19. Januar 1965

Erklärung im Deutschlandfunk zum 90. Geburtstag von Hans Böckler

Am 26. Januar 1965 würde Hans Böckler 90 Jahre alt werden. Unser Land hat durch seinen Tod in ihm eine Persönlichkeit verloren, die zu den großen Gestalten der deutschen Nachkriegsgeschichte gehört.

Hans Böckler, seit 1920 Wahl-Kölner, habe ich als aufrechten, stets dem Ganzen verpflichteten Mann mit hervorragenden Charaktereigenschaften sehr geschätzt. Die Aufgaben, die das Leben ihm und mir stellte, haben uns oft zusammengeführt, so schon in den 20er Jahren im Rat der Stadt Köln, später im Zonenbeirat für die britische Besatzungszone und dann bei den Verhandlungen zwischen Bundesregierung und Gewerkschaften um die Gestaltung des Mitbestimmungsrechts.

Er hat die Arbeiterschaft nach dem Nationalsozialismus, Krieg und Zusammenbruch gesammelt, hat den Aufbau eines freien, demokratischen Gewerkschaftswesens maßgeblich bestimmt und bei der Abwehr der Demontage, später bei dem Durchbruch zu modernen Formen der Mitbestimmung der Arbeitnehmer in der Wirtschaft überragendes Verständnis und Verantwortungsbewusstsein für die Belange des Ganzen bewiesen. Das deutsche Volk schuldet ihm, den ich Freund nennen durfte und darf, immerwährenden Dank.

 

Quelle: StBKAH I/02.35, maschinenschriftliches, handkorrigiertes Redemanuskript.