Kurt Schmücker

Kurt Schmücker

* geboren 10.11.1919 in Löningen/Kr. Cloppenburg
† gestorben 06.01.1996 in Löningen

Buchdrucker, Journalist, Bundesminister, rk.

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Übersicht

Rektoratsschule in Löningen
1933-1935 Handelsschule in Lohne
1935-1938 Ausbildung zum Buckdrucker
1938-1940 Volontariat bei den "Oldenburger Nachrichten" und Ausbildung zum Schriftleiter
1940-1947 Kriegsdienst bei der Reichsmarine (Funkmaat) und Kriegsgefangenschaft
1947 Übernahme der elterlichen Druckerei in Löningen
1947 Eintritt in die CDU
1948-1954 Landesvorsitzender der Jungen Union Oldenburg
1948-1954 Mitglied des Kreistags Cloppenburg
1949-1972 MdB
1956-1970 Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU
1959-1961 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Deutschen Bundestages
1963-1966 Bundesminister für Wirtschaft
1966-1969 Bundesschatzminister
1968-1971 Bundesschatzmeister der CDU
1972-1986 Bürgermeister von Löningen
EHRUNGEN UND AUSZEICHNUNGEN
1965 Großkreuz des päpstlichen Sankt Gregoriusordens
1966 Ehrenring des Deutschen Handwerks
1969 Großes Verdienstkreuz mit Stern des Bundesverdienstkreuzes
1974 Verdienstmedaille des Landes Niedersachsen

Jugendzeit und Kriegsdienst

An einem Sonntag, dem 10. November 1919, wurde Karl Bernhard Kurt Schmücker als jüngstes von fünf Kindern in Löningen im katholischen Südoldenburg geboren. Sein Vater Friedrich war Besitzer einer Druckerei und zugleich Chefredakteur und Verleger einer dem Zentrum nahestehenden Regionalzeitung. Mutter Gertrud betrieb ein Lebensmittelgeschäft und übernahm nach dem Tod ihres Mannes 1924 außerdem die Leitung der Druckerei. Kurt Schmücker besuchte in Löningen das Realgymnasium und anschließend die Handelsschule in Lohne. Weil er den elterlichen Betrieb übernehmen sollte, machte er danach eine Buchdruckerlehre, die er 1938 mit der Gesellenprüfung abschloss. Von 1938 bis 1940 absolvierte Schmücker ein Volontariat bei den „Oldenburger Nachrichten" und legte die für Journalisten im Dritten Reich vorgeschriebene Schriftleiterprüfung ab. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und diente bis 1945 bei der Reichsmarine. In diese Zeit fiel seine Hochzeit mit Ilse Varelmann. Aus der Ehe gingen insgesamt sechs Kinder hervor. Bei Kriegsende geriet Schmücker in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als Kreisgefangener gehörte er zu den eifrigen Hörern der Lageruniversität. 1946 kehrte er nach Löningen zurück und begann sofort mit dem Wiederaufbau der Druckerei seiner Eltern.

Jüngster Bundestagsabgeordneter der CDU

Durch seinen Bruder Walter, der im Land Oldenburg zu den Gründern der Jungen Union gehörte und deren Vorsitzender war, kam Kurt Schmücker zur Politik. Er trat 1946 in die CDU ein und wurde schon 1948 in das Gemeindeparlament und in den Kreistag von Cloppenburg gewählt. Als sich sein Bruder aus beruflichen Gründen aus der Politik zurückzog, übernahm Kurt Schmücker 1948 den Vorsitz der Jungen Union Oldenburg und behielt ihn bis 1954. Als Vertreter der Jungen Union kandidierte er bei der ersten Bundestagswahl 1949 auf Platz 9 der niedersächsischen Landesliste. Auf Anhieb gelang ihm dabei der Einzug in den Deutschen Bundestag, dem er bis 1972 angehörte. Obwohl er der jüngste CDU-Abgeordnete war, meldete sich Schmücker im Parlament häufig zu Wort und machte als temperamentvoller Redner auf sich aufmerksam. Das Interesse des bodenständigen Niedersachsen galt zunächst seiner Heimat. Mit großem Engagement setzte er sich 1950 für die Verabschiedung des „Emslandplans" ein, des ersten regionalen Förderprogramms der Bundesrepublik Deutschland. Auf Wunsch von Hermann Ehlers und Heinrich Krone wandte er sich aber bald den Problemen der mittelständischen Wirtschaft zu und gründete in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion 1953 den Diskussionskreis Mittelstand. Das Thema „Mittelstand" ließ Schmücker nun nicht mehr los und er wurde nach und nach zum führenden Mittelstandspolitiker der Union. Im Vorfeld der Bundestagswahl 1957 initiierte er zusammen mit Richard Stücklen 1956 die Gründung des Bundesarbeitskreises Mittelstand der CDU/CSU (MIT), dessen erster Vorsitzender er wurde. Folgerichtig übernahm er 1959 auch den Vorsitz des Wirtschaftsausschusses des Bundestages. Dabei blieb der erfolgreiche Parlamentarier stets fest in seinem Wahlkreis verwurzelt. Bei der Bundestagswahl 1961 erreichte Schmücker das Rekordergebnis von 81,9% der Erststimmen. Die Übernahme eines Bundesministeriums lehnte er zu diesem Zeitpunkt aber noch ab.

