* geboren 27.11.1874
in
Junkersdorf bei Köln
† gestorben 02.09.1946
in
Maria Laach
Ildefons Herwegen, Abt des Benediktinerklosters Maria Laach in der Eifel, gewährte Konrad Adenauer von April 1933 bis Mai 1934 Asyl im Kloster, nachdem dieser von den Nationalsozialisten seiner Ämter als Oberbürgermeister der Stadt Köln sowie als Präsident des Preußischen Staatsrats in Berlin enthoben worden war.
Bis 1885 | Volksschule in Köln-Lindenthal |
1885-1888 | Apostelgymnasium in Köln |
1888-1893 | Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Köln |
1893-1895 | Gymnasium der Benediktinerabtei Seckau in der Steiermark |
1895-1896 | Noviziat in der Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel, (Ordensname „Ildefons“) |
08.09.1896 | Gelübde |
1895-1901 | Studium der Philosophie und Theologie in Maria Laach und an der Theologischen Hochschule der Benediktinerabtei Beuron |
25.09.1901 | Priesterweihe |
1901-1902 | Studium der Theologie in Rom |
1902-1904 | Deutschlehrer an der Schule der Abtei Maredsous in Belgien |
1904-1906 | Studium der Geschichte in Bonn (Schwerpunkt kirchliche Rechtsgeschichte) |
26.06.1913 | Wahl zum Abt von Maria Laach |
07.07. 1913 | Weihe durch Bischof Korum von Trier |
Ildefons Herwegen und seine zwei Vorgänger im Amt, Willibrord Benzler und Fidelis von Stotzingen, hatten dem Laacher Kloster zu respektablem Ansehen und wirtschaftlichem Aufschwung verholfen. Zwar war Maria Laach noch zu Herwegens Amtszeit verschuldet, aber es deutete sich durchaus ein Schrumpfen des Schuldenberges an. Auch die Zahl der beitretenden Mönche nahm unter seiner Leitung stetig zu. 1932 erreichte das Kloster einen Rekord mit 183 zugehörigen Mönchen.
Gelungen war Herwegen dieses Aufblühen des Klosters durch eine neue geistliche und intellektuelle Ausrichtung. So betrieb er in kirchlicher Hinsicht eine starke Rückbesinnung auf die zentrale Bedeutung der Liturgie. Im Vordergrund stand dabei die Abkehr von einer subjektiv-individuellen und empfindungsmäßigen Frömmigkeit zur objektiveren, geregelten Ordnung des Gottesdienstes sowie – auf das Mönchtum angewandt – zu den Regeln und der streng hierarchischen Gliederung, wie sie von alters her in der Regula Benedicti bestimmt sind. Allerdings dreht sich gerade auch in der Liturgie nicht alles um die Kenntnis und Befolgung von Regeln, Texten und Riten. Im Mittelpunkt steht vielmehr „die Wiederentdeckung der Kirche als Leib Christi und Volk Gottes – zentrale Erfahrung der an der Feier der Liturgie wieder aktiv beteiligten Gemeinde“, so schreibt Hans Rink in seinem biografischen Abriss über Herwegen. In der Tat geht es nicht um isolierten Ritualismus, sondern um das Lebendigwerden der Kirche im Bewusstsein der Menschen bzw. im Bewusstsein des Volkes. Der Gemeinschaftsgedanke erreicht in dieser Auffassung einen hervorragenden Stellenwert. Die Gemeinschaftsmesse, der „Leib“, wird begriffen als Ort, an dem alle Organe bzw. Stände zusammenfinden.
Herwegen wollte die liturgische Bewegung aber nicht nur auf den sakralen Bereich beschränkt wissen, sondern sie durchaus ins Politisch-Gesellschaftliche übertragen – dies vor allem auch über den Weg der Bildung. Seit 1914 übernahm er daher die geistliche Begleitung des Katholischen Akademikerverbandes, eines jährlichen Treffens der geistigen Elite des deutschen Katholizismus zur „liturgischen Woche“ in Maria Laach. Hier hielten Herwegen und andere Brüder des Klosters ihre Referate im Sinne des liturgischen Apostolats. Zudem verkündete der Abt seine Vorstellungen auch in regelmäßigen Abständen in der Aufsatzsammlung „Alte Quellen neuer Kraft“, ein Titel, der programmatisch beschreibt, dass es sich bei dieser Bewegung kirchlich und monastisch um eine Rückbesinnung handeln sollte.
