Einsichten

Die persönliche Freiheit ist und bleibt das höchste Gut der Menschen!

Konrad Adenauer, Auf dem 2. Parteitag der CDU der britischen Besatzungszone in Recklinghausen am 28.8.1948. Druck: Neuaufbau auf christlichen Grundlagen. Zweiter Parteitag der CDU für die Britische Zone, Opladen 1948, S. 7.

Es gibt politische Notwendigkeiten, die so zwingend sind, daß sie sich auf lange Sicht durchsetzen müssen. Mein sogenannter Optimismus ist nichts anderes als das Vertrauen in die Kraft dieser Notwendigkeiten.

Interview mit Ernst Friedlaender im NWDR am 5.3.1952, Bulletin Nr. 27/52, S. 261.

Friede ohne Freiheit ist kein Friede!

Weihnachtsansprache am 25.12.1952 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Politische Tageserfolge können im Bewußtsein eines Volkes verblassen. Was aber bleibt und weiter wirkt, ist die Kraft und Geschlossenheit einer Haltung, hinter der eine Idee steht.

Geleitwort zu dem Protokoll des 5. Bundesparteitages der CDU in Köln (28.-30.5.1954), Protokoll des Parteitages, hrsg. v. der CDU-Bundesgeschäftsstelle. Bonn o. J., S. 7.

Sehen Sie, meine Damen und Herren, jeder Mensch, wir alle miteinander und jede Fraktion und jede Partei hat ein Recht, was zu den Menschenrechten gehört, und das ist das Recht, klüger zu werden.

In Dortmund auf einer Veranstaltung der CDU am 12.10.1952,s t. N., S. 6, StBKAH 02.11.

Ich vergesse nicht so leicht, nur zeige ich es nicht immer.

Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 5.2.1955, st. N., S. 82, ACDP VII-001-004/1.

Greife niemand an, der abwesend ist und sich nicht verteidigen kann. Wenn er da ist, zieh ruhig gegen ihn los. Lege unangenehme Dinge sofort auf den Tisch des Hauses!

Gegenüber Dr. Paul Otto, CDU-Politiker aus Osnabrück. in: Paul Weymar, Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie, a. a. O., S. 310 f.

Der Durchschnittsmensch ist kein Idealist, sondern er lenkt seine Nase immer dort hin, wo er glaubt, etwas zu erreichen. Er fragt sich immer, was habe ich davon.

Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 17.1.1958. st. N., S. 23, ACDP VII-001-007/1.

Ich finde, die deutsche Geschichte hat seit Jahrzehnten doch keine Leute hervorgebracht, die man nun über alles in der Welt bewundern könnte, und, ehrlich gestanden, ich finde einen Mann oder eine Frau, die aus Nächstenliebe alles für die Nächsten tun, größer als einen Staatsmann.

Informationsgespräch mit Serge Groussard (Le Figaro) am 27.3.1958, st. N., S. 4, ACDP Ni. von Eckardt 1-oi0-002/1.

Haydn brauche ich immer, wie man ein Glas frisches Wasser trinkt. Tschaikowsky höre ich, wenn ich aufgeregt bin, das regt mich dann noch weiter an.

lnformationsgespräch mit Herbert Altschull (Associated Press) am 14.5.1958, st. N., S. 15, BPA-Pressearchiv F 30.

Das Recht war auf die Dauer immer stärker als die Gewalt und wird es auch in Zukunft sein.

Weihnachtsansprache am 24.12.1958 über die Deutsche Welle, Bulletin Nr. 238/58, S. 2376.

Seit ich hier tätig bin, habe ich immer das Gefühl, daß die Angehörigen eines Volkes, die nie unter einer Diktatur gelebt haben, gar nicht die Mentalität des Volkes verstehen, das unter einer Diktatur gelebt hat.

"Presse-Tee" mit britischen Journalisten am 8.1.1962, st. N., S. 3, StBKAH 02.26.

Ich habe seit vielen Jahren immer gesagt, Gott ist eigentlich ungerecht gewesen; er hat der menschlichen Dummheit keine Schranken gesetzt, wohl aber der menschlichen Klugheit.

