Rhöndorfer Ausgabe Online
An Anne-Liese Henle
, DuisburgStBKAH 07.01
Sehr geehrte Frau Henle!
Ihrem Wunsch komme ich sehr gerne nach1. Es tut mir so sehr leid, daß Ihr Mann diese schweren Zeiten hat und Sie und Ihre Kinder und Ihre Mutter mit ihm. Ich hörte dieser Tage, daß einige der Herren entlassen seien. Hoffentlich werden Sie auch Ihren Mann bald wiedersehen. Wenn er kommt, grüßen Sie ihn herzlichst von mir.
Wenn ich nach Duisburg komme, werde ich mich sicher bei Ihrer Mutter und Ihnen melden.
Mit herzlichen Grüßen an Sie und Ihre Mutter
Ihr sehr ergebener
(Adenauer)
Frau Henle hatte sich am 7.5.1946 mit der Bitte um Hilfe für ihren Mann Günter an Adenauer gewandt. Ihr war geraten worden, »möglichst viele Gutachten über seine Person zu sammeln, aus denen hervorgehen soll, daß er mit dem 3. Reich und seinen militaristischen Tendenzen durchaus nichts gemein hatte…«. Zu Henles Inhaftierung (im November/Dezember 1945 gemeinsam mit »75 anderen führenden Stahlindustriellen«) und Entnazifizierung (14.11.1946) durch die Engländer vgl. dessen Lebenserinnerungen (Weggenosse, S. 80-83); vgl. auch Ingo Tommy, Die deutschen Unternehmerverbände 1945-1950. Kontinuität oder Diskontinuität? In: Josef Becker/Theo Stammen/Peter Waldmann (Hg.), Vorgeschichte, S.245, 256f