Eine gewisse Breitenwirkung blieb in der Folge nicht aus. Man kann Herwegen somit als Wegbereiter der Liturgiereform in Deutschland betrachten. Von bahnbrechender Bedeutung für die Erneuerung wurde die von ihm herausgegebene Schrift „Vom Geist der Liturgie“ aus der Feder des großen Religionsphilosophen Romano Guardini. Weiterhin wurde 1921 in Maria Laach der „Verein zur Pflege der Liturgiewissenschaft e. V.“ gegründet sowie 1931 die „Benediktinische Akademie zur Erforschung und Vertiefung des Liturgisch-monastischen Lebens“. Dass wir uns allerdings bei einer gesetzes- und gefolgschaftstreuen bzw. stark hierarchisch orientierten Ideologie übertragen auf die Politik im Bereich rechts-konservativ bewegen, versteht sich.
Herwegen war maßgeblich geprägt und sozialisiert durch das Zeitalter des Wilhelminismus. Der Kontakt zwischen Maria Laach und Wilhelm II. war lebhaft, und das Kloster hatte diesem vieles zu verdanken. Herwegen pflegte persönlichen Kontakt mit dem Kaiser und vertrat eine monarchistische Weltsicht, die sich mit seinen kirchlichen und monastischen Vorstellungen gut in Einklang bringen ließ. Folglich stand er nach der Novemberrevolution der entstehenden Weimarer Republik ablehnend gegenüber. Selbst die katholische Zentrumspartei fand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr seinen Gefallen, da sie zunehmend mit den Sozialdemokraten zu kooperieren bereit war. Die Sozialdemokratie lehnte Herwegen rundheraus ab, weil sie seiner Ansicht nach dem Bolschewismus nahestand. „Unsere ganze Lebensart,“ so schrieb er am 28. April 1925 an einen Mitherausgeber der Kölnischen Volkszeitung, „ist durchaus auf der monarchischen Verfassung aufgebaut. Wie können wir nun im Inneren des eigenen Verbandes das monarchische Prinzip verwirklichen und festhalten, wenn wir in der äußeren Politik für den Demokratismus der Gegenwart eintreten?“
Hier deutet sich bereits an, wie und warum die anfängliche Kooperationsbereitschaft Maria Laachs mit der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland zustande kommen konnte. Was auf religiösem Gebiet die liturgische Bewegung sei, dass sei auf politischem Gebiet der Faschismus, so der Abt in einer Eröffnungsrede zur 3. Soziologischen Sondertagung in Maria Laach. Der Laacher Benediktiner Damasus Winzen wurde in der Anfangszeit des „Dritten Reiches“ eigens von Herwegen mit dem Entwurf einer Reichstheologie beauftragt, die Katholizismus und Nationalsozialismus schlüssig miteinander in Verbindung setzte. Womöglich sollte man hierin jedoch nicht so sehr die Befürwortung des Nationalsozialismus sehen, als vielmehr die Ablehnung des Kommunismus. Letzteres ist aus Herwegens Perspektive nachvollziehbar, weil er im Kommunismus die Verneinung der Religion schlechthin erblickte und in letzter Konsequenz die Auflösung des Klosters befürchtete. Daher also Kooperation mit den neuen Machthabern. Allerdings ahnte Herwegen auch früh die Gefahr, die von dieser Zweckgemeinschaft ausging. So mahnte er von Beginn an, dass Führung ohne Gottverbundenheit zur Willkürherrschaft werde: „Der totale Staat wird falsch verstanden, wenn man ihm alle Machtmittel aus sich zuschreibt. Das führt zur Vergottung des Staates und zur Vergötterung von Führern“, so wurde Herwegen am 20 Juni 1933 in der Kölnischen Volkszeitung zitiert. Er sollte bald erfahren, wie richtig er mit dieser Befürchtung lag.