Informationsgespräch mit Dr. Kurt Lachmann (US News and World Report) am 2.3.1962, st. N., S. G f., StBKAH 02.26.

Man darf nie vergessen: Jeder Baum wird klein gepflanzt!

Gegenüber Anneliese Poppinga im April 1962, vgl. Das Wichtigste ist der Mut!, a. a. O., 5405.

Die entscheidenden moralischen und politischen Werte und Eigenschaften des Menschen werden in der Jugend geprägt. Nach ihnen richtet sich der Mensch später in hohem Maße in seinen Empfindungen, in seiner Opferbereitschaft, in seinem ganzen Tun und Handeln.

Ansprache vor dem Stadtrat von Paris am 4.7.1962. Bulletin Nr. 121/62, S. 1050.

Alles Negative wird gelesen und bleibt haften, aber alles Positive wird als selbstverständlich hingenommen.

Vor dem Bundesparteiausschuß der CDU am 13.71962, st. N., S. 39, ACDP VII-00I-002.

Man soll nie sagen, daß man jemanden überzeugt habe, der Betreffende hat das nicht gern.

"Kanzler-Tee" mit der "Tee-runde" am 27.7.1962, St. N.,S. 8 StBKAH 02.27.

Treue Freunde sind sehr selten. (...) Das kann man erst feststellen, wenn man so tief unten ist wie ich war.

Interview mit Daniel Schorr (CRS) am 22.8.1962, st. N. der Fernsehaufnahme, Teil III, S. 26, StBKAH 02.27.

Kennen Sie das Motto des Kölner Karnevals seit hunderten von Jahren? Das heißt: Jeck loss Jeck elans! Das heißt also: laß den vorbei! Sie können es feiner ausdrücken: Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu. - Das Wort ist nach meiner Meinung eine der größten Lebensweisheiten!

Interview mit Will McBride (Twen) am 17.2.1966, st. N., S. 13, StBKAH 02.37.

Musik ist so verschiedenartig wie die Menschen. Aber gute Musik wirkt doch auf jeden Menschen ein: klärend, erfreuend und erhebend!

Notiz zum "Rhöndorfer Konzert", erweiterte Fassung der 1966 erschienenen und von Konrad Adenauer autorisierten Langspielplatte seiner Lieblingsmelodien.

Wir Männer merken eigentlich immer erst, was unsere Frauen bedeuten, wenn sie fehlen. Dann fehlt es überall im Haus, und wir sehen, was die Frau eigentlich ohne Aufhebens ganz im Stillen leistet. Und was entbehren erst die Kinder!

Gespräch mit Elly Heuss-Knapp im Mai 1952. In: Hans Peter Mensing, Emma, Gussie und Konrad Adenauer, mit ihren Töchtern Ria Reiners, Lotte Multhaupt und Libet Werhahn, in: D. Zimmer (Hg.), Deutschlands First Ladies, Stuttgart 1998, S. 36.

Schmerzen verlangen Selbstzucht. Schmerzen bedeuten Training des Willens, und sie formen den Menschen.

Im Gespräch anläßlich des Besuches Präsident Kennedys, Juni 1963, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.

Die Gestaltung neuer Dinge braucht stets viel Geduld.

Im Abschiedsgespräch mit Sorin, 16.7.1956, in: Konrad Adenauer, "Erinnerungen 1955-1959", Stuttgart 1967.

Ich erblicke demokratische Freiheit darin, daß man unter Umständen auch gegen die Meinung seiner Parteifreunde handelt.

Rücknahme der Präsidenten-Kandidatur, Bundestag 11.6.1959, Protokoll.

Man soll nicht zuviel sprechen. Wer immer spricht, dessen Wort wird nur wenig geachtet. Man soll nur dann sprechen, wenn es absolut notwendig ist und wenn man glaubt, man müßte es tun.

Vor dem Deutschen Bundestag 15.10.1963, Protokoll.

So schwer die Jahre waren, die hinter uns liegen, ich fürchte, die Jahre, die vor uns liegen, werden nicht leichter sein.

Auf dem CDU-Bundesparteitag in Stuttgart 26.4.1956, Protokoll.

