Israel und jüdisches Volk

Wir wollen als Christen die Achtung vor dem Menschen ohne Rücksicht auf seine konfessionelle, rassische oder völkische Zugehörigkeit wiederherstellen. Im Geiste dieser Toleranz sehen wir in unseren jüdischen Landsleuten vollberechtigte Mitbürger. Wir wünschen, daß sie mit gleichen Rechten und Pflichten am geistigen, politischen und sozialen Aufbau unseres Landes teilhaben. Wir können und wollen ihre Mitarbeit nicht entbehren.

Interview mit Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland, erschienen am 25.11.1949, Nr. 33, 4. Jg.

Das deutsche Volk ist gewillt, das Unrecht, das in seinem Namen durch ein verbrecherisches Regime an den Juden verübt wurde, soweit wiedergutzumachen, wie dies nur möglich ist, nachdem Millionen Leben unwiederbringlich vernichtet sind. Diese Wiedergutmachung betrachten wir als unsere Pflicht.

lnterview mit Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland, erschienen am 25.11.1949, Nr. 33, 4. Jg.

Die Bundesregierung ist bereit, gemeinsam mit Vertretern des Judentums und des Staates Israel, der so viele heimatlose jüdische Flüchtlinge aufgenommen hat, eine Lösung des materiellen Wiedergutmachungsproblems herbeizuführen, um damit den Weg zur seelischen Bereinigung unendlichen Leides zu erleichtern.

Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode, 165. Sitzung am 27.9.1951, S. 6698.

Ich erachte es für eine der vornehmsten moralischen Verpflichtungen des deutschen Volkes, daß es nach Kräften das tut, was man tun muß, durch eine meinetwegen symbolhafte Haltung doch zu zeigen, daß es nicht einverstanden ist mit dem, was in den Jahren des Nationalsozialismus dem Judentum angetan worden ist. Der Bundestag hat wiederholt in einstimmigen Entschließungen Bekundungen des Bedauerns über diese Freveltaten der Vergangenheit gegenüber den Juden ausgesprochen.

Vor dem Bundesparteiausschuß der CDU am 6.9.1952, st. N., S. 5, ACDP VII-001-019/11.

Die Bundesrepublik ist entschlossen, im Rahmen des Möglichen wiedergutzumachen, was Hitler dem Judentum angetan hat. Nichts hat uns hierzu gezwungen als die Forderung des eigenen Gewissens.

Interview mit Ernst Friedlaender im NWDR am 12.11.1952, Bulletin Nr. 177/52, S. 1563.

Nach der ersten Begegnung mit dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion im Hotel Waldorf Astoria in New York am 14.3.1960:
Ich bin seit langem ein Bewunderer seiner staatsmännischen Leistung und seines Zielbewußtseins beim Aufbau eines modernen Israel und dessen sehr bemerkenswerter Entwicklung. Das deutsche Volk empfindet tiefe Genugtuung, daß, durch die Wiedergutmachung für Opfer des Nazismus, ein Beitrag für den Aufbauprozess Israels geleistet wird. Ich bin sicher, daß das deutsche Volk, ebenso wie meine Regierung, der Überzeugung ist, daß die gemeinsame Zusammenarbeit und Hilfe für Israel auch in Zukunft Früchte tragen werden.

Erklärung über den Sender Rias II, Berlin, am 14.3.1960, Anhang I zum Nachrichtenspiegel I des BPA vom 15.3.1960.

Vor Beginn des Eichmann-Prozesses:
Ministerpräsident Ben Gurion hat vor wenigen Tagen gesagt, daß die jungen Deutschen nicht für Untaten vieler Angehöriger der älteren Generation Deutschlands verantwortlich gemacht werden können. Er hat ausdrücklich das Interesse seines Landes an einem freundschaftlichen Verhältnis zu dem neuen Deutschland betont. Für diese Worte vor Beginn der Verhandlungen gegen Eichmann sind wir ihm aufrichtig dankbar.