Konrad Adenauer und Peter Herwegen kannten sich bereits seit Ihrer gemeinsamen Zeit am Kölner Apostelgymnasium in den 1880er Jahren. Herwegen, zwei Jahre älter als Adenauer, besuchte zwar eine höhere Klassenstufe, dennoch war zwischen den beiden eine freundschaftliche Verbindung entstanden. Als Herwegen das Apostelgymnasium verließ, brach dieser Kontakt zunächst ab, wurde aber wieder aufgenommen anlässlich Adenauers Wahl zum Oberbürgermeister von Köln im Jahr 1917. Herwegen gratulierte per Telegramm:
Die herzlichsten Segenswünsche zur ehrenvollen Wahl zum Oberhaupte unserer lieben Vaterstadt entbietet hocherfreut
Ein alter Mitschüler
Abt Herwegen
Und Adenauer antwortet einige Tage später per Brief (man beachte die Duz-Form):
Lieber Herwegen,
deine freundlichen Worte und Glückwünsche haben mich sehr gefreut und ich danke Dir herzlich dafür. Daß Du Dich auch noch als Sohn des alten Köln’s [sic!] fühlst, sehe ich daraus mit besonderer Freude; hoffentlich schenkst Du mir recht bald einmal die Ehre Deines Besuches. Ganz ohne egoistischen Hintergrund ist diese meine Hoffnung nicht; denn ich habe den starken Vorsatz, dann und wann, wenn meine Zeit es mir erlaubt, für einige Tage Deine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen, um in der Stille Deines Klosters alsdann die Sammlung wiederzugewinnen, die in meiner Stellung so leicht verloren geht.
Zunächst aber hoffe ich Dich hier in Cöln zu sehen und bin bis dahin mit ergebensten Grüßen Dein Adenauer
Wir können davon ausgehen, dass Adenauer seine Ankündigung wahrmachte. Jedenfalls zeigte er seiner Tochter Ria die Abtei anlässlich ihrer Ersten Heiligen Kommunion. Diesen Besuch kündigte Adenauer zuvor schriftlich an in einem Brief vom 28. Juni 1924. An seinem 50. Geburtstag (5. Januar 1926) zog Adenauer sich mit seiner Frau Auguste nach Maria Laach zurück, um den unzähligen Gratulanten in Köln zu entgehen. Erst im Nachhinein informierte er seinen Gastgeber Herwegen über den eigentlichen Anlass seines Aufenthaltes, worauf Herwegen die Geburtstagsgratulation umgehend nachholte. Derlei Kontakte, die von Adenauers Seite immer mit „Lieber Herwegen“ eingeleitet werden, zeigen, dass die innerliche Verbundenheit zwischen beiden seit den Tagen am Apostelgymnasium nicht abgebrochen war. 1933 wurde diese Verbindung von größerer Bedeutung, als Adenauer am Tag der Kommunalwahlen (12. März) in Köln aus seinem Amt als Oberbürgermeister entfernt wurde. Zuvor hatte er sich den Nationalsozialisten mehrfach als politischer Gegner zu erkennen gegeben. So war aus Perspektive der neuen Machthaber seine Amtsenthebung folgerichtig. In der unmittelbar anschließenden Zeit musste er tatsächlich um seine körperliche Unversehrtheit fürchten. Er bekam entsprechende Drohungen aus radikalisierten Teilen der Kölner Bevölkerung. So entschied er, sich aus dem lokalen Brennpunkt seines bisherigen Wirkens, aus Köln zurückzuziehen. Am 17. April 1933 schrieb er Herwegen dann folgenden Brief aus Berlin:
Lieber Herwegen!
Heute komme ich mit einer großen Bitte zu Dir. Von den verschiedensten Seiten, auch von amtlichen Stellen, wird mir dringend abgeraten, schon jetzt nach Köln zurückzukehren, ich sei dort vor Insulten nicht sicher. Andererseits muß ich die Wohnung des Staatsratspräsidenten hier in Berlin, in der ich mich seit dem 13.3. aufhalte, spätestens am 26.d.M. für meinen Nachfolger räumen. Würdest Du mir nun vom 25. oder 26.4. ab für 1-2 Monate Aufenthalt in Deinem Kloster gewähren können? Ich hätte dort die Stille, insbesondere auch die geistige Atmosphäre, deren ich zu meiner körperlichen und seelischen Erholung nach dem, was ich habe durchmachen müssen, dringend bedarf, und wäre andererseits nicht zu weit von Köln fort.
Ich habe keine besonderen Bedürfnisse, nur einen Wunsch nach Stille. Darum möchte ich auch gern die Mahlzeiten auf meinem Zimmer einnehmen. In einem Hotel würde ich nicht die nötige Ruhe, Zurückgezogenheit und geistige Atmosphäre finden.
Selbstverständlich würde ich Wert darauf legen, Euch keine Kosten zu machen, und ebenso selbstverständlich ist, daß ich Dir persönlich nicht irgendwie zur Last fallen werde. Ich wäre Dir wirklich von Herzen dankbar, wenn ich kommen könnte, und Du würdest ein gutes Werk an mir tun.