Das Alter hat auch einiges für sich. Wer im Laufe seines Lebens in den verschiedensten Situationen seine Beobachtungen gemacht und Erfahrungen gesammelt hat, der sieht manches ruhiger, abgeklärter und gelassener. Er weiß, daß in dieser verwirrten und rastlosen Welt sich alles ständig verändert. Das Alter hat einen wichtigen Vorzug gegenüber der Jugend: den Schatz an Erfahrungen.

Gespräch Ostern in Cadenabbia 1966, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.

Jeder muß bis zum Rest seiner Kraft das tun, was seine Pflicht ist.

Im Gespräch Februar 1965, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.

Die Wiederholung wichtiger Gedanken kann gar nicht schaden. Es macht gar nichts, wenn eine grundlegende Sache zwei- oder dreimal gesagt wird. Dann besteht die Chance, daß wenigstens etwas hängenbleibt.

Gespräch in Rhöndorf 1965, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.

Der Weltraum mit seinen unausdenkbaren Dimensionen, mit seinen Milchstraßensystemen, Spiralnebeln und was weiß ich. Was ist da schon die Entfernung zum Mond oder zur Venus? Was sind wir schon in diesem Weltraum, wir, die Menschen?

Gespräch in Cadenabbia 1966, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.

Erfolg ist das Ergebnis harter und zäher Arbeit. Es erfordert die Anspannung aller Kräfte.

Im Gespräch Februar 1965, in: Anneliese Poppinga, "Meine Erinnerungen an Konrad Adenauer", Stuttgart 1971.

Ich halte es gar nicht für richtig, das Licht unter den Scheffel zu stellen. Das verlangt der liebe Gott von uns gar nicht. Da ist nämlich in der Regel Heuchelei dabei.

Auf dem CDU-Bundesparteitag 26.4.1960 in Karlsruhe, Protokoll.

Sich ganz auszuwirken, mit den Kräften und der Seele, mit seiner ganzen Persönlichkeit schöpferisch tätig zu sein, ist der schönste Inhalt des menschlichen Lebens.

Einführungsansprache als Oberbürgermeister, Köln 18.10.1917, Protokoll Stadtratssitzung.

Mein sogenannter Optimismus ist nichts anderes als das Vertrauen in die Kraft der Notwendigkeiten.

Interview mit Friedlaender, 5.3.1952. Bulletin 27/52.

Geduld ist die stärkste Waffe des Besiegten.

Ansprache im Edelstahl-Werk Gebr. Böhler, Düsseldorf-Oberkassel, 13.5.1954. Bulletin 92/54.

Vielfach wird einem erst klar, was wertvoll ist und was an Werten geschaffen worden ist, wenn man sich vorstellt, wie es aussähe, wenn ein Schritt nicht getan, wenn eine Tat, ein Tatbestand nicht gesetzt worden wäre.

Vor der Hermann-Ehlers-Gesellschaft, 22.6.1956. Bulletin 123/56.

Initiativen, die nur gemacht werden, damit etwas gemacht wird, richten Schaden an. Initiativen dürfen nur ergriffen werden, wenn Situationen sich ergeben, die Hoffnung auf Erfolg bieten.

"Grüne Woche", 2.2.1957. Bulletin 24/57.

Nicht verzagen, wohl die Dinge sehen, wie sie sind, klar in die Zukunft sehen und die Entschlüsse fassen, die nötig sind; dann aber auch zu diesen Entschlüssen stehen, konsequent dazu stehen.

Schlußkundgebung der Tagung "Gemeinschaft katholischer Männer Deutschlands", Bamberg, 20.7.1952. Bulletin 95/52.

Man darf auch nicht zu viel verlangen, denn wenn man zu viel verlangt, mindert man die Stoßkraft des Wichtigsten und eventuell Aussichtsreichen.

Zum Vorsitzenden des Kölner Zentrums Johann Rings am 20. Oktober 1927.

Ich bin ja mit dem lieben Gott so weit einverstanden, aber dass er der Klugheit Grenzen gesetzt hat und der Dummheit nicht, das nehme ich ihm wirklich übel.

