interview mit Ernst Friedlaender im NWDR am 30.1.1953, Bulletin Nr. 22/53, S. 175.
Wer sich versichern lassen will, muß eine Prämie zahlen. Wer da glaubt, Europa sei bei Amerika prämienfrei versichert, befindet sich in einem verhängnisvollen Irrtum.
Interview mit Ernst Friedlaender im NWDR am 30.1.1953, Bulletin Nr. 22/53, S. 175.
Eines, meine Freunde, ist völlig klar: ohne die Hilfe und den Schutz der Vereinigten Staaten ist Europa gegenüber dem Druck Sowjetrußlands machtlos und gefährdet.
Vor dem Gemeinschaftsausschuß der hessischen gewerblichen Wirtschaft in Offenbach am 24.9.1954, st. N., S. 3, „Mitteilung an die Presse“ Nr 1063/54 des BPA vom 25.9.1954, StBKAH 02.12.
Das deutsche Volk wird auch nach der Wiederherstellung der deutschen Souveränität die Stationierung amerikanischer Truppen auf deutschem Boden nur als Beweis dafür empfinden, daß die Vereinigten Staaten die Sicherung der Freiheit Westeuropas und der Bundesrepublik als wesentliches Ziel ihrer Politik ansehen. Bereits heute betrachtet die große Mehrheit der westdeutschen Bevölkerung die amerikanischen Truppen auf deutschem Boden nicht mehr als Besatzung, sondern als Verbündete.
Interview mit Hugh Baillie (United Press), zitiert nach Bulletin Nr. 203/54 vom 27.10.1954, S. 1806.
Die Vereinigten Staaten haben die führende Rolle, in die sie der Ausgang des letzten Krieges gebracht hat, in einer bewundernswerten Weise erkannt und danach gehandelt. Die Krönung ihrer geschichtlichen Sendung würde es bedeuten, wenn es ihnen gelänge, die Abrüstung herbeizuführen.
Ansprache in der Harvard-Universität in Cambridge/USA anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät am 16.6.1955, Bulletin Nr. 110/55, S. 914.
Wir müssen immer mit der Möglichkeit rechnen, daß sich namentlich bei der Entwicklung der nuklearen Waffen Amerika zurückzieht. Das Wort von der "Festung Amerika" ist ein Wort, das wir uns immer vor Augen halten müssen.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 20.9.1956, st. N., S. 34, ACDP VII-001-005/6.
Durch die NATO binden wir die Vereinigten Staaten an uns; ohne die Vereinigten Staaten sind alle europäischen Länder gegenüber der Sowjetunion verloren.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 23.11.1956, st. N., S. 28, ACDP VII-001-005/7.
Ein wirklicher Gegensatz kann nur entstehen und bestehen zwischen gleichwertigen Gegnern. Der wirkliche Gegensatz besteht nur zwischen Sowjetrußland und den Vereinigten Staaten. Vor den Vereinigten Staaten hatten die Sowjets bisher Angst. Ob sie sie jetzt noch haben, weiß ich nicht. Sie wird noch da sein, aber sie ist durch ihr Selbstbewußtsein auf Grund des Sputniks jedenfalls erheblich geringer geworden. Alle anderen europäischen Staaten spielen nur insofern in diesem politischen Kräftespiel in der Welt eine Rolle, als es für Amerika oder für Sowjetrußland wichtig ist, ob diese auf der einen Seite oder auf der anderen Seite stehen.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 17.1.1958, st. N., S. 103 f., ACDP VII-001-007/1.
