Heinrich Weitz (1890-1962), Dr. jur., Oberbürgermeister von Trier (1927-1933) und Duisburg (1945-1947), 1947-1951 nordrhein-westfälischer Finanzminister (CDU), Kontaktmann Adenauers in der Regierung Arnold.
Lieber Herr Weitz!
Haben Sie von Herzen kommenden Dank für Ihren Brief vom 14.10.45. Die daraus sprechende Anteilnahme an meinem Ergehen hat mir sehr wohlgetan. Ob es etwas Gutes war, was mir widerfahren ist, ob etwas Schlechtes, wer kann es sagen? Natürlich ist das plötzliche Stillegen nach angestrengtester Tätigkeit ein starker Eingriff. Meine Frau habe ich krank in Köln im Caritashaus zurücklassen müssen. Ich darf sie dreimal in der Woche im Hospital besuchen, sonst darf ich ja nicht nach Köln. Sie wird am 3.11. nach hier zurückkehren, wird aber noch längere Zeit sorgsamster Behandlung bedürfen.
Im heutigen Deutschland wird sehr viel geredet. Es nimmt mich daher kein Wunder, dass sich [die] Fama auch meiner mysteriösen Angelegenheit bemächtigt hat. Ich selbst kenne die Gründe nicht. Nachträglich ist das Verbot politischer Betätigung dahin gemildert worden, dass ich mich jeder politischen Betätigung „innerhalb des Regierungsbezirks Köln" zu enthalten habe.
Wenn behauptet wird, ich sei ein Freund der de Gaulleschen Pläne, so kann ich nur sagen, dass ich immer gegen Bildung eines Pufferstaates gewesen bin und in alle Zukunft sein werde. Am besten gibt Ihnen über meine Einstellung zur außenpolitischen Lage die Anlage Auskunft. Ich habe sie nach einem Interview mit englischen und amerikanischen Journalisten als den Extrakt meiner Ausführungen niedergeschrieben. Richtig ist, dass ich sowohl gegenüber englischen, amerikanischen und dänischen Journalisten ziemlich offen gesprochen habe. Es wird uns immer sehr freuen, Sie und Ihre Gattin bei uns zu sehen. Alles Gute und recht herzliche Grüße von Haus zu Haus
stets Ihr
Adenauer
Anlage zum Schreiben an Weitz: „Meine Einstellung zur außenpolitischen Lage"
Quelle: Konrad Adenauer: Briefe über Deutschland 1945-1955. Eingeleitet und ausgewählt von Hans Peter Mensing aus der Rhöndorfer Ausgabe der Briefe. München 1999, S. 29f.