Zu Felix von Eckardt. Abgedruckt in: Frielingsdorf, Volker: Auf den Spuren Konrad Adenauers durch Köln. Köln 2001, S. 71.

Wer große Verantwortung trägt, muss ein warmes Herz haben; aber er muss auch einen kühlen Kopf haben, sonst führt ihn sein warmes Herz bald in die Irre.

Zitiert nach Horst Osterheld: Konrad Adenauer. Ein Charakterbild, S. 32.

Auf die Frage von Günter Gaus: Man hat Sie gern den großen Vereinfacher der Politik genannt. Halten Sie diese Charakterisierung für lobend oder für abwertend?
Das halte ich für ein ganz großes Lob, denn in der Tat, man muß die Dinge auch so tief sehen, daß sie einfach sind. Wenn man nur an der Oberfläche der Dinge bleibt, sind sie nicht einfach; aber wenn man in die Tiefe sieht, dann sieht man das Wirkliche, und das ist immer einfach.

Interview mit Günter Gaus am 29.12.1965, ausgestrahlt im ZDF am 04.01.1966. Druck: Günter Gaus: Zur Person, Bd. II, S. 53; Anneliese Poppinga: Konrad Adenauer. Geschichtsverständnis, Weltanschauung und politische Praxis, S. 7.

Wir sind alle Sünder. Und das beste ist, die Sünden aufrichtig zu bereuen, dann aber auch wirklich zu vergessen.

Aus einer der letzten Tischreden. Abgedruckt in: Frielingsdorf, Volker: Auf den Spuren Konrad Adenauers durch Köln. Köln 2001, S. 71.

Lieber etwas Verbesserungsbedürftiges machen als nichts.

Zitiert nach Horst Osterheld: Konrad Adenauer. Ein Charakterbild, S. 62.

Man muß beim Bocciaspielen sehr genau überlegen, welche Richtung man gibt. Ich pflege mit der rechten Hand zu werfen, eine unserer Mitspielerinnen wirft mit der linken Hand, aber ich finde, die rechte Hand ist doch immer sehr viel besser. Ich glaube, recht und richtig hängt irgendwie zusammen. Und deswegen sind nach meiner Meinung die Würfe mit der rechten Hand viel aussichtsreicher als die Würfe mit der linken Hand.

Bei Filmaufnahmen in Cadenabbia. Zitiert in: Konrad Adenauer. Dokumente aus vier Epochen deutscher Geschichte. Das Buch zur Ausstellung. Bad Honnef/Rhöndorf 1997, S. 127.

Keiner ist im Besitze der alleinigen Wahrheit. Nur durch Rede und Gegenrede und durch gegenseitigen Austausch kann man hoffen, doch der Wahrheit möglichst nahe zu kommen.

In Köln auf einer Veranstaltung der CDU am 11.8.1946, st. N., S. 1, ACDP S. Ad.

Gewalt erzeugt immer wieder Gewalt, wenn nicht jetzt, dann in einer späteren Zukunft.

In Mühlheim/Ruhr auf einer Veranstaltung der CDU am 29.9.1946, st. N., S. 10, ACDP S. Ad.

Kranke geistige Auffassungen wirken wie ansteckende Krankheiten, sie greifen über und stecken an.

Auf dem 2. Parteitag der CDU der britischen Besatzungszone in Recklinghausen am 28.8.1948. Druck: Neuaufbau auf christlichen Grundlagen. Zweiter Parteitag der CDU für die Britische Zone, Opladen 1948, S. 7.

Man soll nicht nur immer auf das hinstarren, was man noch nicht hat, sondern auch mal rückwärts sehen und feststellen, was denn nun erreicht ist.

In Heidelberg auf einer Veranstaltung der CDU und CSU am 21.7.1949, st. N., S. 4, ACDP S. Ad.

Im Übrigen habe ich, als alter Mann, die Tugend der Geduld gelernt. Man darf nicht zu viel von heute auf morgen erwarten, nicht zu schnell enttäuscht werden.

Interview mit "Die Zeit", erschienen am 5.11.1949, Nr. 44, 4. Jg.