Wir dürfen uns nicht einbilden, daß Amerika etwa nur um unserer schönen Augen willen uns helfen will und auf eine gute Partnerschaft mit uns Wert legt. Das gilt am wenigsten - lassen Sie mich das in aller Offenheit sagen - von dem Verhältnis der Vereinigten Staaten gegenüber Deutschland. An Frankreich binden die Amerikaner irgendwelche romantische Ideen von der Französischen Revolution her, vor allem von Lafayette; dann schöne Ferien in Frankreich und sonstige Dinge. An Großbritannien binden die Amerikaner zunächst die gemeinsame Sprache und dann vieles anderes Gemeinsame im Wesen und Denken. Aber an uns Deutsche - das hat der Nationalsozialismus sehr gründlich besorgt - bindet Amerika nichts von derartigen Gefühlen und Empfindungen. Das Verhältnis der Amerikaner zu uns beruht auf reinen rationalen Überlegungen. Das müssen wir uns bei alledem, was wir tun, immer wieder klarmachen.
Vor dem Bundesparteiausschuß der CDU am 17.1.1958, st. N., S. 17 ACDP VII-001-021/1.
Die EWG ist für die Vereinigten Staaten wirtschaftlich nicht angenehm, aber die Vereinigten Staaten gehen aus von der politischen Bedeutung dieses Vertrages, weil er auch nach ihrer Auffassung zur Integration Europas führen soll. Daher sind sie bereit, über die eventuellen wirtschaftlichen Nachteile, die die EWG für die Vereinigten Staaten hat, hinwegzusehen, und zwar im Interesse des politischen Zieles.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 9.11.1959, st. N., S. 5 f., ACDP VII-001-008/3.
Man muss sich auch darüber klar sein - das haben mir gegenüber Amerikaner zugegeben -, daß, wenn die Sowjets die Bundesrepublik und namentlich auch noch das Potential von Frankreich, Italien und den Benelux-Ländern in die Hand bekommen, sie wirtschaftlich stärker sind als die Amerikaner und daß dann der Kommunismus wirklich eine große Schlacht gewonnen hat. Wo immer wir und mit wem wir auch sprechen, müssen wir daher den Amerikanern klarmachen - die Einsichtigen sagen, wir wissen es, und deswegen sind wir bereit, die Opfer für Europa zu bringen -, daß es ihre Sache ist, um die es sich hier handelt. Wenn Westeuropa in irgendeiner Form mit seiner Wirtschaft dem Kommunismus und den Sowjets anheimfällt, dann hat Amerika die Schlacht verloren.
Vor dem Bundesparteiausschuß der CDU am 18.11.1960, st. N., S. 3f., ACDP VII-001-021/9.
Nach der ersten Begegnung mit US-Präsident John F. Kennedy:
Die Vereinigten Staaten sind als das stärkste Land die natürliche Führungsmacht in diesem Bündnis [i.e. in der NATO]. Aber eine Führung unter Freien besteht nicht darin, daß der Stärkste seinen Partnern seinen Willen einfach mitteilt, sondern darin, daß er seine Absichten zeitig erkennen läßt und sie mit seinen Partnern diskutiert. Diesem Prinzip folgen auch die Vereinigten Staaten, und sie sind gewillt, dieses Prinzip in vollem Umfang zu befolgen.
Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 3. Wahlperiode, 156. Sitzung am 21.4.1961, S. 8935.
Wie mir scheint, verstehen die Amerikaner zu wenig oder legen zu wenig Wert auf die Mentalität auch der ihnen befreundeten Völker, und damit gewinnt man sich keine Freunde.
Informationsgespräch mit Flora Lewis Gruson (Washington Post) und Sydney Gruson (The New York Times) am 20.2.1962, st. N., S. 16, StBKAH 02.26.
Man muß sich über folgendes klar sein: wenn es Sowjetrußland gelingen sollte, Westeuropa auf irgendeine Weise in seine Sphäre zu bekommen - nicht durch einen Krieg; ich denke jetzt nicht an einen Krieg -, dann würde sich in der Hand dieser Diktatur Sowjetrußland eine wirtschaftliche Macht vereinigen, die den Vereinigten Staaten sehr schwere Sorgen machen würde. Daher ist die Konzeption für uns beide dieselbe für die Vereinigten Staaten und für die Europäer: die Führung müssen die Vereinigten Staaten haben, weil sie das größte Potential einsetzen können; Europa aber muß ein wertvoller Partner der Vereinigten Staaten sein und bleiben.
lnterview mit Wolfgang Höpker für Christ und Welt, erschienen am 17.9.1965, Nr. 38, XVIII. Jg.
