3. März 1926

Schreiben an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Koblenz

 

Euer Hochwohlgeboren

bestätige ich ergebenst den Empfang des gefl. Schreibens D. 365 vom 1. dieses Monats. Einige Ausführungen dieses Schreibens nötigen mich, darauf hinzuwei­sen, dass der Besuch des Herrn Reichspräsidenten in Köln der Stadt Köln gilt, und dass daher die Einzelheiten dieses Besuches in Köln von der einladenden Stadt Köln im Einvernehmen mit dem Herrn Reichspräsidenten bezw. seinem Büro unmittelbar zu regeln sind, wie das in gleicher Weise beim Besuche des Herrn Reichspräsidenten Ebert im Jahre 1924 und durch unmittelbare Verhand­lungen zwischen der Stadt Köln und dem Hofmarschallamt beim Besuche des früheren Kaisers im Jahre 1911 geschehen ist. Ich darf hinzufügen, dass hierzu auch die Frage der Unterbringung des Herrn Reichspräsidenten bei seinem Auf­enthalt in Köln gehört, und dass ich es daher bedauere, dass Verhandlungen hierüber anderweitig ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung geführt worden sind. Damit aus meinem bisherigen Schweigen hierzu kein Präzedenzfall für die Zukunft entsteht, sehe ich mich zu dieser Feststellung genötigt.

Von einem Wunsche des Herrn Reichspräsidenten, vor dem geselligen Beisammensein im Gürzenich Abordnungen der englisch und französisch besetzt gewesenen Stadt- und Landkreise zu empfangen, hat mir Herr Staatssekretär Meissner bei einer Besprechung mit ihm am 24.2. nichts mitgeteilt, ich werde mich mit ihm darüber in Verbindung setzen. Ob die Wünsche des Ministeriums des Innern wegen Einladung bestimmter Persönlichkeiten, von denen mir übri­gens der Herr Minister des Innern bisher keine Mitteilung gemacht hat, sich erfüllen lassen, ist mir zweifelhaft, da der Kreis der Teilnehmer eventuell zu groß werden würde. An die Reichsminister und preußischen Minister werden die Einladungen seitens der Stadt Köln in diesen Tagen ergehen. Die Stadt Köln wird wie bisher für die Unterkunft ihrer Gäste selbst Sorge tragen, soweit die Herren nicht den Wunsch haben, sich selbst Unterkunft zu beschaffen. Ich darf wohl annehmen, dass die Mitteilung, dass dem Herrn Regierungspräsidenten in Köln ein ausgesuchter Wagen zum Gebrauch des Herrn Reichspräsidenten von Privatseite zur Verfügung gestellt würde, sich nur auf die Fahrt von der Bahn zum Regierungsgebäude und von dort zum Rathause bezieht.

Adenauer

 

Quelle: Landeshauptarchiv Koblenz (LHAK) 403/15353, Bl. 267ff. Abgedruckt in: Konrad Adenauer 1917-1933. Dokumente aus den Kölner Jahren. Hrsg. v. Günther Schulz. Köln 2007, S. 322f.