Sehr geehrter Herr Schumacher!
Im Anschluss an unsere Unterredung vorige Woche erlaube ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen:
Da einige der Herren, die in US waren, erst heute ihren Fraktionen über ihre Reise Bericht erstatten, wird in dieser Woche die Angelegenheit „Freie Wahlen" usw. nicht mehr im Bundestag zur Verhandlung kommen können. Es wird aber unter allen Umständen die Verhandlung in der nächsten Woche stattfinden müssen.
Da am 5. März voraussichtlich die Vorkonferenz, die die Tagesordnung der Viererkonferenz festsetzt, beginnt, ist bei mir angeregt worden, ich solle namens der Bundesregierung den Antrag, „Freie Wahlen" auf die Tagesordnung der Viererkonferenz zu setzen, jetzt schon stellen. Die Stellung dieses Antrages soll geheim bleiben, und ich solle dann in der nächsten Woche in der betreffenden Bundestagssitzung dem Bundestag hiervon Kenntnis geben. Es würde sich im Anschluss daran Gelegenheit zu den notwendigen Ausführungen ergeben, und vielleicht könnte dann die Beratung mit einer von den Fraktionen gemeinsam zu fassenden Resolution abgeschlossen werden.
Ich beabsichtige, für morgen die Vorsitzenden der Fraktionen zu einer Besprechung einzuladen. Ich höre eben, dass Sie morgen nach Berlin zu fliegen beabsichtigen, und erlaube mir daher, Ihnen jetzt schon diese Mitteilung zu machen, die ich vertraulich zu behandeln bitte.
Mit ergebenen Grüßen
Ihr
(Adenauer)
Quelle: Adenauer. Briefe 1949-1951. Hg. von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz. Berlin 1985, S. 353f.