Der Gemeinsame Markt mag noch so groß sein und noch so prosperieren - ohne die Vereinigten Staaten sind wir gegenüber Sowjetrußland verloren. Sowjetrußland respektiert nur die Macht, nicht den Wohlstand.
Informationsgespräch mit James Bell, Klaus Dohrn und Charles D. Jackson (Time) am 28.6.1962, st. N., S. 10, StBKAH 02.26.
Wenn Sie von Ihrem Krieg in Vietnam hypnotisiert bleiben, wird das amerikanische Volk die Nase voll bekommen. Es wird eine psychologische Grenze erreichen und Sie zum Rückzug in den Isolationismus zwingen.
Interview mit Cyrus L. Sulzberger, erschienen in The New York Times am 10.2.1965.
Es war immer meine große Sorge und ist es auch jetzt, daß Amerikas Aufmerksamkeit mehr nach Asien als nach Europa hin gelenkt würde.
lnterview mit Wolfgang Höpker für Christ und Welt, erschienen am 17.9.1965, Nr. 38, XVIII. Jg.
Wenn die USA ihre Front in Europa vernachlässigen, wird der Gegner - der in jedem Fall der gleiche ist - im Pazifik, an der asiatischen Front viel stärker auftreten. Beide Fronten müssen daher gleichzeitig gesehen werden. Die atlantische Front ist deshalb für die USA von solcher Bedeutung, weil der Besitz Europas durch die Sowjetunion die Russen zu einem höchst gefährlichen Gegner der USA macht. Die Sowjetunion hätte dann ein gleich starkes Potential wie die Vereinigten Staaten.
Interview mit "United-Press", 8.6.1955. Bulletin 106/55.
Sie haben mit Ihrer Hilfe das Leben von Millionen Deutschen gerettet. Sie haben ihren Lebensmut erneuert und ihnen den Glauben an die wahre Menschlichkeit zurückgegeben. Durch Ihre Gare-Organisation haben Sie in der Tat Millionen vor dem Hungertod gerettet. Das können wir nicht vergessen und werden wir nicht vergessen.
Vor dem National Press Club in Washington, 8.4.1960. Bulletin 121/60.
Nach dem Zusammenbruch meines Landes in der Folge des letzten Krieges war es mir und meinen Freunden klar, daß es nur einen Weg aus den Ruinen und dem Chaos gab, nämlich unzertrennbare Bindungen zur freien Welt und besonders zu den Vereinigten Staaten von Amerika herzustellen. Und mein Glaube und mein Vertrauen in die Vereinigten Staaten von Amerika sind nie enttäuscht worden.
Ich habe es immer als eine der größten Taten der Völker angesehen, daß nach dem Sieg im Jahre 1945 die Sieger unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika die Besiegten nicht zurückgestoßen haben, sondern im Gegenteil den Besiegten eine helfende Hand ausgestreckt haben. Ich glaube, das war groß - eine große Tat - und einzig in der Geschichte.
Tischrede im Weißen Haus in Washington, 12.04.1961.
Die Hilfe, die die Sowjetunion den Kommunisten in Griechenland gab, veranlaßte den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Truman, am 11. März 1947 eine sehr scharfe und eindeutige Erklärung an die Adresse der Sowjetunion zu richten. Truman war durch den Tod Roosevelts Präsident der Vereinigten Staaten geworden, nachdem er erst wenige Monate das Amt des Vizepräsidenten innegehabt hatte. Truman hatte in sehr kurzer Zeit ein klares Bild über die außenpolitische Lage, über die Gefahren, die der Kommunismus allen freien Völkern in der Welt brachte, gewonnen. (...) Präsident Truman kündigte an, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, dem griechischen Appell um wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung nachzukommen. Er kündigte weiter an, daß auch die Türkei, die sich in einer ähnlichen Situation wie Griechenland befand, amerikanische Hilfe erhalten solle.
