1940 | Abitur an der Städtischen Oberschule in Bad Godesberg |
1941 | Beginn des Studiums der Katholischen Theologie; Besuch des Konvikts Collegium Leoninum in Bonn |
1941-1942 | Einberufung zum Reichsarbeitsdienst auf die Insel Sylt |
1942 | Einberufung zur Wehrmacht |
1945 | kurze Zeit in englischer Kriegsgefangenschaft im Harz, anschließend Fortsetzung des Theologiestudiums |
1949 | Eintritt ins Priesterseminar in Bensberg bei Köln |
1951 | Priesterweihe |
1951-1953 | Kaplanstelle an der Sankt-Joseph-Kirche in Porz |
1953 | Aufnahme des Zweitstudiums der Volkswirtschaftslehre an der Universität Köln, zugleich Subsidiars an der Sankt-Stephanus-Kirche in Köln-Lindenthal |
1957 | Eintritt in die CDU, Erlangung des „Diplom-Volkswirts“ an der Universität Münster |
1958-1962 | Subsidiar an der Pfarrkirche Sankt Pantaleon in Unkel |
1959 | Promotion zum „Dr. rer. pol“ an der Universität Münster |
1960 | Verleihung des Titel „Monsignore“ durch Papst Johannes XXIII. |
1962-1969 | Direktor des Katholischen Zentralinstituts für Ehe- und Familienfragen e. V. in Köln |
1965-1978 | Prosynodalrichter |
1969-1976 | Pfarrer der Gemeinde Herz Jesu in Schildgen |
1974-1976 | Dechant des Dekanats Bergisch-Gladbach |
1976 | Mitarbeiter in der Abteilung Weiterbildung in der Hauptabteilung Seelsorgepersonal im Erzbistum Köln |
1978 | Lehrbeauftragter für Pastoral-Psychologie am Priesterseminar in Köln und im Collegium Albertinum in Bonn |
1990-1993 | Leiter des Referats „Praxisbegleitung/Praxisberatung“ in der Hauptabteilung Seelsorgepersonal |
1993 | Ruhestand, anschießend im Pfarrverband Lerbach-Strunde seelsorgerisch tätig |
Paul Adenauer wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer auf. Angesichts der Belastungen des politischen Amts des Vaters obliegt die Kindererziehung vor allem der Mutter. Bei den Adenauers werden die Kinder zur Genügsamkeit und Sparsamkeit erzogen. Menschliches, soziales Empfinden, Hilfsbereitschaft, Einfühlsamkeit hat er, so seine Selbsteinschätzung im Alter von 44 Jahre, von seiner Mutter vererbt bekommen.
Als Zehnjähriger erlebt Paul Adenauer, der Mitglied des katholischen Jugendbundes „Neudeutschland“ wird, die Vertreibung des Vaters aus dem Amt des Oberbürgermeisters durch die Nationalsozialisten am 12. März 1933 und leidet unter der Zerrissenheit der Familie. Der Vater hält sich zeitweise in Berlin und im Kloster Maria Laach auf. Bei Besuchen dort erfährt Paul das Spirituelle, die Ruhe, die Nähe zu Gott, die Gläubige an dieser Stätte erfahren. Das inspiriert und beeindruckt den Jungen nachhaltig und so sehr, dass schon früh in ihm die Neigung wächst, eines Tages selbst ins Kloster zu gehen und Priester zu werden.
