Hanns Jürgen Küsters
Adenauer war stets ein Förderer von Kunst und Kultur. Er sah sie als Bereicherung seines Lebens und Glaubens an. Privat sammelte er mit Vorliebe Bilder aus dem 15. und 16. Jahrhundert, bewies nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte der Malerei kunstgeschichtliches Urteilsvermögen und liebte klassische Musik. Auf Reisen besuchte er häufig Museen des jeweiligen Landes. Auch während seiner letzten Auslandsreise 1967 gehörte ein Besuch im Prado in Madrid zu seinem Programm.
„Kunst, die zeitlos die Menschen bewegt, hat ihre Wurzeln im Glauben an das Überirdische", sagte er. Stets wehrte er sich dagegen, Kunst, Macht und Politik zu vermischen. Denn "Künstler können sich nicht aussuchen, in welcher Zeit sie leben und in wessen Gunst sie geraten". In der Betrachtung von Bildern fand er Trost und Hoffnung, schöpfte aus ihnen Kraft, schwere Zeiten zu bestehen.
Schon während seiner Studentenzeit interessierte sich Adenauer für Kunst und Kunstgeschichte. In seiner Freizeit besuchte er viele Museen. Besonders die Werke alter Meister beeindruckten ihn. Oft hielt er sich in der Alten Pinakothek in München auf.
Als Kölner Oberbürgermeister betrieb er in den 1920er Jahren den Umbau des Kunstgewerbemuseums, verfolgte mit großem Interesse die Aktivitäten des kunstgeschichtlichen Instituts der Kölner Universität und unterstützte die Gründung des kulturhistorischen "Rheinischen Museums". Ernst Buchner, Kenner der altdeutschen Malerei, beauftragte er mit der Leitung des Wallraf-Richartz-Museums.
Adenauer sammelte selbst Kunstwerke. In seinem Haus in Rhöndorf befinden sich vorwiegend Gemälde aus der holländischen, flämischen und italienischen Schule. Auch in seinem Arbeitszimmer umgab er sich mit Kunstwerken.
Erbauung und Kraft fand Adenauer ebenso in der Musik. Besonders erfreute ihn, einen Männerchor zu hören. Denn „die Leute, die in einem Männerchor sind, sind noch Leute mit Gemüt, die nicht nur politisieren, und das ist mir sehr sympathisch". Außerdem liebte er die klassische Musik, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn und "Italiener", wie er sich auszudrücken pflegte. Barocke Musik von Antonio Vivaldi beispielsweise bekam in seiner Beurteilung ein "sehr gut". "Haydn brauche ich immer, wie man ein Glas frisches Wasser trinkt. Tschaikowski höre ich, wenn ich aufgeregt bin, das regt mich dann noch weiter an." Mit der "neuen Musik" - Schönberg und Hindemith - konnte er nicht viel anfangen. Adenauer bevorzugte die menschliche Stimme, Lieder von Schubert, "gut gesungen", trugen am meisten zu seiner Erholung bei.