20. November 1941

Brief an Paul Adenauer (Auszug)

[...] Heute Nacht hat der strömende Regen wieder den Boden sehr naß gemacht. Ich habe den am Hügel stehenden Apfelbaum fällen lassen, er nahm zu viel Sonne weg und brachte nichts. Durch seinen Fortfall hat die ganze obere Partie des Steingartens geändert werden müssen. Es ist sehr schön geworden, er hat jetzt mehr einen geplanten Eindruck als bisher, bisher sah er mehr nach einem Conglomerat von Beeten aus. Es ist sehr viel mehr Pflanzfläche vorhanden als früher, ich habe aber Pflanzen genug, weil alles zu dicht gewor­den ist. Gestern sind dann auch die Obstbäume von Dahs gekommen. Morgen oder Montag kommen dann die Rosen usw. von Boehm, die ich allein pflanzen muß, das wird aber schon gehen [...] A. rief Sonntagabend telefonisch hier an. Der Übergang nach Hause, vor dem wir alle doch etwas Angst hatten, hat sich überraschend gut vollzogen. Ich sage aus ganzem Herzen Gott sei Dank. Diese Angelegenheit hat mir doch sehr viel Leid und Kummer gemacht. Ich habe diese Woche sehr viel zu tun, weil ich meine technischen Gedanken bis Samstag ausführlich mit Zeichnungen zu Papier bringen muß, es werden wohl 35 Schreibmaschinenseiten geben. Am Samstag kommt nämlich der junge Thiess aus Aachen, der die Sache mit mir durchsprechen soll, damit gar keine Unklarheiten mehr vorhanden sind. Dann wird er meine Ausführungen mit nach Aachen zu seinem Vater nehmen, dieser wird sie dann auch prüfen. Ich werde wohl bis spät in den Abend hinein schreiben müssen, es ist nicht leicht [...] Trotz der zweimaligen allerdings kurzen Frostperioden, die wir hatten, blüht noch allerhand im Garten, einige Rosen, Chrysanthemen, Veil­chen, Stiefmütterchen und vor allem die schönen Christrosen. Ich denke sehr viel an Dich, wenn ich im Garten bin. Nun, ich hoffe, daß wir doch noch einmal eine schöne und ruhige Zeit miteinander haben werden [...]

 

Quelle: Paul Adenauer: Briefe Konrad Adenauers an einen Sohn im Reichsarbeitsdienst 1941/42. In: Konrad Adenauer und seine Zeit. Politik und Persönlichkeit des ersten Bundeskanzlers. [Bd. I:] Beiträge von Weg- und Zeitgenossen. Hg. von Dieter Blumenwitz u.a. Stuttgart 1976, S. 160f.