Wenn man immer nur an die Schwierigkeiten denkt, dann tut man überhaupt nichts.

In Dortmund auf einer Veranstaltung der CDU am 13.5.1950, st. N., S. 15, StBKAH 02.06.

Letzten Endes hat auch keiner die Weisheit für sich allein gepachtet, und fast alle Aufgaben lassen sich unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten und erfahren dann auch eine verschiedene Würdigung. Also eine Uniformität kann es nicht geben und darf es nicht geben, das wäre Stillstand, das wäre geistiger Tod.

Vor maßgebenden Politikern der CDU-Kreisparteien Rheinland und Westfalen in Bonn am 13.1.1951, st. N., S. 5, StBKAH 02.08.

Verlust der persönlichen Freiheit ist das Schlimmste, das dem Menschen widerfahren kann. Verlust der Freiheit des Einzelnen ist auch das Schlimmste, was der Menschheit widerfahren kann, denn der Verlust bringt Abstieg und Niedergang auf allen Gebieten menschlichen Seins.

Ansprache in der Frankfurter Universität am 30.6.1952, Bulletin Nr. 81/52, S. 826.

Man sieht nur zu leicht im menschlichen Leben vor sich alle die Sorgen, die die künftigen Monate und Jahre bringen werden. Aber was man nicht sieht, das ist die Kraft, die jeder Tag und jeder Monat und jedes Jahr dem Menschen, der die Kraft haben will, von neuem schenkt.

Ansprache in der Frankfurter Universität am 30.6.1952, Bulletin Nr. 81/52, S. 826.

Sie wissen doch alle, daß man einen Menschen nur dann gewinnen kann, wenn man ihm Vertrauen zeigt; aber ich gewinne ihn niemals, wenn ich ihm nur mit Mißtrauen gegenübertrete.

Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode, 222. Sitzung am 10.7.1952, S. 9911.

Die innere Konstruktion des Menschen bringt es mit sich, daß er nur zu oft eine Besserung seiner Lage als eine Selbstverständlichkeit hinnimmt.

Auf dem 3. Bundesparteitag der CDU in Berlin am 18.10.1952, Protokoll des Parteitages, hrsg. v. der CDU, Bonn o. J., S. 24.

Der Mensch vergißt zu leicht und vergißt zu schnell, und er hat gewöhnlich noch die besondere Gabe, das zu vergessen, woran er nicht denken will.

In Köln auf einer Veranstaltung der CDU am 2.11.1952, st. N., S. 7, StBKAH 02.10.

Es ist nun einmal so im Leben und insbesondere im politischen Leben, daß geschaffene Tatbestände oft stärker sind als das Recht.

Schreiben vom 9.11.1953 an den baden-württembergischen CDU-Landtagsabgeordneten Josef Vogt, StBKAH 10.25.

Man muß in dieser denkwürdigen Zeit, in der wir leben, immer wieder versuchen, sich nicht durch die Ereignisse des Tages oder der Woche beeindrucken zu lassen, man muß bemüht bleiben, tiefer zu sehen und den Entwicklungsstrom zu erkennen.

Rede anläßlich eines Banketts des Vereins der Auslandspresse in Bad Godesberg am 6.4.1954, Bulletin Nr. 67/54, S. 579.

Ein Rückschlag und eine Krise, ist das der Beweis dafür, daß das, was man getan hat und was man weiter tun wird, falsch war?

Nach dem Scheitern des Vertrages zur Schaffung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft in einer Rede in Offenbach am 24.9.1954 vor dem Gemeinschaftsausschuß der hessischen gewerblichen Wirtschaft, "Mitteilung an die Presse" Nr. 1063/54 des BPA vom 25.9.1954. S. 1.

Erscheint nicht Zufriedenheit vielen als Gegnerin des Fortschritts, und ist nicht für viele noch immer der Fortschritt der Götze, den sie anbeten? Und doch ist das eine Auffassung, die den Menschen niemals zur Freude kommen läßt, die ihn dazu verführt, das Erreichte gering zu erachten, die ihn immer weiter treibt, bis er schließlich am Ende seiner Tage erkennen muß, daß sein Leben schöner und froher gewesen wäre, wenn er sich dessen gefreut hätte, was er besessen hat.