Fernsehansprache am 10.4.1961, Bulletin Nr. 67/61, S. 641.

Die Versöhnung herbeizuführen, mit Israel und mit dem gesamten Judentum der Welt. Das war mein vornehmstes Anliegen aus dem Gefühl einer tiefen inneren Verpflichtung heraus, auch aus dem Gefühl heraus, daß die Menschheit gerade doch dem Judentum so viel verdankt auf allen Gebieten des menschlichen Geistes und auf dem Gebiete der Religion.

Rede aus Anlaß der Verleihung der Ehrendoktorwürde des Weizmann-Instituts in Rehovoth am 3.5.1966; Druck: Rolf Vogel, a. a. O., S. 197.

Wer unsere besondere Verpflichtung gegenüber den Juden und dem Staat Israel verleugnen will, ist historisch und moralisch, aber auch politisch blind. Der weiß nichts von der jahrhundertelangen deutsch-jüdischen Geschichte und nichts von den reichen Beiträgen, die von Juden zur deutschen Kultur und Wissenschaft geleistet worden sind. Er begreift nicht die Schwere der Verbrechen des nationalsozialistischen Massenmords an den Juden.

Artikel unter der Überschrift „Bilanz einer Reise“ in Die politische Meinung, Juni 1966, Nr. 115, 11. Jg., S. 17.

Der Weg zur Annäherung ist für beide Seiten schwer, für uns schwer angesichts der Ungeheuerlichkeit, mit der unsere Vergangenheit belastet ist, für die Israelis schwer angesichts des unendlichen Leides, das das jüdische Volk ertragen mußte. Aber das Leben geht weiter. Um die Zukunft bestehen zu können, muß man nach vorn blicken und sich nicht durch den Bann der Vergangenheit lähmen lassen.

Erinnerungen 1953-1955, a. a. O., S. 161.

Wenn die deutsche Jugend heute zu den Aufführungen der "Anne Frank" strömt, wenn sie sich für den Aufbau Israels interessiert und im internationalen Schüler- und Studentenaustausch freundschaftlich mit jüdischen Altersgenossen zusammenkommt, so sehe ich darin eine Entwicklung, die nicht freudig genug begrüßt werden kann. Lassen Sie mich hinzufügen, daß dieser neue Weg der Jugend für mich die stärkste Garantie dafür zu sein scheint, daß sich Dinge, wie sie sich unter Hitler abgespielt haben, nicht wiederholen können.

Interview "Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland". Bulletin 209/58.

Das Verhältnis unseres Landes zu Israel und dem Judentum in Ordnung zu bringen, ist von Anfang an ein Hauptziel meiner Politik gewesen, aus moralischen wie aus politischen Gründen. Deutschland konnte nicht wieder zu einem geachteten und gleichberechtigten Mitglied der Völkerfamilie werden, ehe es seinen Willen zur Wiedergutmachung - soweit sie überhaupt möglich ist - bekundet und erwiesen hatte. Darum habe ich, als die Situation es erlaubte, Verbindung zu der damaligen israelischen Regierung gesucht. Es kam schließlich zu dem Luxemburger Vertrag von 1952, den die Bundesrepublik getreulich erfüllt hat.

Konrad Adenauer: Bilanz einer Reise. Deutschlands Verhältnis zu Israel, in: Die Politische Meinung, Jg. 11/1966, Heft 115.

Ich betrachte deshalb das Abkommen mit Israel und mit den jüdischen Weltverbänden als eines der wichtigsten Ereignisse und einen der schönsten Erfolge meiner politischen Tätigkeit.

Ansprache im Deutschen Fernsehen, 16.01.1960.

Ihre besondere Aufmerksamkeit wird die Bundesregierung dem Ausgleich der den jüdischen Staatsangehörigen zugefügten wirtschaftlichen Schäden widmen. Die bestehende Gesetzgebung bedarf hier mancher Verbesserung und Ergänzung. Der Staat Israel ist die nach außen sichtbare Zusammenfassung der Juden aller Nationalitäten.

