11. November 1929

Schreiben von Wilhelm Sollmann an Oberbürgermeister Dr. Adenauer, Köln

 

Sehr verehrter Oberbürgermeister!

Für die morgige Pressekonferenz hatte ich zugesagt. Leider kann ich nun doch nicht kommen, weil mich die Partei für eine Versammlung in Saarbrücken braucht. Heute erhielt ich von Otto Braun einen persönlichen Brief. Eigentlich hatte ich über den Brief und über einiges im Wahlkampf mit Ihnen persönlich sprechen wollen, da das vielleicht aber vor den Wahlen nicht mehr möglich ist, schicke ich einfach in altem menschlichem Vertrauen zu Ihnen einen Durchschlag meines Briefes an Otto Braun. Der Gedanke kam mir erst, als der Brief schon geschrieben war. Sie werden daher die an manchen Stellen etwas burschikose Ausdrucksweise nicht übel nehmen. Ich weiß, dass Sie jeden Missbrauch des Briefes verhindern werden. Niemand kann persönliche Angriffe mehr verurteilen als ich. So sehr ich den Kampf liebe, leide ich geradezu physisch unter persönli­cher Kampfesweise und zwar gerade, wenn sie andere trifft, und nicht mich. Ich hatte erst große Sorge um die Entwicklung dieses Wahlkampfes. Jetzt aber hoffe ich, dass er zwar mit sachlicher Schärfe - und zwar auch um das sehr wichtige Thema „Ehrenamt und Geschäft" -, aber doch ohne persönliche Schärfe geführt werden wird.

Ich benutze die Gelegenheit, Ihnen loyal mitzuteilen, dass ich am Freitag mit Görlinger in einer öffentlichen Versammlung sprechen werde, in der ich Ihre kommunalpolitische Persönlichkeit in den Vordergrund zu rücken beabsichtige. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird ein Beispiel sachlicher und positiver Kritik zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr ergebener

W. Sollmann

 

Quelle: HAStK 902/258/2. Abgedruckt in: Konrad Adenauer 1917-1933. Dokumente aus den Kölner Jahren. Hrsg. v. Günther Schulz. Köln 2007, S. 185.

Antwort Adenauers vom 14.11.1929