Rhöndorfer Ausgabe Online

2. Oktober 1945 (Köln)

An Dr. Felicitas Dorweiler

, Bonn

StBKAH 07.01


Sehr geehrte Frau Dorweiler,

Daß Ihr Mann, den ich so sehr schätze, sich in amerikanischer Kriegsgefangenschaft befindet, bedauere ich sehr1. Wenn er nicht Mitglied der Partei war, wird er sehr bald entlassen werden. Einstweilen scheinen Stabsärzte noch festgehalten zu werden. Die hiesigen englischen Stellen wissen ebenso wenig wie die amerikanischen, wo sich die einzelnen Kriegsgefangenen befinden. Sie haben auch keine Möglichkeit, es festzustellen. Ich empfehle Ihnen durch die Suchzentrale in Hamburg feststellen zu lassen, wo Ihr Mann ist, und ihn dann durch das Gesundheitsamt in Bonn anfordern zu lassen. Möglicherweise wird auch der Kommandant der Militärregierung in Bonn, wenn das Gesundheitsamt in Bonn Ihren Mann anfordert, einen Rat geben können. Wenn es einmal noch sein sollte, Ihrem Mann seine gesinnungsmäßige Einstellung zu bezeugen, so greifen Sie bitte auf mich zurück. Ich stehe gern zu Ihrer Verfügung.

Mein Sohn Max, den Ihr Mann damals in Bonn behandelt hat, ist vor 3 Wochen aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekommen.

Ich hatte mir die größte Mühe gegeben festzustellen, wo er war, meine Bemühungen hatten aber keinen Erfolg.

Bitte geben Sie mir Nachricht wenn Ihr Mann zurück ist.

Mit ergebenen Grüßen, Ihr
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    Hierzu ein Schreiben von Felicitas Dorweiler vom 26.9.1945 mit Hinweisen auf Bemühungen ihres Mannes, eines Bonner Arztes, um den Adenauer-Sohn Max im Jahre 1944, die im nachfolgenden von Adenauer aufgegriffen und bestätigt werden.