Rhöndorfer Ausgabe Online
An Dr. Viktor Agartz, Zentralamt für Wirtschaft in der britischen Zone
, Minden/WestfalenStBKAH 08.61
Sehr geehrter Herr Agartz!
Anliegend übersende ich mit der Bitte um Rückgabe den Brief eines Herrn Strobl, Rondorf b/Köln, mit der Bitte um Kenntnisnahme1. Der Mann hat, wie Sie ja selbst wissen, völlig recht. Es würde mich interessieren, wenn Sie mir Auskunft darüber geben könnten, wer dieses Gesetz und auch das Erbschaftssteuergesetz gemacht hat und was man eigentlich damit bezweckt. Daß dadurch jedes Streben im deutschen Volke völlig gelähmt wird, ist wohl klar2.
Mit hochachtungsvollem Gruß
Ihr ergebener
(Adenauer)
Eugen Julius Strobl, Inhaber der Firma Glasbau Strobl K.-G. / Westdeutsche Glashandels-Ges.m.b.H., hatte sich am 7.6.1946 an Adenauer gewandt und auf die Folgen der vom alliierten Kontrollrat im Frühjahr 1946 erlassenen Einkommens- und Erbschaftssteuergesetze hingewiesen (die »wirtschaftlich, politisch und biologisch den Todesstoß für das deutsche Volk« bedeuten). Zu diesen Gesetzen vgl. Akten zur Vorgeschichte Bd. 1, S. 863.
In diesem Sinne auch ein am 1.7.1946 an Gerhard Weisser gerichtetes Telegramm Adenauers (»Antrag auf Überprüfung der Steuergesetze … vernichten jede privatwirtschaftliche Initiative … «); Original in BT PA 1/183, Teildruck des am 19.7.1946 eingebrachten, leicht veränderten Adenauer-Antrages im Zonenbeirat: Akten zur Vorgeschichte, Bd. 1, S. 863