Rhöndorfer Ausgabe Online
An Regierungspräsident Dr. Wilhelm Boden
, KoblenzStBKAH 08.05
Lieber Herr Boden,
Wie Ihnen wohl Herr Bornheim mitgeteilt haben wird, wollte ich am 16. oder am 23. August nach Maria Laach kommen. Tatsächlich habe ich den Paß noch immer nicht da, kann also frühestens am 23. kommen. Ich würde mich sehr freuen, Sie dann in Maria Laach sehen zu können, da mein Paß für Mayen und Kruft lauten wird. Zu Ihrer Orientierung noch Folgendes: Die Verhandlungen über Gründung einer christlichen Partei (christl.-demokratischen oder christl.-sozialen) sind weiter fortgeschritten. Sowohl der frühere Zentrumskreis der Regierungsbezirke Köln, Düsseldorf, Aachen wie diejenigen Westfalens tun geschlossen mit. Auf evangelischer Seite nicht nur in Köln, sondern auch in Elberfeld-Barmen stößt der Gedanke ebenfalls auf große Sympathie1. Bitte sorgen Sie im Bezirk Koblenz und Trier dafür, daß dort keine Quertreibereien vorkommen2.
Alles Weitere demnächst mündlich.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
Über die Gründungsvorbereitungen von CDP-Ortsgruppen lag Adenauer zu dieser Zeit eine schriftliche Information von Leo Schwering vom 10.8.1945 vor: »Diese zahlreichen Angebote zeigen eindeutig, wie stark die Bewegung im ganzen Rheinland bereits vorgeschritten ist und daß es unmöglich ist, länger zu warten, ohne daß evtl. unangenehme wilde Gründungen erfolgen.« Ausführliche Angaben zu den Gründungsvorgängen in dieser Phase bei Hans Georg Wieck, Die Entstehung und Leo Schwering, Frühgeschichte; zu den für Orte und Regionen spezifischen Details des Klärungsprozesses vgl. (für Westfalen) Paul Steup, Zwischen Zusammenbruch und Gründung, Von den Vorarbeiten zur Gründung der CDU Westfalen, in: 10 Jahre CDU Westfalen, sowie (für Wuppertal) Otto Schmidt, Zur Frühgeschichte, S. 40f.
Zur CDP-Gründung in Koblenz und Trier (zwei Regierungsbezirken der früheren preußischen Rheinprovinz mit starken föderalistischen und parteipolitisch eigenwilligen Tendenzen nach 1945) vgl. Hans Georg Wieck, Christliche und freie Demokraten, S. 76-88 und Kurt Weitzel, Von der CSVP zur CDU, S. 182-184.