Weihnachtsansprache am 25.12.1954 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Leider Gottes ist es ja häufig in der Welt so, daß die zuverlässigen und klügeren Leute zu still sind und die anderen, die Unzuverlässigen und weniger Klugen, zu laut sind - eine Erfahrung, die man ja immer wieder beobachtet.

Vor dem Bundesparteiausschuß der CDU am 1.10.1955, st. N., S. 12, ACDP VII-001-020/5.

Kritik muß man sich im privaten und im amtlichen Leben gefallen lassen.

Schreiben vom 8.12.1955 an Bundesaußenminister Dr. Heinrich von Brentano, StBKAH 111/24.

Erfahrungen, wenn man einigermaßen offenen Auges durch das Leben geht, sind eigentlich durch nichts zu ersetzen, nicht durch Wissenschaft, nicht durch Lernen, nicht durch angeborene Klugheit. Das ist es alles nicht, sondern wenn man durch eine wechselvolle Zeit hindurchgeschritten ist, bald an höherer, bald an weniger höherer Stelle, und das alles in sich aufgenommen hat, dann bekommt man doch ein Gefühl dafür, was das Echte, das Wahre und das Bleibende ist. Man bekommt ein viel stärkeres Gefühl dafür, als wenn man sich das mit dem Verstand zurechtlegt oder aus irgendeinem anderen Motiv heraus. Man hat es dann selbst erlebt und an sich erfahren.

Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 15.1.1956, st. N., S. 5, ACDP VII-001-005/1.

Man denkt, man überlegt sich, und eine andere Kraft greift einen dann und führt einen. Ich glaube, der Mensch kann da nichts Besseres tun, als sich dieser Führung zu überlassen, um auf alle Fälle die Aufgaben, mögen sie groß oder klein sein, zu erfüllen, die ihm nun aufgetragen sind.
Das ist das Wesentliche für den Menschen, und das ist auch das Wesentliche für den Christen. Es ist aber auch das Wesentliche für den Politiker, obgleich die Politiker nach meinen Erfahrungen schlechte Christen sind. Ich schließe mich ein und schließe keinen von uns aus!

Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 13.1.1956, st. N., S. 7, ACDP VII-001-005/1.

Die rechte Hand muß wissen, was die linke tut. Ja, im allgemeinen, sie braucht ja nicht zu sagen, daß sie es weiß, aber sie muß es wissen.

Informationsgespräch mit Harry Kern (North American Newspaper Alliance, NANA) am 29.9.1956, st. N., S. 5, ACDP NL von Eckardt I-010-002/1.

Ich habe oft das Empfinden, als ob manche, auch kluge Leute aus allen Ständen, insbesondere aber die Jüngeren, nicht die Labilität unseres ganzen Seins kennten. Das Leben eines jeden einzelnen Menschen schließt in sich ein Auf und Ab. Dieses Auf und Ab gilt auch von der Wirtschaft, gilt auch vom politischen Leben. Manchmal scheint es mir, als ob man an die Möglichkeit eines Abwärtsgehens nicht denkt oder nicht denken will.

Auf dem 4. Ordentlichen Bundeskongreß des DGB in Hamburg am 1.10.1956, Bulletin Nr. 185/56, S. 1763.

Wenn die innere Ordnung fehlt, fehlt die innere Kraft, fehlt die Gelassenheit, fehlt die Ruhe, die Zufriedenheit.

Weihnachtsansprache am 25.12.1956 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Innere Ordnung hat der, der zwischen Gut und Böse unterscheidet und der fest entschlossen ist, immer dem Guten treu zu bleiben. Diese innere Ordnung muß man sich selbst erwerben. Es bedarf dazu vieler Arbeit an sich selbst und vielen Widerstands gegen nicht gute Einflüsse, die aus dem eigenen Innern und von außen kommen. Wenn wir diese innere Ordnung nicht haben, hilft uns weder Erwerb noch Genuß, noch äußerer Erfolg, um zu einem inneren Gleichgewicht zu kommen und damit zu dem höchsten Glück, das uns dieses Leben gewähren kann.

