4. August 1945

Schreiben an Dr. Hans Rörig, Bern

Sehr geehrter Herr Rörig,

 

Mit vielem Dank erhielt ich Ihr Schreiben vom 23. Juli 1945. Inzwischen habe ich Folgendes tun können. Vor einigen Tagen erschien bei mir ein Major Dilke, ein Engländer, der mit der Einrichtung des Pressewesens beauftragt ist. Er sagte mir, daß der zur Zeit hier erscheinende Kölner Kurier jetzt auf eine höhere Ebene gehoben werden solle, es sei das die zweite Phase. Er solle deutsche Redakteure der verschiedenen Art und einen deutschen Verlagsleiter bekommen. Er bat mich, ihm Namen zu nennen. Ich nannte ihm nach einiger Überlegung Ihren Namen als Chefredakteur. Dabei stellte sich heraus, daß er Sie kannte. Er sagte, daß er in London Verleger sei und ein von Ihnen geschriebenes Buch verlegt habe. Er begrüße außerordentlich, wenn Sie die Aufgabe übernehmen würden, und sagte mir zu, alle nötigen Schritte zu tun, damit Ihnen die Einreise nach Deutschland ermöglicht würde. Ich hoffe sehr, daß er das in der Zwischenzeit getan hat. Ich werde in einigen Tagen nochmals mich mit ihm in Verbindung setzen und bei ihm anfragen. Herzlich danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen hinsichtlich Sir Sidney Clive und für Ihre politischen Ausführungen namentlich mit Bezug auf die französischen Aspirationen. Sie erfüllen auch mich mit Sorge. Was die Leipziger Verleger angeht, so stehen wir mit ihnen in Verbindung. Ich bin Ihnen auch sehr dankbar für Ihre Bemühungen bei Herrn Schifferli, und ich bitte Sie, diese Angelegenheit nach Kräften weiter zu verfolgen. Hoffentlich sehen wir uns bald hier in Köln. Wenn es mit der Übernahme der Redaktion durch Sie nichts werden sollte, so bleibt das bestehen, was ich Ihnen früher gesagt habe. Mir schwebt als dritte Phase der Entwicklung des Pressewesens die Herausgabe einer großen deutschen Tageszeitung vor. Auch darüber werde ich hoffentlich bald mit Ihnen sprechen können. Die Aussichten der Kölnischen Zeitung scheinen mir zurzeit nicht günstig zu sein. Seien Sie und Ihre Gattin von meiner Frau und mir sehr herzlich gegrüßt.

 

Ihr sehr ergebener

Adenauer

 

 

Quelle: HAStK 1290/91. Abgedruckt in: Adenauer. Briefe 1945-1947 (Rhöndorfer Ausgabe). Hg. von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz. Bearb. von Hans Peter Mensing. Berlin 1983, S. 67f.