Als die Eltern 1935 nach Rhöndorf ziehen, besucht Paul das von Jesuiten geleitete Aloisiuskollegs in Bad Godesberg, um ihm eine katholische Erziehung angedeihen zu lassen. Die Schule wird 1939 geschlossen und er absolviert an der Städtischen Oberschule in Bad Godesberg 1940 die Hochschulreife. Der Vater steht seinem Traum, Priester zu werden, „wohlwollend, aber distanziert“ gegenüber, weil er befürchtet, die Entscheidung des Sohnes sei zu sehr von dem Motiv des Kampfes der Katholiken gegen den Nationalsozialismus bestimmt. Er solle sich in der Berufswahl frei fühlen. 1941 tritt er dem Konvikt Collegium Leoninum in Bonn bei und studiert Katholische Theologe, wird jedoch im Herbst des Jahres zum Reichsarbeitsdienst auf die Insel Sylt einberufen und 1942 zur Wehrmacht, zunächst abkommandiert nach Frankreich. Wegen seiner labilen Gesundheit kehrt er jedoch nach kurzer Zeit wieder zurück. Er wird als „z. Zt. gvH“, zur Zeit garnisonverwendungsfähig Heimat, eingestuft und verrichtet auf dem Kölner Flughafen Butzweiler Hof, der für militärische Zwecke genutzt wird, seinen Dienst, von Anfang 1943 als Sanitäter im Luftsanitätsdienst bei der Flak in Bonn-Lengsdorf. Im Frühjahr 1944 wird der inzwischen Sanitäts-Obergefreite nach Jüterborg in Brandenburg versetzt, gerät gegen Kriegsende 1945 in englische Gefangenschaft im Harz und kehrt durch Vermittlung der Amerikaner, die Konrad Adenauer am 4. Mai wieder als Oberbürgermeister von Köln einsetzen, Mitte Juni 1945 nach Hause zurück. Anschließend setzt er das begonnene Theologiestudium im Konvikt in Bonn fort. Sein physischer und psychischer Zustand verschlechtert sich 1946/47, auch wegen der Sorgen über den Krankheitsverlauf der Mutter, die im März 1948 verstirbt. Nach dem Abschluss des Studiums beginnt im März 1949 das zweijährige Priesterseminar im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg bei Köln. Im Juli 1949 erhält er die niederen Weihen, bevor sein Vater am 15. September zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt wird. Anfang Februar 1951 weiht Kardinal Frings Paul Adenauer in Köln zum Priester; anschließend tritt er seine erste Kaplanstelle an der Sankt-Joseph-Kirche in Porz an.
Schon seit frühester Kindheit ist Paul Adenauer ein sehr politisch interessierter Mensch. Mit zunehmendem Alter sieht der Vater in ihm einen Gesprächspartner, mit dem er Fragen der Politik diskutiert. Umgekehrt weiß Paul Adenauer die Position des Vaters als Bundeskanzler für eigene politische Aktivitäten zu nutzen. Unterstützt von seinem Vater gehört er im September 1952 zu den Mitbegründern der „Arbeitsgemeinschaft für christlich-soziale Schulung und öffentliche Meinungsbildung“. Ihr Ziel: die politische Bildung zu verbessern, den Menschen Orientierung über „eine möglichst klare und einheitliche Theorie christlich-sozialer Lehre“ zu geben, die „geeignet zur Lösung dringender Gegenwartsaufgaben“. Es geht darum, Erfahrungs- und Meinungsaustausch auf der Grundlage christlicher Maßstäbe und Werte anzuregen, Vorschläge zur Neuordnung des staatlichen und überstaatlichen, aber auch gesellschaftlichen Lebens im Sinne der christlichen Gesellschaftslehre zu initiieren und durch die monatliche Veröffentlichung der „Politisch-Sozialen Korrespondenz“, die bürgerlich-akademische, christlich orientierte Gesellschaftsschicht, die klassische CDU-Wählerklientel, anzusprechen.
Im März 1953 lässt er sich beurlauben, um ein Zweitstudium der Sozialwissenschaften an der Universität Köln aufzunehmen. Er kommt in Kontakt zu Professor Joseph Höffner, der bei der von Konrad Adenauer intendierten Reform des Sozialwesens, die 1956 zur Einführung der dynamischen Rente führt, eine beratende Rolle spielt. Paul Adenauer gibt seinem Vater einen wichtigen Anstoß mit dem Hinweis auf die Ausarbeitung von Wilfried Schreiber, Geschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer, zur Frage „Existenzsicherheit in der industriellen Gesellschaft“.