Interview mit "Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland", erschienen am 25.11.1949, Nr. 33, 4. Jg.

Die Bundesregierung und mit ihr die große Mehrheit des deutschen Volkes sind sich des unermeßlichen Leides bewußt, das in der Zeit des Nationalsozialismus über die Juden in Deutschland und in den besetzten Gebieten gebracht wurde. Das deutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit die an den Juden begangenen Verbrechen verabscheut und hat sich an ihnen nicht beteiligt. Es hat in der Zeit des Nationalsozialismus im deutschen Volke viele gegeben, die mit eigener Gefährdung aus religiösen Gründen, aus Gewissensnot, aus Scham über die Schändung des deutschen Namens ihren jüdischen Mitbürgern Hilfsbereitschaft gezeigt haben. Im Namen des deutschen Volkes sind aber unsagbare Verbrechen begangen worden, die zur moralischen und materiellen Wiedergutmachung verpflichten, sowohl hinsichtlich der individuellen Schäden, die Juden erlitten haben, als auch des jüdischen Eigentums, für das heute individuell Berechtigte nicht mehr vorhanden sind.

Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode, 165. Sitzung am 27.9.1951, S. 6698.

Unter Bezugnahme auf die Erklärung, die die Bundesregierung am 27.9.1951 im Bundestag abgab und in der sie sich bereit erklärte, mit Vertretern des jüdischen Volkes und Israels Verhandlungen wegen der Wiedergutmachung der unter dem nazistischen Regime entstandenen Schäden aufzunehmen, möchte ich Ihnen mitteilen, daß die Bundesregierung den Zeitpunkt für gekommen erachtet, in dem solche Verhandlungen beginnen sollten. Ich bitte Sie, in Ihrer Eigenschaft als Vorsitzender der Conference on Jewish Material Claims against Germany, sowohl dieser Konferenz als auch der Regierung Israels von dieser Bereitschaft Kenntnis zu geben.
Ich möchte dazu bemerken, daß die Bundesregierung in dem Problem der Wiedergutmachung vor allem auch eine moralische Verpflichtung sieht und es für eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes hält, das Möglichste zu tun, um das an dem jüdischen Volk begangene Unrecht wiedergutzumachen.

Schreiben vom 6.12.1951 an den Vorsitzenden der Conference on Jewish Material Claims against Germany, Dr. Nahum Goldmann, London. Druck: Erinnerungen 1953-1955, a. a. O., S. 138.

Es ist richtig, wir hatten gegenüber dem Staat Israel keine finanziellen Verpflichtungen, aber es bestand doch eine ungeheure Schuld gegenüber dem gesamten Judentum der Welt. (Beifall.) Der Bundestag hat wiederholt die moralische Verpflichtung des deutschen Volkes anerkannt, nach Möglichkeit diese Schuld zu tilgen. Wir haben beim Abschluß des Luxemburger Abkommens am 10. September dieses Jahres das getan, was das moralisch Gebotene war.

Auf dem 3. Bundesparteitag der CDU in Berlin am 18.10.1952, Protokoll des Parteitages, hrsg. v. der CDU, Bonn o. J., S. 25.

Sicher: bei weitem nicht alle Deutschen waren Nationalsozialisten, und es hat auch manche Nationalsozialisten gegeben, die mit den begangenen Greueln nicht einverstanden waren. Trotzdem ist dieser Akt der Wiedergutmachung durch das deutsche Volk notwendig. Denn unter Mißbrauch des Namens des deutschen Volkes sind die Untaten begangen worden.
Soweit überhaupt durch unsere Kraft etwas für die Beseitigung der Folgen geschehen kann - ich denke hier an die entstandenen materiellen Schäden, die der Nationalsozialismus den von ihm Verfolgten zugefügt hat -, hat das deutsche Volk die ernste und heilige Pflicht zu helfen, auch wenn dabei von uns, die wir uns persönlich nicht schuldig fühlen, Opfer verlangt werden, vielleicht schwere Opfer. Die Bundesregierung hat seit ihrem Bestehen diese Pflicht immer anerkannt.

Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode, 252. Sitzung am 4.3.1953, S. 12092.

Die Verfolgung der Juden begann in Deutschland mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahre 1933. Sie steigerte sich ständig und erreichte während des Krieges, ohne daß sie dadurch zu einer Kriegshandlung im völkerrechtlichen Sinne wurde, jenes grauenerregende Ausmaß, das uns allen in seinem vollen Umfang erst nachträglich bekanntgeworden ist.

Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode, 252. Sitzung am 4.3.1953, S. 12093.

Ich glaube, daß der Vertrag mit Israel, der vom Bundestag mit einer solch überwältigenden Mehrheit ratifiziert wurde, am stärksten die Ablehnung des nationalsozialistischen Geistes zeigt. Dieser Versuch einer Wiedergutmachung wurde vom ganzen deutschen Volk als eine moralische Verpflichtung verstanden und äußerst ernst genommen. Wir wissen durchaus, daß die vom Hitler-Regime begangenen Verbrechen nicht ungeschehen gemacht werden können, so wenig wie das daraus entstandene Leid gelöscht werden kann, wie hoch auch die finanzielle Entschädigung sein mag. Aber wir sind freiwillig über eine moralische Verpflichtung hinausgegangen und haben einen rechtlichen Vertrag abgeschlossen.

Vor dem National Press Club in Washington, D. C., am 8.4.1953, Rückübersetzung aus dem Englischen, S. 8f., StBKAH 02.11.

Und wenn ich daran denke, wie wir den Vertrag mit Israel abgeschlossen haben, das haben wir doch getan - jetzt darf ich auch mal von uns hier sprechen - aus moralischen Gründen: Wir wollten einen Akt des Bekenntnisses damit abgeben.

Informationsgespräch mit Flora Lewis Gruson ("Washington Post") und Sydney Gruson ("The New York Times") am 20.2.1962, st. N., S. 20, StBKAH 02.26.

Gar zu gern hätte ich noch während meiner Amtszeit die diplomatischen Beziehungen mit Israel hergestellt. Ich habe deswegen in Washington angefragt, weil Washington ja übernommen hatte, dafür zu sorgen, dass im Orient nichts passiere. Washington hat mich gebeten, die diplomatischen Beziehungen jetzt nicht herzustellen. Unter diesen Umständen kann ich leider mein Vorhaben nicht ausführen. Es tut mir sehr leid, aber ich kann nichts daran ändern.

Schreiben vom 8.10.1963 an Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Theodor Heuss, StBKAH 10.07.

Von entscheidender Bedeutung für unser Ansehen in der Welt schien mir aber auch vom ersten Tag an das Verhältnis zum Judentum zu sein. Hier handelt es sich um eine eminente moralische Angelegenheit. Ich habe alles darangesetzt, was ich konnte, um die Versöhnung mit dem Judentum, insbesondere aber auch mit dem Staat Israel herbeizuführen.

Auf dem 14. Bundesparteitag der CDU in Bonn am 21.3.1966, Protokoll des Parteitages, hrsg. v. der CDU-Bundesgeschäftsstelle, Bonn o. J., S. 37.

Für die Bundesregierung und für mich persönlich war es schon zu Beginn unserer Arbeit ein Hauptziel, unser Verhältnis zu Israel und dem Judentum in Ordnung zu bringen. So wurden denn auch die Verhandlungen, die in Luxemburg am 10. September 1952 mit der Unterzeichnung eines Vertrages endeten, geführt, um einer zwingenden moralischen Verpflichtung nachzukommen. (...)
Auf Grund dieses Abkommens hat die Bundesrepublik durch Wiedergutmachungsleistungen versucht, dem Staate Israel bei der Bewältigung der großen Last zu helfen, die durch die Eingliederung von jüdischen Heimatsuchenden aus Europa, durch den Aufbau einer Wirtschaft als Lebensgrundlage für den jungen Staat erwachsen ist. Die gewissenhafte Erfüllung dieses Vertrages und der übrigen Wiedergutmachungsverpflichtungen an allen den vielen deutschen und ausländischen Opfern des Nationalsozialismus hat einerseits dazu beigetragen, daß dem deutschen Volke nach dem Kriege in zunehmendem Maß wieder mit Achtung begegnet wurde, hat aber auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß eine reguläre Verbindung zwischen der Bundesrepublik und Israel zustande kam.