Erinnerungen 1945-1953, a. a. O., S. 113.
Ich bin davon überzeugt, dass allein die Vereinigten Staaten Europa wieder aufrichten können und dass die Folgen eines dauernden Niedergangs oder Zusammenbruchs Europas für die ganze Welt schrecklich sein würden; aber die Denkungsart der Völker ist so verschieden, dass allzu leicht Missverständnisse das Vertrauen und die Zusammenarbeit trüben können.
Schreiben vom 16.2.1948 an Captain Albert C. Schweizer, Besatzungsoffizier der amerikanischen Militärregierung in Köln (bis Juni 1945) und Bayern, StBKAH 07.06.
Da nach der Natur der Sache das amerikanische Volk nicht gewillt sein wird, auf Jahrzehnte hinaus amerikanische Heere in Europa zu unterhalten, werden die westeuropäischen Länder mit ihrem Menschenmaterial, unterstützt natürlich von den Vereinigten Staaten, einen dauernden wirksamen Schutz gegenüber dem sowjetrussischen Expansionsstreben bilden müssen. Das wird nur möglich sein, wenn es wirklich gelingt, Europa zusammenzufassen und zu integrieren.
Vor dem Ministerkomitee des Europarates in Straßburg am 3.8.1951, Redemanuskript, S. 18f., vertraulich, StBKAH 02.09.
Die Vereinigten Staaten, die durch den Kriegsausgang in den Besitz einer Macht gekommen waren, wie sie selten einem Volke zuteil wird, haben gezeigt, daß sie wohl erkannt haben, daß Macht und Reichtum dem Besitzer Pflichten gegenüber der Allgemeinheit auferlegen. Von der späteren Geschichtsschreibung wird meiner Überzeugung nach die moralische Größe, die das amerikanische Volk und seine Regierung bei der Benutzung ihrer Macht gegenüber Europa und besonders auch gegenüber Deutschland gezeigt haben, als eine der größten Taten eines Volkes bezeichnet werden.
In Wetzlar auf einer Veranstaltung der CDU am 30.4.1952, Bulletin Nr. 50/52, S. 528.
Wenn dieses Europa nicht den Willen zeigt, sich zu einer Einheit zusammenzufinden, und wenn es nicht den Willen zeigt, eine defensive Abwehrfront gegenüber dem Osten zu errichten, dann liegt doch die Gefahr außerordentlich nahe, daß der verantwortliche Mann in den Vereinigten Staaten sagt: "Mehr als ich getan habe, kann Amerika nicht tun. Dann muß Europa sehen, wie es selbst fertig wird."
Auf einer Großkundgebung des Deutschen Bauernverbandes anläßlich der Grünen Woche in Berlin am 1.2.1955, Bulletin Nr. 22/53, S. 173f.
Nichts wäre falscher als eine Politik, die sich auf die Annahme gründet, die Vereinigten Staaten seien auf Europa angewiesen und könnten sich, auch wenn sie es wollten, daraus nicht mehr zurückziehen. Es ist richtig, daß Amerika heute in Europa wichtige eigene Interessen militärischer und wirtschaftlicher Art wahrzunehmen hat. Aber es ist ein fundamentaler Unterschied, ob diese Interessen verteidigt werden von einem Amerika, das von den Europäern als notwendiges Übel betrachtet und behandelt wird, oder von einem Amerika, das weiß, daß es sich auf seine europäischen Freunde und Partner verlassen kann.
Interview mit dem "Rheinischen Merkur", Ausgabe vom 9.7.1954, Nr. 28, 9. Jg.