Paul Adenauer ist inzwischen nach Münster gewechselt, studiert nun bei Professor Höffner und wird im März 1957 Mitglied der CDU, obwohl Artikel 32 des Reichskonkordats von 1933 für katholische Geistliche die Mitgliedschaft in politischen Parteien und Tätigkeit expressis verbis ausschließt. Im Juni besteht er an der Universität Münster sein Examen zum Diplom-Volkswirt. Es folgt das Promotionsstudium mit einem dreimonatigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, das Paul Adenauer am 13. Juli 1959 mit der Promotion zum „Dr. rer. pol.“ an der Universität Münster abschließt.
Bereits im Juni 1958 ist er wieder im Pfarrdienst als Subsidiar an der Pfarrkirche Sankt Pantaleon in Unkel tätig. Während eines Besuchs von Konrad Adenauer im Januar 1960 in Rom verleiht Papst Johannes XXIII. auf Vermittlung des Vaters Paul Adenauer den Titel „Monsignore“, päpstlicher Geheimkämmerer.
Viele sagen Paul Adenauer die Ambition auf eine Karriere im diplomatischen Dienst des Vatikans nach. In Wirklichkeit gilt seine Neigung der praktischen postoralen Arbeit. Im Dezember 1962 wird er Direktor des Katholischen Zentralinstituts für Ehe- und Familienfragen, das unter der Ägide der Fuldaer (später Deutschen) Bischofskonferenz arbeitet. Das Institut soll Eheberatungsstellen einrichten, ausbauen und künftige Eheberater ausbilden. Die in den 1960er Jahren veränderte Sexualmoral wirft Probleme für Kirche und Seelsorge auf. Daher beschäftigt Paul Adenauer vor allem aus theologischer Sicht das Problem der Empfängnisregelung aus verantworteter Elternschaft und die Verbesserung des Dialogs zwischen Katholiken und Protestanten. Er engagiert sich im „Interkonfessionellen Arbeitskreis für Ehe- und Familienfragen“, die gemeinsam mit dem Evangelischen Zentralinstitut konfessionsübergreifend Fragen der Sexualität, Liebe, Ehe und Familie berät und Stellung bezieht zu Fragen der Eheberatung und des entsprechenden Berufsbildes. Internationale Anerkennung erfährt Paul Adenauer, indem der Heilige Stuhl ihn in die päpstliche Kommission „Justitia et Pax“ beruft und er dort die Studiengruppe „Familie und Entwicklungsprozess“ leitet.
In diesen Jahren lebt Paul Adenauer wieder mit seinem Vater im elterlichen Haus in Rhöndorf und erfährt viele politische Hintergründe in der Endphase, als es darum geht, Konrad Adenauer zuerst als Bundeskanzler 1963 und dann als CDU-Parteivorsitzenden 1966 abzulösen. Das Erlebte zeichnet er in Form eines Tagebuchs auf.
In den 1970er Jahren kümmert er sich mit dem ehemaligen Bundesminister des Innern, Paul Lücke, darum, dem Auftrag des Vaters gerecht zu werden und eine Stiftung zu gründen. Als Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, die 1978 gesetzlich als bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts ins Lebens gerufen wird, begleitet er im Besonderen die Arbeiten der Nachlassedition „Adenauer Rhöndorfer Ausgabe“. Er geht keinem Streit aus dem Wege, wenn er es für notwendig erachtet, für das „richtige“ Geschichtsbild seines Vaters zu kämpfen.
Überraschend verstirbt Paul Adenauer am 5. August 2007 in seinem Haus in Bergisch-Gladbach. Er findet auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof in der Familiengruft neben seinen Eltern seine letzte Ruhestätte.