Vielen Dank für den schönen Ostergruß.
Mit herzlichen Grüßen
Dein Adenauer
Für baldige Antwort wäre ich sehr dankbar.
Obwohl eine gewisse politische Unstimmigkeit zwischen den beiden Akteuren nicht zu leugnen war, fühlte sich der Abt seinem früheren Schulfreund persönlich verpflichtet und gewährte Adenauer Asyl in Maria Laach.
In seinem Antwortschreiben an Adenauer bot er ihm die Gastfreundschaft des Klosters an, um sich "in der Stille wieder zu sammeln und zu beruhigen."
Allerdings sollten aus den ein bis zwei von Adenauer angefragten Monaten schließlich ein ganzes Jahr werden. Immer wieder erhielt Adenauer Warnungen von Kölner Bekannten und verbliebenen Freunden, dass es verfrüht sei, nach Köln zurückzukehren oder aber sich eine andere Unterkunft außerhalb von Maria Laach zu suchen. So erstreckte sich Adenauers Aufenthalt in Maria Laach von April 1933 bis Mai 1934. Adenauer war von den Mönchen als „Bruder Konrad“ aufgenommen worden. Er musste sich jedoch auch im Kloster besonders unauffällig verhalten. So verfolgte er den Gottesdienst regelmäßig im Hintergrund von einer Orgelempore aus. Die Klausur verließ er nur durch eine kleine Nebenpforte (sie wird später den Namen „Adenauerpforte“ erhalten) und begab sich auf wenig frequentierten Pfaden auf Wanderschaft in der näheren Umgebung.
Besuch sollte Adenauer nicht erhalten, auch wenn er sich wenig an diese Auflage hielt. Alles schien auf Geheimhaltung ausgelegt. Und doch wussten die Behörden von Beginn an, wo Adenauer sich befand. Herwegen hatte Adenauers Ankunft gleich am ersten Tag bei Hermann von Lüninck, dem neuen Oberpräsidenten des Rheinlandes, gemeldet; dies ganz im Einvernehmen mit Adenauer. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits ein Dienststrafverfahren gegen den früheren Oberbürgermeister; eine Geheimhaltung seines Aufenthaltes wäre für alle Beteiligten zu gefährlich gewesen.
Letztlich war der Rückzug nach Maria Laach auch für die Nationalsozialisten eine akzeptable Lösung, wurden sie auf diese Weise doch einen politischen Gegner los, ohne ihn inhaftieren oder gar ermorden zu müssen. Dennoch hatte man die entgegenkommende Bereitschaft Herwegens, Adenauer Unterschlupf zu gewähren, auch missbilligend zur Kenntnis genommen. Bereits von Lüninck ließ Herwegen wissen, dass er damit dem Kloster keinen Gefallen getan habe. Im Januar 1934 schließlich forderte der SS-Standartenführer Carl Zenner den Abt im Auftrag der Gestapo auf, Adenauer aus dem Kloster zu entfernen. Andernfalls werde Herwegen Unannehmlichkeiten haben. Zenner wandte sich im Anschluss an dieses Gespräch auch an Adenauer selbst. Ob nun diese Warnung ausschlaggebend war für Adenauers Entschluss, das Kloster zu verlassen, oder ob er einen Wink bekommen hatte, dass der Zeitpunkt für die Suche eines neuen Wohnortes günstig sei, sei dahingestellt. Jedenfalls hielt er sich im Frühjahr 1934 häufiger in Berlin auf als in Maria Laach. Im Mai 1934 zog er schließlich mit seiner Familie ganz nach Potsdam/Neubabelsberg. Allerdings blieb er dort nicht unbehelligt. Im Zusammenhang mit dem „Röhm-Putsch“ Ende Juni/Anfang Juli 1934 wurde er für zwei Tage in Untersuchungshaft gesetzt. Er kam mit dem Schrecken davon. Spätestens diese von Hitler beauftragte Mordserie, bei der neben einigen Konkurrenten aus den Reihen der SA auch prominente Katholiken wie Erich Klausener und Edgar Jung getötet worden waren, bewirkte jedoch ein politisches Umdenken in Maria Laach. Nun wurde Herwegen bewusst, dass Hitlers Totalitätsanspruch vor der Kirche nicht haltmachen würde.
