Rhöndorfer Ausgabe Online
An Fritz Oebel
, RhöndorfOriginal in Privatbesitz Heinz Müller, Köln; eigenhändig
Sehr geehrter Herr Oebel!
Frau Landrat Gorius1 hat mir den Inhalt des Gesprächs wiedergegeben, das Sie mit Ihrer Frau gehabt hat. Anscheinend haben Sie mich mißverstanden, ich wiederhole u. ergänze danach meine Angaben.
Herr Dr. Hellwig war zu einer Konferenz in Frechen. Er hat den Bürgermeister nach Ihrem Geschäft gefragt. Dieser wußte nicht Bescheid. Daraufhin hat Herr Dr. H. während der Konferenz zu dem Geschäfte geschickt. Dieser hat festgestellt, daß an sich alles in Ordnung ist, der P. G. sei fort, Ihre Verwandte lasse Ihnen sagen, Sie sollten zwecks Übernahme des Geschäftes so schnell wie möglich dorthin kommen.
Ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung in Köln nur denselben Rat geben. Sie müßten, m. E. mit Ihrer Frau, sofort hin, um das Geschäft wieder zu übernehmen; Sie laufen sonst Gefahr, daß die Vorräte beschlagnahmt [werden] und das Geschäft einem andern übertragen wird.
Ganz allgemein möchte ich sagen: Wir sind in Deutschland so arm geworden, daß kein Rentner mehr sein Auskommen haben wird. Derjenige, der ein Geschäft hat, das seinen Mann nährt, kann sich glücklich preisen.
Freundlichen Gruß
Adenauer
Zur verwandtschaftlichen Verbindung Adenauers mit Marianne Gorius (geb. Dankelmann, Ehefrau von Landrat Fritz Gorius) vgl. Robert Steimel, Mit Köln versippt Bd. 1, Tafel 214.