Rhöndorfer Ausgabe Online

22. September 1946 (Rhöndorf)

An Dr. Wilhelm Freiherr von Rheinbaben

, Schwerte/Ruhr

StBKAH 07.11


Sehr geehrter Herr von Rheinbaben1!

Ihren Gedanken, eine »Liga für Europäische Union« zu schaffen, halte ich für gut. Es ist auch durchaus richtig, solche Gedanken außerhalb der Partei zu propagieren.

Inwiefern Ihnen die CDU in der Flüchtlingsangelegenheit schnöde »den Stuhl vor die Türe gesetzt« hat, ist mir unbekannt.

Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr sehr ergebener
(Adenauer)


  1. ^

    Zu Wilhelm Freiherr von Rheinbaben konnten keine gesicherten Angaben ermittelt werden. Walter Lipgens (Die Anfänge, S. 402f.) identifiziert ihn, den Vorsitzenden der am 7.8.1946 gegründeten ›Deutschen Liga für Europäische Union‹, mit Werner Karl Ferdinand Freiherr von Rheinbaben (1878-1975; 1920-1930 MdR für die DVP, 1923 Chef der Reichskanzlei, 1926-1933 Völkerbundsdelegierter in Genf). Doch enthalten dessen Lebenserinnerungen (Viermal Deutschland. Aus dem Erleben eines Seemanns, Diplomaten, Politikers 1895-1954) keinerlei konkrete Hinweise auf jenen Tätigkeitsbereich nach 1945 (Wahrnehmung von Vertriebenen-Interessen innerhalb der CDU, europäische Föderationspläne) in dem es 1946/47 zur Kontaktaufnahme und Korrespondenz zwischen Adenauer und »Dr. jur. Wilhelm Freiherr von Rheinbaben« (ms. Briefkopf des Anschreibens vom 17.9.1946) gekommen ist. Auch die in einem zeitgenössischen Presseartikel (›Der Spiegel‹, Nr. 39 [1947], S. 5f.) veröffentlichten Informationen über Wilhelm Frhr. von Rheinbaben (»…Flüchtlings-Freiherr … [d]er 63-jährige [!] Ostelbier …« etc.) lassen sich mit der Vita Werner Frhr. von Rheinbabens nicht zur Deckung bringen.