Rhöndorfer Ausgabe Online
An Hermann Zilles
, Köln-EhrenfeldHAStK Acc. 2, A 370
Sehr geehrter Herr Zilles,
Ich bestätige den Empfang Ihres Schreibens vom 19.9.451.
Ich habe mir die Anlagen angesehen und sie an Herrn Prof. Dr. Kroll weitergegeben, den ich ersucht habe, Sie zu empfangen.
Ein Gedicht, »Die kleinen Leute« von Hans Stass, habe ich herausgenommen2. Es fällt aus dem übrigen Programm völlig heraus. Es ist ein in unserer Zeit nicht passendes Hetzgedicht. Wenn die Beschwerden wegen Bevorzugung von Nazis kommen, so geben Sie mir diese bitte weiter.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
Kontakte zu Adenauer gehen bereits aus einem Schreiben vom 8.9.1945 und dem darauf vermerkten Gesprächstermin (12.9.1945) hervor. Bei dieser Gelegenheit waren, wie aus dem Anschreiben hervorgeht, Zilles' »Stellung beim Kölner Wohnungsamt« bzw. die bevorstehende Niederlegung dieser Position und »meine von Ihnen beabsichtigte Berufung in den Kölner Stadtrat« erörtert worden. Zu Zilles' Tätigkeit als »Leiter einer eigens für ihn eingerichteten Beschwerdestelle im Wohnungsamt« vgl. Reinhold Billstein, Die Kölner Arbeiterparteien. S. 369f.
Auszug aus diesem (in »der Art eines Sprechgesangs von etwa vier Leuten« vorzutragenden) Gedicht: »Wer muß des Krieges Lasten tragen? Die kleinen Leute. / Wer fährt schon wieder mit dem Wagen? / Die Nazimeute. / Wer war auf einmal kein P.G.? / Die Nazimeute. / Wer arbeitet Deutschland in die Höh? / Die kleinen Leute. / Drum laßt euch nicht mehr überlisten ihr kleinen Leute. / Verstärkt die Front der Antifaschisten gegen die Nazimeute.«; hierzu auf dem Manuskript die hs. Anmerkung Adenauers: »Das ist kein Lied, das sich mit dem K.Z.-Lager befaßt, A 19/9.«