Rhöndorfer Ausgabe Online
An Dr. Wilhelm Hamacher
, TroisdorfOriginal in LAV NRW R, RWN 0048/29
Lieber Herr Hamacher!
In der Notiz, die über unsere Besprechung1 im Kölner Kourier erschien, stand in der Überschrift das Wort »Einigung«. Sie wünschten, als wir über die Abfassung der Notiz sprachen, daß dies Wort nicht gebraucht werde. Ich lege Wert auf die Feststellung, daß das Wort ohne mein Zutun und ohne mein Wissen von der Redaktion in die Überschrift der Notiz gesetzt worden ist2. Ich hoffe, daß dadurch keine Complikationen entstehen.
Darf ich fragen, wann unsere Besprechung fortgesetzt werden kann? Ich lege auf die Angelegenheit größten Wert.
Ich danke dem »Leiter der Firma Elbs und Hamacher« für die prompte Erledigung der Heizkesselsache.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Adenauer
Ein Hinweis auf ein solches, Ende 1945/Anfang 1946 geführtes Gespräch ist einem in LAV NRW R, RWN 0048/29 Zitation prüfen erhaltenen Schreiben Adenauers an Hamacher vom 22.12.1945 zu entnehmen: »Es wird mir eine Freude sein, Sie zu sehen und in Ruhe zu sprechen.«
Mit dieser Zusicherung trug Adenauer einem Misstrauen Rechnung, das in diesem Zeitraum in Zentrumskreisen weit verbreitet war und – ebenfalls im Januar 1946 – seinen deutlichsten Ausdruck in einer öffentlichen »Klarstellung« zu den » [s]ogenannten Einigungsverhandlungen« fand: »… wurden immer nur geführt mit der Absicht, das Zentrum der Christlich-Demokratischen Union zu unterwerfen. Die Führung der Zentrumspartei konnte es im allgemeinen Interesse des deutschen Volkes sowie auch in Wahrung der Interessen ihrer Anhängerschaft nicht verantworten, ihre eigene Politik zugunsten eines Parteigebildes aufzugeben, das in sich unklar ist und das ein Experiment darstellt, dessen Ausgang mehr als dunkel ist« (Informationsbrief der Zentrumspartei für die Mitglieder der englisch besetzten Zone, Nr. 2/Januar 1946; hiervon ein Exemplar in StBKAH 08.55/4).
Zum Verhältnis und zur zunehmenden ›Versteifung der Fronten‹ zwischen christlichen Demokraten und Zentrum nach dessen Parteikonstituierung im Oktober 1945 vgl. Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen, S. 85-87 und Detlev Hüwel, Karl Arnold, S. 151. Vgl. auch die Schreiben an Wilhelm Hamacher vom 21.2.1946 und an führende katholische Geistliche vom 15.4.1946.