Rhöndorfer Ausgabe Online

23. Februar 1946 (Rhöndorf)

An Ella Schmittmann

, Köln

StBKAH 07.03


Liebe Ella!

Vielen Dank für die Übersendung des Briefes des Herrn Dr. Haurand1. Ich weiß augenblicklich nicht recht, wo ich Herrn Haurand einordnen soll. Anscheinend ist er verletzt, weil ich mich nicht schon an ihn gewandt habe. Ist er ein besonderer Sachverständiger auf dem Gebiete der Siedlungs- und Wohnungsfragen, so daß es sich lohnt, ihn um eine ausführliche Darstellung seiner Ideen zu bitten?

Schon vor einiger Zeit erwähnte ich Dir gegenüber von der größeren Schrift, die Benedikt 1917 über das Wohnungsproblem hat erscheinen lassen. Er hat damals vorgeschlagen, im Wege einer Zwangsversicherung die nötigen Wohnungen sicherzustellen. Hat vielleicht die Universität Köln auf ihrer Bibliothek noch eine derartige Schrift? Sie würde mich sehr interessieren. Oder kannst Du mir den genauen Titel der Schrift und ihr Erscheinungsjahr angeben, damit ich auf der Bonner Bibliothek danach suchen lassen kann2. – Wenn Du junge Leute hast, die gerne mitarbeiten, so weise sie bitte statt an mich an Dr. Löns, Köln, Kolpinghaus, Landespartei Rheinprovinz. Er soll die Verbindung mit diesen jungen Kräften aufnehmen.

Habe herzlichen Dank für Dein Interesse!

Mit vielen Grüßen wie immer
Dein

 


  1. ^

    Anschreiben und Anlage sind in StBKAH nicht erhalten. Mit Haurand möglicherweise identisch: Dr. Peter Wilhelm Haurand (geb. 1883; Fabrikant und Nationalökonom), der von Walter Vogel (Westdeutschland T II, S. 350, 366) als Angehöriger der »Gruppe III (Freie Berufe, Wissenschaftler)« des Deutschen Wirtschaftsrats sowie als vorläufiges Mitglied des Beirats zum Zentralamt für Wirtschaft genannt wird. Zu (diesem?) Haurand vgl. das Schreiben an Robert Pferdmenges vom 22.4.1946.

  2. ^

    Noch heute in der Bonner Universitätsbibliothek verfügbar: Benedikt Schmittmann, Reichswohnversicherung, Kinderrenten durch Ausbau der Sozialversicherung, erschienen als Heft 1 der Schriften der Deutschen Gesellschaft für soziales Recht, Stuttgart 1917. Dieser Veröffentlichung Schmittmanns ist als Motto vorangestellt: »Die Wohnungsfürsorge für die kinderreichen Familien der minderbemittelten Bevölkerung ist eine der dringendsten Aufgaben der Allgemeinheit. Ihre Lösung muß trotz der großen Schwierigkeiten, die sie bietet, ohne Verzug planmäßig in Angriff genommen werden. Eine Hinausschiebung würde die Lage verschlimmern und die Lösung noch mehr erschweren«; zur Bedeutung der ›Reichswohnversicherung‹ vgl. Alfred Kuhlmann, Das Lebenswerk Benedikt Schmittmanns, S. 137-170.