16. Dezember 1955

Aus der Aussprache betreffend Gründung eines Mittelstandsinstituts in der 121. Sitzung des Deutschen Bundestages

Dr. Adenauer, Bundeskanzler: Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren!

Den sehr klugen Ausführungen des Herrn Abgeordneten Schmücker, die ich namentlich deswegen als klug bezeichnen möchte, weil er die Zusammenhänge der Wünsche und der Nöte des Mittelstandes mit der gesamten Wirtschaft nicht außer Acht läßt, sowie den Ausführungen in der Denkschrift, die wahrscheinlich den meisten von Ihnen bekannt ist, kann man, glaube ich, in vielen Punkten durchaus beipflichten. Der Herr Bundeswirtschaftsminister wird Ihnen im einzelnen antworten und wird auch darlegen, was im Bundeswirtschaftsministerium auf diesem Gebiete bis jetzt geschehen ist.

Ich möchte, meine verehrten Damen und Herren, einige Worte zu den einleitenden Ausführungen des Herrn Schmücker sagen, in denen er auf die sozialpolitische und die staatspolitische Notwendigkeit, den Mittelstand gesund zu erhalten, hinwies.

Den Begriff des gewerblichen Mittelstandes genau zu umreißen ist an sich schon schwer. Man wird da versuchen müssen, so gut es eben möglich ist, eine Abgrenzung zu finden. Zum Mittelstand - ich glaube, da befinde ich mich in voller Übereinstimmung mit dem Herrn Kollegen Schmücker - gehört nicht nur der gewerbliche Mittelstand, sondern gehört auch der bäuerliche Mittelstand und gehören die freien Berufe.

Ich möchte sehr nachdrücklich sagen, daß es auch mir als eine absolute Notwendigkeit erscheint, für eine gesunde Weiterentwicklung unseres Staates in dieser besonders kritischen Zeit - ich meine jetzt nicht außenpolitisch kritisch, sondern wirtschaftlich kritisch und kritisch auf dem Wege der technischen Entwicklung -, dafür zu sorgen, daß der Mittelstand, d. h. die Schicht unseres Volkes, die sich unter eigener Verantwortung selbständig das Leben aufbaut, erhalten und ihr die Möglichkeit gegeben wird, auch wirklich mitzuarbeiten.

Beifall in der Mitte und rechts.

 

Quelle: Konrad Adenauer, Bundestagsreden. Hg. von Josef Selbach. Bonn 1967, S. 266.