13. März 1933

Geheimrat Peter Klöckner, Duisburg, an Adenauer, Berlin

 

Mein lieber Adenauer!

Mit großem Bedauern und starker innerer Erschütterung habe ich von Ihrer Beurlaubung durch den Herrn Regierungspräsidenten Kenntnis genommen.

Ich hoffe, daß es Ihrer großen Energie und den einflußreichen Freunden, welche Sie bei der maßgebenden Staatspartei besitzen, gelingen wird, Gerechtigkeit für Ihre Person zu finden, und zwar gerade im Hinblick auf das, was Sie in langen Jahren in Köln – und ganz besonders in den schwersten Jahren, welche das linke Rheinufer jemals durchzumachen hatte–, für die Stadt, die Provinz und das Vaterland geleistet haben, und daß deshalb die Ihnen jetzt zugemutete Ruhe nicht von langer Dauer sein wird.

Ich hoffe, daß die Reichsregierung sich bei den Entscheidungen nicht von Personen bestimmen läßt, welche gemäß ihrem Temperament in erster Stunde gerne weit über das Ziel schießen; auch der neue Staat muß bei allem Drang, vorwärts zu kommen, überlegen und wägen und dann erst entscheiden.

Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen heute zu sagen, daß meine Frau und ich in Gedanken bei Ihnen und Ihrer lieben Frau sind, daß wir aber immer noch hoffen und dem Resultat der von Ihnen jedenfalls unternommenen Schritte mit größter Spannung entgegensehen.

Mit den freundschaftlichsten Grüßen für Sie und Ihre liebe Frau bin ich Ihr stets aufrichtig ergebener

Peter Klöckner

 

Quelle: StBKAH VI-A-10, eigenhändig, mit Notiz Adenauers „beantwortet“. Abgedruckt in: Adenauer im Dritten Reich (Rhöndorfer Ausgabe). Hg. von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz. Bearb. von Hans Peter Mensing. Berlin 1991, S. 86.