Der Druck, der jetzt indirekt durch Sowjetrußland in Asien ausgeübt wird, hat nach meiner Überzeugung den Zweck, der großen amerikanischen Öffentlichkeit klarzumachen, daß Amerika nicht gleichzeitig in Asien und in Europa festen Fuß fassen und Politik treiben kann. Es ist in der Tat so - und hier geben sich namentlich viele Deutsche einem Irrtum hin -, daß schon immer im westlichen Teil der Vereinigten Staaten, im mittleren Westen, die Frage "Asien" eine viel größere Rolle gespielt hat in der öffentlichen Meinung als die Frage "Europa". Das liegt in der Natur der Dinge. Der amerikanische Kontinent ist so groß, daß man es verstehen muß, wenn man etwa in New York hauptsächlich auf das achtet, was in Europa geschieht, in San Francisco, aber auch schon in Chicago, insbesondere darauf achtet, was in Asien vor sich geht.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 5.2.1955, st. N., S. 7, ACDP VII-001-004/1.
Das Ziel der russischen Politik ist, die Vereinigten Staaten aus Europa wegzubringen, weil sie wissen, daß sie dann Europa beherrschen werden. Sie wissen ganz genau, daß es das Beste, das einzige Mittel ist, die Vereinigten Staaten zu einer völligen Änderung ihrer Europapolitik zu bringen, wenn dieses Europa sich nicht einigt.
In Goslar auf einer Veranstaltung der CDU am 22.4.1955, st. N., S. 6, StBKAH 02.13.
Lebensnotwendigkeiten der europäischen Staaten müssen nicht immer auch Lebensnotwendigkeiten der Vereinigten Staaten sein und umgekehrt; daraus können sich Verschiedenheiten der politischen Auffassungen ergeben, die zu selbständigem politischem Vorgehen führen können. Die europäischen Völker müssen sich, je mehr der letzte Krieg seine unmittelbaren Rückwirkungen auf die jetzige Zeit verliert und zur Geschichte wird, auf ihre eigene Stärke und Verantwortung besinnen, schon - lassen Sie mich auch das noch einmal wiederholen -, weil man den Vereinigten Staaten nicht zumuten kann, bei ihrer Politik in erster Linie an europäische Interessen zu denken.
Rede vor den Grandes Conférences Catholiques in Brüssel am 25.9.1956, Bulletin Nr. 181/56, S. 1726.
Dieses Europa hat sich nun jetzt, vom Standpunkt der Amerikaner, aber auch vom Standpunkt der Vernunft aus betrachtet, seit 1945 politisch so dumm benommen und eine Unklugheit nach der anderen begangen, daß man es verstehen müßte, wenn die Amerikaner sagten, mit den Europäern ist nichts zu machen. Denken Sie bitte daran, welche Haltung Großbritannien Jahre hindurch gegenüber den Bestrebungen zur Vereinigung Europas eingenommen hat. Denken wir bitte daran, daß es zwar gelungen ist, die Montanunion zu schaffen, daß aber dann Frankreich bei dem weiteren Schritt der Schaffung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft am 30. August 1954 in der schrecklichsten Weise versagt hat. Wir haben dann die Westeuropäische Union auf der Londoner Konferenz im Oktober 1954 geschaffen. Aber die Westeuropäische Union hat bisher geschlafen. Sie hat geschlafen, weil die Engländer wieder nicht mittun wollten. Die Amerikaner haben ungeheure Aufwendungen im Interesse der Freiheit in der Welt gemacht. Sie sind es doch gewesen, die damals unter Truman in Korea eingegriffen haben. Wenn nun die Amerikaner dieses ganze Gezanke der Europäer dauernd sehen, dann kann man schließlich verstehen, wenn sie sagen, wenn diesem Europa nicht zu helfen ist, wenn das ein Kontinent ist, der sterben will, dann können wir ihn auch nicht mehr am Leben erhalten.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 23.11.1956, st. N., S. 21f., ACDP VII-001-005/7.
Sicher wird eine Weltmacht wie die Vereinigten Staaten auch den außerhalb Europas auftretenden Fragen ihre Aufmerksamkeit schenken müssen. Aber nach meiner festen Überzeugung ist für das Schicksal der Menschheit und auch für das Schicksal der Vereinigten Staaten entscheidend, was aus Europa wird.
Schreiben vom 8.12.1956 an US-Außenminister John Foster Dulles, StBKAH III/2.