In der Folgezeit und mit zunehmender Distanzierung vom Nationalsozialismus wurde Maria Laach durch diverse scheinrechtliche Sittlichkeits- und Devisendelikte an den Rand der Auflösung gebracht. Bereits im Frühjahr 1934 war Herwegen in diesem Zusammenhang dreimal von der Gestapo verhört worden. Zweimal, 1935 und 1937, wurde er konkret vor einer bevorstehenden Verhaftung bzw. Exekution gewarnt. Beide Male nahm er die Warnung ernst und floh vorübergehend in die Schweiz. Prior Hammenstede schrieb im Juli 1937 in den Laacher Annalen: „Die Zeit ist schlimm für die Klöster in Deutschland, denn durch ständige Anklagen über die sittlichen Zustände in denselben sollen sie zunächst moralisch und dann physisch vernichtet werden.“
Durch einen weiteren Schachzug versuchten die Nationalsozialisten, die Auflösung der Klöster voranzutreiben, und zwar indem sie ihnen den Status der Gemeinnützigkeit absprachen, die Klöster mithin steuerpflichtig wurden. Für viele Klöster, die wirtschaftlich ohnedies schlecht aufgestellt waren, kam das dem finanziellen Ruin gleich. Hammenste reiste in die USA , um mögliche Unterkünfte für den Laacher Konvent zu finden für den Fall einer Aufhebung des Klosters. Ähnliche Überlegungen in Richtung Italien und Spanien hatten sich zuvor zerschlagen, da beide Länder bereits stark mit dem Faschismus kooperierten. Der renommierte Katholische Akademikerverband wurde 1938 von den Nationalsozialisten aufgelöst. Ab Frühjahr 1941 – also Mitten im Verlauf des Zweiten Weltkriegs – nahm die Aufhebung der deutschen Klöster rasant an Fahrt auf. Da die Sondierungen in den USA ergebnislos verlaufen waren, plante Herwegen, den Konvent im Falle einer Auflösung in elf Teile aufzusplitten und zunächst in kleineren Interimsquartieren unterzubringen. Im Sommer 1941 setzte Adolf Hitler dem „Klostersturm“ jedoch ein Ende, nachdem es massive Proteste auch aus der Öffentlichkeit gegeben hatte.
Warum Maria Laach als einziges rheinisches Benediktinerkloster von den Aufhebungen verschont geblieben war, ist bis heute unklar. Auch Herwegen konnte sich dieses „Wunder“ – wenigstens offiziell – nicht erklären. Einen nicht geringen Anteil an diesem Phänomen werden aber seine eigenen, weitreichenden Kontakte sowie sein besonders geschicktes und diskretes Taktieren gehabt haben. Auch hielt er die Mönche des Klosters streng dazu an, mit politischen Einstellungen nicht an die Öffentlichkeit zu gehen.
Herwegen erfüllte sein Amt als Vorsteher des Kosters über die Dauer des Dritten Reiches hinweg bis zu seinem Tod am 2. September 1946. Aufgrund von Passbeschränkungen konnte Adenauer nicht an Herwegens Begräbnis teilnehmen, zeigte sich jedoch tief bewegt vom Hinscheiden des „Vaters Abt“ (s. hierzu Brief vom 23. September 1946 an Pater Johannes Vollmar). Dass Herwegen ein besonders umsichtiger und führungsstarker Abt des Klosters gewesen war, darauf deutet auch das Motiv seiner Grabplatte in der Basilika von Maria Laach hin: Dargestellt ist das Motiv des guten Hirten.
Die Verbundenheit zwischen Adenauer und Maria Laach blieb über den Tod Herwegens hinaus erhalten. So heiratete Adenauers jüngste Tochter Libet hier im Jahre 1950 ihren Ehemann Herman Josef Werhahn, und Adenauer stiftete dem Kloster 1956 zum 800. Kirchweihjubiläum ein Fenster in der Westapsis der Basilika. Zudem wurde der Bundeskanzler ein Mitglied des Vereins der Förderer und Freunde des Abt-Herwegen-Instituts. Das Herwegen-Institut besteht bis zum heutigen Tage und widmet sich weiterhin der wissenschaftlichen Erforschung von Liturgie und mönchischer Lebensform.
Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht erlangten, fand Adenauers politische Karriere ein abruptes vorläufiges Ende. Er wurde verleumdet, verfolgt und mehrfach von der Gestapo verhaftet.