Rhöndorfer Ausgabe Online
An Bürgermeister Rudolf H. Petersen
, HamburgStBKAH 08.18, mit ms. Briefkopf: »Vorsitzender des Zonenausschusses der CDU«
Sehr geehrter Herr Petersen!
In der Tagung des Zonenausschusses der CDU, die vom 26.2. bis 1.3. stattgefunden hat, sind folgende Herren in den Zonenrat1:
Vertreter Dr. Otto, Osnabrück
1. Stellvertreter Konrad Adenauer, Rhöndorf
2. Stellvertreter Dr. von Poll, Hamburg.
Ich bemerke, daß Herr Dr. Otto evangelisch ist. Dem mir seitens des gesamten Zonenausschusses sehr nachdrücklich und wiederholt ausgesprochenen Wunsch, selbst der Vertreter der CDU im Zonen‹rat›2 zu werden, konnte ich nicht nachkommen, da meine Obliegenheiten als Vorsitzender der Landespartei Rheinland und als Vorsitzender der Zone mich zu sehr in Anspruch nehmen. Es ist auch Zeit, daß jüngere Kräfte nach vorne kommen. Dr. Otto ist 43 Jahre alt. Ich werde aber von Herrn Dr. Otto hinsichtlich jeder Tagesordnung in Kenntnis gesetzt, und es ist zwischen ihm und mir ausgemacht, daß ich bei besonders wichtigen politischen Angelegenheiten an der Sitzung des Zonenrats teilnehme. Es ist ferner von uns in Aussicht genommen, für den Vertreter des Zonenrats ein Büro einzuräumen. Es soll verbunden werden mit der Leitung der Parteikorrespondenz, die wir in Hamburg unter Dr. Ruppert (Blankenese, Frenssenstr. 90) einrichten.
Ich nehme an, daß es Sie interessieren wird zu hören, daß heute Landrat Heile aus Syke zu mir kommen wird zum Zwecke der Untersuchung, ob eine Einigung mit der Freien Demokratischen Partei möglich ist. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder einmal.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr ergebener
Der Zonenbeirat (Zonal Advisory Council) war im Februar 1946 von der britischen Militärregierung ins Leben gerufen worden und trat am 6.3.1946 in Hamburg zu seiner konstituierenden Sitzung erstmals zusammen. Zu Aufgabe (Beratung der Kontrollkommission in ›allen Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse‹), Zusammensetzung (»aus Vertretern der politischen Parteien, der Gewerkschaften, der Verwaltung, des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens«; vgl. Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945-1953, S. 64), zur Aufnahme der Arbeit, der dabei dargelegten Zielsetzung durch die Militärregierung und zu den ersten organisatorischen Maßnahmen vgl. vor allem den Druck des ersten Sitzungsprotokolls und dessen ausführliche Kommentierung in: Akten zur Vorgeschichte Bd. 1, S. 338-353; vgl. auch Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945-1953, S. 64-69 und den auf eigenen Beschluss des Zonenbeirats herausgegebenen ›Rückblick auf seine Tätigkeit‹ von Annelies Dorendorf (Der Zonenbeirat), die Organisationsübersicht bei Walter Vogel, Westdeutschland T. 1, S. 71-75 sowie speziell Engelbert Hommel, Konrad Adenauer und der Zonenbeirat der britisch besetzten Zone Deutschlands 1946-1948, Magisterarbeit, Mainz 1976 [hiervon Exemplare in StBKAH].
Die im Durchschlag enthaltene Angabe »Zonenausschuß« musste unter Beibehaltung der noch ungewohnten bzw. uneinheitlichen Schreibweise des Zonen(bei)rats der oben verwendeten Bezeichnung angeglichen werden.