Rhöndorfer Ausgabe Online
An Maria Limbach
, Beuel/RheinStBKAH 07.02
Sehr geehrte Frau Limbach!
Es tut mir sehr leid, daß ich Ihnen in Ihrer so überaus traurigen Lage nicht direkt helfen kann1. Aber Anträge an irgendwelche alliierten Stellen auf Entlassung von Kriegsgefangenen, die ich bereits gestellt habe, sind alle abgelehnt worden.
Als Herr Kardinal Erzbischof Frings unlängst in Rom war, hat er die Kriegsgefangenenlager bei Neapel aufgesucht2. Vielleicht hat er noch irgendeine Verbindung dorthin, so daß es ihm möglich sein könnte, daß Ihr Mann durch ihn wenigstens Nachrichten von Ihnen bekommt. Wenden Sie sich doch vertrauensvoll an ihn.
Hochachtungsvoll
Frau Limbach hatte sich wegen ihres in englischer Kriegsgefangenschaft in Italien befindlichen Mannes (eines früheren Bankbeamten in Bonn) an Adenauer gewandt und auf ihre besondere Notlage vor und nach Kriegsende hingewiesen: Wohnhaus total niedergebrannt, Evakuierung nach Schlesien, Flucht nach Mitteldeutschland, Verlust des ganzen Vermögens, Fußmarsch mit 8 Kindern über 650 km in die Heimat, Unterhalt von nur 75,- RM Fürsorge, Tod der Schwiegermutter.
Seine »Romreise zur Kardinalserhebung« im Frühjahr 1946 hat Josef Kardinal Frings selbst ausführlich dargestellt (Für die Menschen bestellt, S. 66-78); vgl. auch Paul Berndorff, Oberhirte in den Jahren großer Not, in: Dieter Froitzheim (Hg.), Kardinal Frings. Leben und Werk, Köln 21980, S. 65 (hier ein Hinweis auf den Besuch von Frings im Gefangenenlager Neapel, von wo Frau Limbach das letzte Lebenszeichen ihres Mannes erhalten hatte).