Rhöndorfer Ausgabe Online
An Dr. Hans Melchers
, Köln-MarienburgStBKAH 07.11
Sehr geehrter Herr Melchers!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief vom 6. d. Mts. Wie ich Ihnen unlängst sagte, habe ich Herrn Professor Noack inzwischen kennengelernt, wenngleich ich noch nicht die Möglichkeit hatte, mit ihm mich weiter auszutauschen. Der von ihm ausgearbeitete Verfassungsentwurf ist in meinen Händen1.
Was Sie über die Entwicklung der Gesellschaft für Christliche Kultur sagen, hat mich besonders interessiert. Daß es Ihnen gelungen ist, Claudel nach Köln zu bringen2 (ist es wirklich der berühmte Claudel?) ist eine Tat! Wenn irgend möglich, werde ich teilnehmen.
Wie Sie mir unlängst mündlich sagten, wird die Buchhändlerschule jetzt dort eröffnet und kommen die Filialen der Verlage Kösel & Pustet und Hegner3 nach Köln. Das würde dann doch wenigstens eine teilweise Verwirklichung unseres früheren gemeinschaftlichen Programms sein.
Mit vielen Grüßen
Ihr sehr ergebener
(Adenauer)
Am 23.9.1946 bestätigte Adenauer in einem Dankschreiben an Noack den Empfang der ihm am 11.7.1946 zugeleiteten Schrift ›Deutschlands neue Gestalt in einer suchenden Welt‹; den ebenfalls 1946 vorgelegten Verfassungsentwurf Noacks hatte Adenauer von Adolf Süsterhenn nach dessen Rückkehr von der Süddeutschland-Reise erhalten (vgl. das Schreiben an führende CDU/CSU-Politiker in der amerikanischen Zone vom 2.7.1946; Anschreiben Süsterhenns vom 20.8.1946 in StBKAH 08.21); vgl. Hans-Peter Schwarz, Vom Reich, S. 358-369.
Zur deutschen Uraufführung von Claudels Theaterstück ›Der goldene Schuh‹ (von deren Vorbereitungen Melchers berichtet hatte) im Rahmen der Kölner Kulturtage im Oktober 1946 vgl. Hermann Pünder, Von Preußen, S. 448.
Vgl. das Schreiben an Jakob Hegner vom 2.10.1946.