Wäre in Amerika das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit Europa nicht so lebendig gewesen, so wäre das freie Europa auch ein Opfer östlicher Macht geworden und heute nur noch ein historischer Begriff.
Rede aus Anlaß der ersten Tagung der Europäischen Kulturstiftung in Amsterdam am 23.11.1957, Bulletin Nr. 219/57, S. 2022.
Überlegen Sie einmal, wie das wäre, wenn Amerika nicht mehr zu uns hielte! Glauben Sie vielleicht, daß Sowjetrußland uns oder Europa irgendwie fürchten würde? In keiner Weise! Es würde im Handumdrehen mit uns allen glatt fertig werden.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 17.1.1958, st. N., S. 104, ACDP VII-001-007/1.
Denken Sie einmal daran: Es könnte nach einer Wahl in den Vereinigten Staaten - in Amerika sind Wahlen überhaupt eine merkwürdige Sache - der Gedanke auftauchen: Sollen wir bei dem Bild, das Europa bietet, uns noch weiter mit so großen Steuern belasten, sollen wir noch weiter unsere amerikanischen Soldaten diesen Gefahren in Europa aussetzen? Sollen wir nicht lieber mit Sowjetrußland einfach halbpart machen, der eine beherrscht diesen Teil der Erde und der andere jenen, dann haben wir doch bis auf weiteres Ruhe.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 17.1.1958, st. N., S. 105, ACDP VII-001-007/1.
Nun hat Amerika jahrelang geglaubt, keiner könne es übertreffen, bis auf einmal - ich sage, Gott sei Dank - der Sputnik kam. Ich sage deshalb Gott sei Dank, weil Amerika dadurch aus seinem Traum erwacht ist.
Vor dem Bundesparteiausschuß der CDU am 17.1.1958, st. N., S. 17, ACDP VII-001-021/1.
Der Westen muß einig bleiben! Kein Land darf eine Extratour machen wollen. Sämtliche westlichen Länder müßten es teuer bezahlen, wenn irgendein Land eine Extratour riskieren würde. Es bleibt auch dabei, daß innerhalb der freien Welt die Vereinigten Staaten das einzige Land sind, das die Führerschaft beanspruchen und die freie Welt aus dieser Verstrickung - die auch die unfreie Welt mit umfaßt - herausführen kann.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 25.4.1958, st. N., S. 9, ACDP VII-001-007/2.
Der Spannungsherd, das eigentliche Feld der Spannung, das ist doch wahrhaftig nicht zwischen Sowjetrußland und Westeuropa, das ist zwischen Sowjetrußland und den Vereinigten Staaten, und da muß die Abrüstung einsetzen, aber nicht nur der nuklearen Waffen, auch der konventionellen Waffen, die Westeuropa bedrohen. Da müssen sie einsetzen, und wir dürfen uns durch keine Manöver, auch von Deutschen nicht, von dieser Forderung abbringen lassen. Die Welt darf sich nicht davon abbringen lassen, sie darf nicht auf Nebenwege gehen, nicht auf Abwege gehen.
In Berlin auf einer Veranstaltung der CDU in der Deutschlandhalle am 5.12.1958, st. N., S. 11f., StBKAH 02.18.
Wir sind bereit, den Nichtmitgliedern des Gemeinsamen Marktes auf wirtschaftlichem Gebiet so weit entgegenzukommen, daß der politische Zweck des EWG-Vertrages dadurch nicht gefährdet wird. Das muß unser Leitgedanke sein. Die übrigen Mitglieder des Gemeinsamen Marktes teilen diese Auffassung. Die Vereinigten Staaten haben sich zu diesen Fragen geäußert, aber nicht öffentlich, sondern intern. Mir hat Eisenhower, als er damals hier war, gesagt, die europäische Integration hält die Vereinigten Staaten fest an Europa.
Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 9.11.1959, st. N., S. 5, ACDP VII-001-008/3.
