Rhöndorfer Ausgabe Online

15. September 1946 (Rhöndorf)

An Pater Paul Schulte

, MIVA, Castoville/Texas

StBKAH 07.03, mit ms. Briefkopf »Oberbürgermeister a.D.«


Lieber Pater Schulte!

Ihr Paket ist glücklich angekommen und hat bei uns allen die größte Freude erregt! Sie werden ja wissen, wie es in Deutschland aussieht. Ihre Unterstützung ist umso willkommener, als in meinem Haushalt sich auch eine Schwiegertochter mit 2 Enkelkindern befindet und meine Frau und unser 15-jähriger Sohn dringend Kräftigungsmittel nötig haben.

Ich hatte mich bei Herrn Dr. Schreiber gelegentlich schon früher auch nach Ihnen erkundigt und von ihm gehört, daß Sie drüben seien und daß es Ihnen gut gehe.

Ich würde mich sehr freuen zu hören, was Sie tun und ob die Miva noch besteht. Seit wann sind Sie drüben?

Das Haus, in dem Sie bei meinem Bruder gewohnt haben, liegt – wie alles dort – in Trümmern.

Unser Leben ist schwer, und unsere Aussichten sind sehr ernst und unsicher. Wir bedürfen der Hilfe Amerikas. Das gilt aber nicht nur für Deutschland, das gilt für ganz Europa. Wenn Sie in der Lage sind mitzuhelfen, so tun Sie es bitte! Europa könnte doch der Welt noch sehr viel geben, wenn es nur endlich gesunden würde.

Ich danke Ihnen nochmals von ganzem Herzen und bin mit vielen Grüßen
Ihr sehr ergebener
(Adenauer)