Weihnachtsansprache am 25.12.1956 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Der Mensch muß weiterstreben, ständig und unermüdlich. Von früher Jugend an hat mir mein Vater das eingeprägt.

Weihnachtsansprache am 25.12.1956 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Besinnung auf die inneren Güter des Menschen ist so selten möglich in dieser stürmischen Zeit. Doch der Mensch braucht sie so notwendig, um zur Ruhe und zur Zufriedenheit zu gelangen. Mit Entschlossenheit müssen wir uns die Stunden, die wir zur inneren Besinnung nötig haben, abringen, sonst wird unser Leben, trotz aller äußeren Erfolge, unbefriedigend und unglücklich - ein sinnloses Leben.

Weihnachtsansprache am 25.12.1957 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Die Grundlage für ein gutes christliches Leben ist weder die Armut noch der Reichtum, sondern ein mäßiger Besitz.

Vor dem Bundesparteivorstand der CDU am 17.1.1958, st. N., S. 88, ACDP VII-001-007/1.

Ich wünsche sehr, daß die Deutschen die Musik, auch den Gesang, wieder mehr pflegen. Ich freue mich immer, wenn ich einen Männerchor höre. Die Leute, die in einem Männerchor sind, sind noch Leute mit Gemüt, die nicht nur politisieren, und das ist mir sehr sympathisch.

Informationsgespräch mit Herbert Altschull (Associated Press) am 14.5.1958, st. N., S. 13, BPA-Pressearchiv F 30.

Ein rätselhaftes Wesen ist der Mensch. Wie oft handelt er gegen seine eigene bessere Erkenntnis, mißachtet er die Wahrheit und das Gute und frevelt gegen Gott.

Weihnachtsansprache am 25.12.1958 über die deutschen Rundfunksender. Druck: Martin Verlag, Buxheim/Allgäu o. J., o. S.

Die Dummheit ist die größte Macht in der Welt und die Feigheit; das sind die beiden größten Mächte.

Informationsgespräch mit Walter Lippmann ("New York Herald Tribune") am 17.3.1959, st. N., S. 15, BPA-Pressearchiv F 30.

Mir scheint diese Verwilderung der deutschen Sprache, die nach meinen Beobachtungen eingesetzt hat namentlich durch eine unbedenkliche Nachfolge der amerikanischen Presse, einer gewissen amerikanischen Presse, ist das Zeichen einer gewissen Verwilderung des geistigen Denkens.

Vor der Unions-Presse in Bonn am 17.10.1959, st. N., S. 4, StBKAH 02.20.

Um neue Freunde zu gewinnen, darf man nicht alte Freunde vor den Kopf stoßen.

Informationsgespräch mit Flora Lewis Gruson ("Washington Post") und Sydney Gruson ("The New York Times") am 20.2.1962, st. N., S. 11, StBKAH 02.26.

Es ist mit den Menschen wie mit allem, was wächst: Es dürfen keine Sprünge vorkommen. Wenn ein Mensch aus der Armut plötzlich zu großem Reichtum kommt, bekommt ihm das meistens schlecht. Ebenso geht es einem reichen Menschen, der plötzlich verarmt, der sich dann viel unglücklicher fühlt als ein anderer, der immer ohne Mittel gewesen ist. (...) Auch der jetzige Aufstieg nach dem Zusammenbruch und nach der Zerstörung ist für meinen Geschmack etwas zu schnell gegangen, und das verdirbt den Menschen, das verträgt er nicht. Deshalb glaube ich, daß wir Deutsche an uns selbst noch eine große Aufgabe der Erziehung haben und daß wir unserem Volk - und jeder auch sich selbst - beibringen müssen: Maßhalten! Weder himmelhoch jauchzend, noch zu Tode betrübt, sondern maßhalten, nicht zuviel verlangen, aber auch nicht nichts verlangen, sondern alles mit Maß. (...) Jeder einzelne muß sich erziehen. Wenn jeder einzelne sich erzieht, dann wird auch das Maßhalten im Politischen und im Wirtschaftlichen Allgemeingut. Das ist also nach meiner Meinung eine der größten Aufgaben, die uns Deutschen noch bevorstehen, daß wir unser Volk zum Maßhalten erziehen.

