Antwort auf die Schreiben Adenauers vom 02.12.1926 und 16.12.1926
Hochverehrter Herr Oberbürgermeister!
Zunächst bitte ich vielmals um Entschuldigung, dass ich infolge längerer Krankheit erst heute in der Lage bin, Ihre gefl. Anfrage wegen des Comités Pro Palästina zu beantworten. Ich selbst habe zunächst nicht unerhebliche Bedenken überwinden müssen, ehe ich mich zum Eintritt entschloss. Den um meine Mitgliedschaft sich bemühenden Herren habe ich mit aller Deutlichkeit erklärt, dass ich den Zionismus in der Form eines jüdischen Sonderstaates in Palästina ablehne. Erst nachdem mir versichert worden war, dass es sich hauptsächlich um die Förderung der jüdischen Siedlungen in Palästina ohne rechtliche Beeinträchtigung christlicher Interessen handele, und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass andere „unverdächtige" Persönlichkeiten ihren Beitritt bereits vollzogen hatten, habe ich meine Bedenken beiseite gestellt. Zu den genannten Persönlichkeiten rechne ich beispielsweise:
Graf Bernstorff, Professor Bredt, Professor Hoetzsch, v. Kardorff, Kultusminister Becker, Ministerpräsident Braun, Staatsekretär Schubert, Professor Kahl, Staatsekretär Pünder usw. Im übrigen bekenne ich mich, wenn auch einigermaßen klopfenden Herzens, schuldig, die Anregung, Sie um Ihren Beitritt zu bitten, selbst gegeben zu haben. Neben Ihnen habe ich noch Herrn Dr. Wirth vorgeschlagen. Nachdem Staatssekretär Dr. Pünder und Kultusminister Dr. Becker auf der Gründungsversammlung sich so prononciert freundlich ausgesprochen haben, möchte ich glauben, dass auch Sie keine Bedenken zu haben brauchten, Ihren Beitritt zu erklären.
Mit verehrungsvollen Grüßen und herzlichen Wünschen zu den kommenden Festtagen
bin ich Ihr stets treu ergebener
Kaas
Quelle: HAStK 902/285/1. Abgedruckt in: Konrad Adenauer 1917-1933. Dokumente aus den Kölner Jahren. Hrsg. v. Günther Schulz. Köln 2007, S. 265f.