Rhöndorfer Ausgabe Online

18. August 1945 (Köln)

An Dr. Hans Rörig

, Bern

Original in HAStK Best. 1290, A 70A


Sehr geehrter Herr Rörig,

Sie werden hoffentlich in Besitz des Briefes von mir gelangt sein1, in dem ich Ihnen mitteilte, daß der inzwischen zum Oberstleutnant ernannte damalige Major Dilke, ein Londoner Verleger, der ein Buch von Ihnen verlegt hat, Sie holen wollte zwecks Ausbaues des zur Zeit hier erscheinenden Kölnischen Kuriers. Anscheinend ist das noch nicht erfolgt. Ich habe Herrn Dilke dieser Tage ‹brieflich›2 gefragt, wann Sie kommen würden. Die Situation auf dem Gebiete des Pressewesens ist augenblicklich folgende. Die Militär-Blätter, wie Kölnischer Kurier, sollen alsbald umgewandelt werden in deutsche Blätter, die aber wahrscheinlich noch unter Vorzensur stehen werden. Das Ziel ist aber, überregionale Blätter, allerdings nicht in großer Anzahl, erstehen zu lassen. Aus traditionellen Gründen würde ich es für wünschenswert halten, wenn der Name »Kölnische Zeitung« erhalten bliebe. Allerdings würde eine starke Veränderung sowohl bezüglich der Verleger wie der Mitarbeiter nötig sein. Auch wird zunächst sicher ein erhebliches Zusammenarbeiten mit dem noch fast vollständig erhaltenen und einwandfreien Redaktionskreis der Frankfurter Zeitung nötig sein. Nach dieser Hinsicht schweben mit Herrn Holbach/Frankfurt Verhandlungen3.
Über dem oben erwähnten Oberstleutnant Dilke steht ein Generalmajor Bishop in Bad Oeynhausen. Dieser General Bishop ist, wie mir gesagt wurde, ein alter Beamter des Foreign Office in London. Sie werden ihn wahrscheinlich kennen, und er wird Sie kennen. Wegen dieser persönlichen Beziehungen, die Sie haben, halte ich es für im höchsten Maße wünschenswert, daß Sie so bald wie möglich nach hier kommen. Ich bitte Sie sehr, das Ihrige zu tun, damit das möglich wird.

Mit vielen Grüßen auch an Ihre Frau
Ihr sehr ergebener
Adenauer
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    Vgl. das Schreiben an Hans Rörig vom 4.8.1945.

  2. ^

    ‹ › hs. von Adenauer eingefügt.

  3. ^

    Ein Hinweis auf Verbindungen des gebürtigen Aacheners Holbach zum Rheinland im Sommer 1945 findet sich bei Josef Hofmann, Journalist, S. 171.