Interview mit Daniel Schorr (CBS) am 21.8.1962, st. N. der Fernsehaufnahme, Teil 3, S. 2 f., StBKAH 02.27.

Das, meine verehrten Damen und Herren, ist wirklich mit die Wurzel aller Unzufriedenheit, daß wir gar nicht mehr sehen können, daß es einem anderen besser geht und daß auch noch immer Unterschiede auf der Erde bleiben müssen. Ich habe noch keinen darüber klagen gehört oder den Staat verantwortlich dafür zu machen gehört, daß der eine einen anderen, besseren Magen hat. Das wird immer bleiben. Und was viel wichtiger ist: Der eine wird ein besseres Gehirn haben als der andere, und der eine wird fleißiger sein als der andere, und wer fleißiger ist und ein besseres Gehirn hat, der wird naturgemäß in diesem Leben weiterkommen. Das muß sein im Interesse auch unseres ganzen Geschlechts. Denn die Faulheit und die Dummheit wollen wir doch nicht prämieren.

Ansprache auf einem Festakt anläßlich der 10. Sommertagung des Politischen Clubs an der Evangelischen Akademie in Tutzing am 19.7.1963, st. N., S. 10, StBKAH 02.31.

Ja, der Mensch will, aber er hat keine Macht über sich. Es wird ihm etwas über die Schultern gelegt, und das muß er tragen.

Informationsgespräch mit Cyrus L. Sulzberger ("The New York Times") am 22.7.1963, st. N., S. 8, StBKAH 02.31.

Ich kann mir nichts Grausameres, nichts Schrecklicheres denken - wir haben es doch zum Teil an uns selbst erlebt - als ein Leben in der Diktatur und in der Sklaverei.

In Berlin bei dem Abschiedsbesuch als Bundeskanzler während einer Feierstunde im Schöneberger Rathaus am 10.10.1963, Pressemitteilung Nr. 199 vom 10.10.1963 des Pressedienstes des Landes Berlin, st. N., S. 8.

Nur vom Sprechen und vom Zuhören kann etwas Gutes werden, nicht vom Sprechen allein; das Zuhören gehört dazu.

Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 4. Wahlperiode, 86. Sitzung am 15.10.1963, S. 4166.

Nicht nachkarten, warum! Das soll man nicht, sonst ärgert man sich wieder.

Informationsgespräch mit Jean Botrot am 22.11.1963, st. N., S. 1, StBKAH 02.32.

Ich beobachte die Presse und die Nachrichten, die ich so vom Presse- und Informationsamt bekomme, sehr genau und sehr argwöhnisch. Als ich Bundeskanzler wurde, war ich viel weniger argwöhnisch als jetzt; da habe ich den Leuten viel mehr geglaubt. Ich bin durch diese Tätigkeit etwas verdorben, das gebe ich ohne weiteres zu, ich bin nun argwöhnisch geworden.

Pressekonferenz in Bonn am 4.8.1964, st. N., S. 14, StBKAH 02.34.

Auf die Frage von Günter Gaus: Wie mußte ein Mensch beschaffen sein, damit er Ihr Freund werden konnte, zum Beispiel Robert Pferdmenges?

Ja, wie soll ich Ihnen eine solche Frage beantworten. Freundschaft im späten Alter ist sehr selten, da entsteht sie sehr selten. Aber Freundschaft entsteht aus einer Harmonie in den beiderseitigen Überzeugungen und aus dem Vertrauen, das man gewinnt.

Interview mit Günter Gaus am 29.12.1965, ausgestrahlt im ZDF am 04.01.1966. Druck: Günter Gaus: Zur Person, Bd. II, München 1966, S. 56.

Wir werden klüger, indem wir Erfahrungen sammeln. Die Erfahrungen sind die Samenkörner, aus denen die Klugheit emporwächst.

Interview mit Wolfgang Bretholz für "Welt am Sonntag", erschienen am 18.7.1965, Nr. 29, Ausgabe W, 18. Jg.