Rhöndorfer Ausgabe Online
An Dr. Ewald Löser
, Essen-BredeneyStBKAH 07.11
Sehr geehrter Herr Löser!
Mit Herrn Dr. Pferdmenges habe ich wegen Ihrer Heranziehung zu den Arbeiten des Ausschusses für Wirtschaft und soziale Fragen gesprochen. Er wird Sie gerne heranziehen.
Sehr interessant war mir Ihre Mitteilung, daß weder Herr Gördeler noch Herr Kaiser noch irgend jemand von der näheren Umgebung Gördelers etwas von dem Attentat auf Hitler am 20.7. vorher gewußt haben und daß es sich vielmehr dabei um eine Angelegenheit des Herrn von Stauffenberg und einiger Freunde von ihm gehandelt habe, daß der Gördeler-Kreis gerade vorher beschlossen habe, Attentatspläne auf Hitler für einige Monate zurückzustellen, bis die Alliierten tiefer in Deutschland eingedrungen seien und die militärische Lage sich noch weiter verschlechtert habe. Diese Feststellung ist doch von historischer Bedeutung. Ich würde Ihnen daher dankbar sein, wenn Sie mir bestätigen würden, daß ich Sie richtig verstanden habe1.
Ich habe mich gefreut, Sie wiederzusehen, und hoffe sehr, daß gemeinsame Arbeit uns bald wieder zusammenführen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr sehr ergebener
(Adenauer)
Bestätigung der von Adenauer wiedergegebenen Version durch die Antwort Lösers vom 24.6.1946, diese ihrerseits gestützt auf eigene Erinnerungen (letzte Aussprache mit Goerdeler im Februar 1944) und Auskünfte des Goerdeler-Sohnes; vgl. auch Ewald Löser, Oberbürgermeister Carl Goerdeler zum Gedächtnis, in: Der Städtetag Jg. 8 (1955), S. 49-52.