Bundesminister

Kurt Schmücker war ein engagierter Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft und Anhänger Ludwig Erhards, mit dem er sich auch persönlich gut verstand. Als einer der Anführer der „Brigade Erhard" setzte sich Schmücker in der CDU/CSU-Fraktion tatkräftig für die Wahl des Bundeswirtschaftsministers zum Bundeskanzler ein. Seine Ernennung zum Nachfolger von Erhard als Bundesminister für Wirtschaft 1963 war deswegen keine Überraschung. Die dreijährige Amtszeit Schmückers stand jedoch unter keinen günstigen Stern, da sich die erste Konjunkturkrise der Bundesrepublik Deutschland abzuzeichnen begann. Dennoch konnte Schmücker einige Akzente setzten: So gründete er die „Stiftung Warentest" und berief den ersten Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise"), der 1963 gesetzlich verankert wurde. Bleibende Verdienste erwarb sich der überzeugte Europäer auch bei der Eingliederung der Landwirtschaft in den Gemeinsamen Markt der EWG. Schließlich wurde während seiner Zeit als Bundeswirtschaftsminister auch eine erste Fassung des wegweisenden „Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes" erarbeitet. Die Erfolge des 1968 verabschiedeten Gesetzes kamen allerdings erst seinem Nachfolger Karl Schiller (SPD) zugute. Auch die Umstellung der Mehrwertsteuer 1968 geht auf Kurt Schmücker zurück.

Nach der Bildung der Großen Koalition im Dezember 1966 fiel das Wirtschaftsministerium an die SPD und Schmücker wechselte in das Bundesschatzministerium. Auch dieses Ressort führte er erfolgreich. So restrukturierte er u. a. die Organisation einiger im Bundesbesitz befindlicher Unternehmen und sanierte die defizitären Saarbergwerke sowie die Salzgitter AG. Weitere Privatisierungen von Bundesunternehmen bereitete er vor. 1969 schied er aus der Bundesregierung aus. Er blieb allerdings weiterhin Vorsitzender der MIT sowie Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Außerdem wurde er 1968 noch zum Bundesschatzmeister der CDU gewählt. Während seiner kurzen Amtszeit konnte er den Bau der Bonner Parteizentrale der CDU auf den Weg bringen. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1972 verzichtete Schmücker auf eine erneute Kandidatur. Der tödliche Verkehrsunfall einer Tochter in Bonn 1969 hatte ihm den Aufenthalt in der Bundeshauptstadt verleidet und erleichterte ihm jetzt den Rückzug aus der Bundespolitik.

Bürgermeister

Nach seinem Abschied aus Bonn engagierte sich Kurt Schmücker allerdings wieder in der Kommunalpolitik. Bis 1986 - 14 Jahre lang - amtierte er als ehrenamtlicher Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Löningen. In dieser Zeit führte er nicht nur eine große Stadtsanierung durch, sondern erreichte auch, das Löningen die Stadtrechte verliehen wurden. Wegen seiner vielfältigen Verdienste um die Stadt wurde er 1986 zum Ehrenbürgermeister ernannt. Der begeisterte Skatspieler fand nun auch die Zeit, sich seiner großen Familie und seinen Hobbies zu widmen: der klassischen Musik und dem Drehen von Dokumentar- und Heimatfilmen. Schmücker starb im Alter von 76 Jahren am 6. Januar 1996 an einem Herzinfarkt.

Als Parlamentarier der ersten Stunde hat Kurt Schmücker die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland über viele Jahre entscheidend geprägt und dabei viel zur Festigung und Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft beigetragen.

  • Otto Bertram: Gefragt: Kurt Schmücker, Bonn 1969.
  • Ders.: Kennen Sie eigentlich den? Kurt Schmücker, Bonn 1965.
  • Uwe Andersen: Kurt Schmücker, in: Uwe Kempf/Hans-Georg Merz (Hg.): Kanzler und Minister 1949-1998, Wiesbaden 2001, S. 612-614.
  • Kurt Schmücker, in: Rudolf Vierhaus/Ludolf Herbst (Hg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002, Bd. 2, München 2002, S. 768.
  • Günter Buchstab: Kurt Schmücker, in: NDB, Bd. 23, Berlin 2007, S. 264.

Andreas Grau