* geboren 23.05.1881
in
Trier
† gestorben 25.04.1952
in
Rom
Kanonist, Zentrumspolitiker, Dr. phil., Dr. theol., Dr. jur. can., Dr. theol. h. c., rk.
1900 | Abitur in Trier, Theologiestudium am dortigen Priesterseminar und seit 1901 an der Gregoriana in Rom (3 Doktorate) |
1906 | Priesterweihe, in Trier seelsorgliche Tätigkeit, dann in einer Pfarrei in Kärlich |
1909 | Leitung der Höheren Schule Kemperhof in Koblenz, Studien in Bonn bei dem Kanonisten Ulrich Stutz |
1910 | Professor für Kirchenrecht am Priesterseminar in Trier, dann Ernennung zum Domkapitular |
1918-1924 | MdNV (Zentrum) und ihres Verfassungsausschusses |
1919-1920 | MdR, aktiv im Auswärtigen Ausschuß |
1920-1933 | Mitglied des Preußischen Staatsrats |
1921-1933 | Mitglied der deutschen Delegation zum Völkerbund (Sprecher des besetzten Rheinlands) |
1924-1926 | Entbindung von seiner Professur, statt dessen Ernennung zum Domkapitular |
1924 | Leitung der in Trier errichteten Zweigstelle des Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft |
07.04.1933 | Emigration nach Rom |
1935 | Domherr an St. Peter |
1936 | dort Vermögensverwalter und Leiter der Dombauhütte |
Kaas zählte zu den rheinischen Anhängern der „Los-von-Preußen-Bewegung". Der bedeutende Kanonist und glänzende Redner geriet nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Zentrums (8.12.1928) noch tiefer in das Spannungsfeld von Staat und Kirche. Denn seit 1920 war er gleichzeitig kanonistischer Berater des Nuntius in München (seit 1917) und in Berlin (seit 1920) Eugenio Pacelli (später Pius XII.). In der Persönlichkeit des „Zentrumsprälaten" (1921 Päpstlicher Hausprälat, 1929 Protonotar) spiegelte sich die Problematik des politischen Katholizismus. Kaas hat dazu beigetragen, die in der Reichsverfassung verankerten Freiheiten und Rechte für die katholische Volksminderheit zu sichern, die Regierungsfähigkeit seiner Partei unter Beweis zu stellen und einen Ausgleich zwischen Kirche und Staat herbeizuführen. Er war allerdings keine kraftvolle Führerpersönlichkeit in der Krise des Parlaments, auch gesundheitlich labil. Der Verfechter kurialer Konkordatspolitik unterschätzte 1933 den Nationalsozialismus, vertraute Hitlers Zusicherungen und bewog die Reichstagsfraktion des Zentrums am 23.3.1933 dazu, dem Ermächtigungsgesetz zuzustimmen. Durch Mitwirkung am Zustandekommen des Reichskonkordats (20.7.1933) und anschließend als Mitarbeiter Pacellis glaubte Kaas, mehr für den deutschen Katholizismus bewirken zu können als in Trier. 1939 erhielt er die Verantwortung für die Grabungen unter dem Petersdom übertragen, die 1950 zur Entdeckung des Petrus-Grabes führten. 1939/40 hat Kaas Versuche deutscher Widerstandskreise gefördert, über den Vatikan Kontakt zur britischen Regierung herzustellen. 1950 war er an der Errichtung der Theologischen Fakultät in Trier beteiligt. Kaas unterschätzte die Gefährlichkeit totalitärer Kräfte, die in seinem Menschenbild und Erfahrungsschatz keinen Platz hatten.