Artikel unter der Überschrift "Aussöhnung mit Israel", erschienen in "Die Welt" vom 31.3.1966, Nr. 76, 21. Jg.

Ich weiß und verstehe, wie schwer es dem jüdischen Volk fällt, einen Abstand zu finden von dem, was in der nahen Vergangenheit geschehen ist. Aber wenn man nicht den guten Willen anerkennt, was kann daraus Gutes erblühen? Es ist verboten, uns und Euch, je zu vergessen, wie der Mensch, der im Ebenbild Gottes geschaffen wurde, zu einem wilden Tier sich wandeln kann. Aber ich glaube in voller Aufrichtigkeit, daß der Weg zur Versöhnung zwischen den beiden Völkern jetzt geöffnet ist.

Interview mit Raphael Barschan für die israelische Zeitung "Ma'ariv" am 6.5.1966 in Tel Aviv, zitiert nach einer Übersetzung des BPA, S. 1f., StBKAH 16.52.

Das israelische Volk hat eine lange Vergangenheit, und es ist fast wie ein Wunder, daß es jetzt wieder als Volk aufgerufen wird, um im Kreise der Völker seine Stimme zu erheben. Ich glaube, daß die Welt sich nicht selbst überlassen ist, sondern daß wir alle in Gottes Hand sind, und daß es eine Fügung ist, daß das israelische Volk von neuem sich erheben konnte so stark und so kräftig, wie das der Besucher Ihres Landes mit Staunen und Bewunderung sieht.

Tischrede während seines Besuches bei David Ben Gurion in Sdeh Boker am 9.5.1966; Druck: Rolf Vogel, a. a. O., S. 202.

Materielle und finanzielle Leistungen können freilich nur ein Anfang sein, Verständnis und gute menschliche Beziehungen sind durch Zahlungen und Lieferungen nicht zu erkaufen. Aber man darf Zahlungen und Lieferungen auch nicht geringschätzen; sie haben nicht nur einen meßbaren und in dieser Hinsicht wahrlich keinen geringen Wert, sondern auch einen unmeßbaren, nämlich als Zeichen guten Willens und der Anerkennung einer Verpflichtung, die eingelöst werden muß. Ich habe jedoch nie geglaubt, daß sich der erwünschte menschliche Ausgleich rasch einstellen werde. Über das Furchtbare, das zwar nicht durch das deutsche Volk, aber im Namen des deutschen Volks und durch deutsche Menschen den Juden angetan worden ist, kann man nicht so leicht hinwegkommen - die Juden nicht und wir nicht. Das braucht seine Zeit, und diese Zeit muß mit redlichem Bemühen um gegenseitiges Verstehen ausgefüllt werden, wobei wir Deutsche immer den ersten Schritt tun müssen, nach allem, was geschehen ist.

Artikel unter der Überschrift "Bilanz einer Reise" in "Die politische Meinung", Juni 1966, Nr. 115, 11. Jg., S. 15.

Das befruchtende Zusammenleben der Völker und besonders des deutschen Volkes mit dem jüdischen hatte für den deutschen Namen nur Ehre und Anerkennung in aller Welt gebracht. Die Vertreibung der jüdischen Geisteswelt aus Deutschland hat eine noch nicht geschlossene Lücke hinterlassen.

Beitrag unter der Überschrift "Mein Verhältnis zum jüdischen Volk" für die israelische Zeitschrift "Heatid", zitiert nach Manuskript, signiert am 8.12.1966, S. 2f., StBKAH 02.37.