Die Ära Eisenhower ist in den Vereinigten Staaten zu Ende, und an ihre Stelle ist die Demokratische Partei unter dem Präsidenten Kennedy getreten. Ich glaube, es ist nur natürlich, daß nun diese neue amerikanische Administration Zeit haben will, um sich in das ganze ungeheure Gebiet der amerikanischen Politik hineinzuarbeiten. Wir Europäer vergessen nur zu schnell, daß in den Vereinigten Staaten sehr wesentliche innerpolitische Angelegenheiten einer Neuordnung harren. Ich erwähne nur die Arbeitslosenzahl in den Vereinigten Staaten, die jetzt 5,7 Millionen beträgt; ich erwähne das Schulwesen, die ganze Wirtschaftslage, und dazu kommen dann die außenpolitischen Fragen, die aber nicht nur europäische Fragen sind, sondern auch asiatische Fragen und dazu südamerikanische Fragen.
In Bonn auf einer Veranstaltung der CDU am 9.3.1961, st. N., S. 3, StBKAH 02.23.
Ich habe immer wieder versucht, den Amerikanern klar zu machen, daß, wenn die Bundesrepublik verloren gehe, im Laufe der Entwicklung auch Frankreich und Italien zu der kommunistischen Welt gehören würden, wenn auch in einer abgeschwächten Form. Dann würde die wirtschaftliche Macht der Sowjetunion die wirtschaftliche Macht der USA bei weitem übersteigen, und daß es dann den Sowjets möglich wäre, durch Unterbietungen auf dem Weltmarkt in gewissen Artikeln die USA in ein soziales Chaos zu stürzen.
Aufzeichnung vom 31.10.1961, S. 4, StBKAH III/52.
Sie wissen, daß ich ein Freund der Vereinigten Staaten bin und daß ich immer wieder nur als ein Zeichen wirklicher Größe anerkennen kann, daß die Vereinigten Staaten nach dem Kriege den geschlagenen Völkern in dieser Weise geholfen haben. Da war nach meiner Meinung die große Gefahr, daß Amerika sehr stark versagen würde. Das ist nicht der Fall gewesen.
Informationsgespräch mit Flora Lewis Gruson ("Washington Post") und Sydney Gruson ("The New York Times") am 20.2.1962, st. N., S. 12, StBKAH 02.26.
Es ist von manchen deutschen Politikern und auch von manchen deutschen Zeitungen dann das Wort von der "Atlantischen Union" gesprochen worden. Daran denkt kein Mensch! Wenn man zuviel zusammenbringt, platzt manchmal die ganze Geschichte. - Wir wollen mit den Vereinigten Staaten - ich spreche jetzt von EWG - eine Partnerschaft, aber nicht ein allgemeines Gemengsel.
"Kanzler-Tee" mit der "Teerunde" am 2.3.1962, st. N., S. 7f., StBKAH 02.26.
Wir dürfen Amerika unter keinen Umständen aus der Verteidigungsgemeinschaft entlassen, ohne die USA sind wir verloren.
Interview mit Georg Schröder für "Die Welt", erschienen am 18.5.1962, Nr. 115, 17. Jg.
Das ist unser Bestreben: Wir wollen die Führung der Vereinigten Staaten, Europa soll ein wertvoller Partner sein. Und ich glaube, die Vereinigten Staaten legen auch in der jetzigen Administration noch Wert darauf, daß Europa ein wertvoller Partner der Vereinigten Staaten ist und bleibt.
Auf dem 11. Bundesparteitag der CDU in Dortmund am 3.6.1962, Protokoll des Parteitages, hrsg. v. der CDU-Bundesgeschäftsstelle, Bonn o. J., S. 22.
Auf die reale Macht kommt es an, die von den Vereinigten Staaten durch die nuklearen Waffen beherrscht wird. Deswegen sind alle in Europa verloren, wenn wir Ihre Hilfe nicht haben. Davon gehen Sie bitte aus. Ob mit oder ohne Gemeinsamen Markt, ohne Ihre Hilfe sind wir verloren.
Informationsgespräch mit James Bell, Klaus Dohrn und Charles D. Jackson ("Time") am 28.6.1962, st. N., S. 10, StBKAH 02.26.
Eine große atlantische Wirtschaftsgemeinschaft, das wäre ein Ding, das eigentlich gar nicht funktionieren würde. Sicher werden wir immer mit den Vereinigten Staaten und daher mit seiner Wirtschaft möglichst Hand in Hand gehen. Aber, meine Herren, Amerika muß seine Wirtschaft nach seinen eigenen Interessen führen, und wir Europäer müssen es ja auch, und wir können höchstens vergleichen, wie weit unsere beiderseitigen Interessen eine Annäherung erlauben.
Auf einer Pressekonferenz in Bonn am 23.1.1963, st. N., S. 18, StBKAH 02.30.
Sehen Sie, Amerika ist und bleibt ein Führungsland. Deswegen haben wir das Interesse, daß die inneren Zwistigkeiten, die in jedem Lande sind, in Amerika möglichst gering sind, damit es die Außenpolitik geschlossen und aufmerksam verfolgt.
Informationsgespräch mit Gaston Coblentz ("New York Herald Tribune") am 5.8.1563, st. N., S. 5, StBKAH 02.31.
Aber Amerika hat einen Mangel, der mit seiner Jugend zusammenhängt. Es sieht Dinge zu sehr nur von seinem Standpunkt aus, und das hängt mit der Jugend zusammen. Nehmen Sie einen jungen Menschen, einen Mann von 25/30 Jahren. Der sieht die Dinge nur von seinem Standpunkt aus an. Ihm kommt gar nicht in den Sinn, daß auch ein anderer Standpunkt, von dem die Sache etwas anders aussieht, genauso berechtigt ist wie sein eigener. An dem Fehler leidet Amerika wegen seiner Jugend. Das tut mir deswegen besonders leid, weil dadurch Amerika in der Welt vielfach nicht den Rang erhält, den es verdient.
Informationsgespräch mit Daniel Schorr (CBS) am 15.8.1963, st. N., S. 13, StBKAH 02.31.
Vom russischen Standpunkt aus betrachtet müssen Sie einmal Europa ansehen, erstens, welche innere Widerstandskraft es hat, zweitens, welch starkes wirtschaftliches und auch militärisches Potential es darstellt. Wenn es Sowjetrußland gelingen würde, Westeuropa nicht etwa zum Satellitenstaate zu machen, nein, in sein politisches Kielwasser zu bekommen, dann wäre Sowjetrußland in der Tat die stärkste Macht der Welt, viel stärker als die Vereinigten Staaten. Das spreche ich sehr offen und sehr ruhig aus, das habe ich auch bedeutenden Amerikanern gegenüber ausgesprochen. Hier in Europa liegt die Gefahr für die Welt, auch für die Vereinigten Staaten, liegt auch für Sowjetrußland die Möglichkeit, so stark zu werden, daß es, auch gegenüber Rotchina, bestehen bleiben kann.
Pressekonferenz in Bonn am 4.8.1964, st. N., S. 15, StBKAH 02.34.
Ich habe das Gefühl, daß die Leitung der Vereinigten Staaten der Auffassung ist, daß für die Vereinigten Staaten das Wichtigste das ist, was in Asien geschieht, und ich bin der Auffassung, daß die verwundbarste Stelle für Amerika Europa ist.
Informationsgespräch mit James Bell ("Time & Life") am 3.1.1966, st. N., S. 3f., StBKAH 02.37.
Die Interessen Europas und die der Vereinigten Staaten sind nicht immer identisch, und die europäischen Staaten müssen durch die Einigung Europas in die Lage versetzt werden, auch ihre Interessen zur Geltung zu bringen. Das Wesentliche und Grundsätzliche, die Erhaltung der Freiheit und des Friedens als die höchsten Güter der Menschheit, sind in den Vereinigten Staaten und in Europa in gleicher Weise Ziel der Politik.
Letzte außenpolitische Rede Konrad Adenauers in Madrid im Ateneo am 16.2.1967, Redemanuskript, S. 16f., StBKAH 02.38.