Rhöndorfer Ausgabe Online

23. Februar 1946 (Rhöndorf)

An United States Forces, European Theater (USFET)

, Frankfurt/Main

StBKAH 07.01, mit ms. Briefkopf: »Vorsitzender des Zonenausschusses der CDU für die Brit. Besetzte Zone«, ohne Anrede und Schlussformel


Wie ich höre, befindet sich im Internment-Camp 78, 14 Cornwestheim, ein katholischer Theologe Erwin Bernard 2773 B45 aus Trier1. Soviel mir bekannt geworden ist, handelt es sich bei Cornwestheim um ein Camp für SS-Offiziere und Gestapo-Beamte. Ich kenne Erwin Bernard seit einer Reihe von Jahren. Er hat in meinem Hause verkehrt. Er war innerlich und äußerlich ein absoluter Gegner des Nationalsozialismus. Ich kann mir nur denken, daß er durch ein Versehen in das dortige Camp gekommen ist. Ich bitte Sie im Interesse eines Unschuldigen, seine Angelegenheit nachzuprüfen. Ich bin überzeugt, daß diese Nachprüfung zu seiner Freilassung führen wird.

Zu meiner Legitimation darf ich sagen, daß ich bis 1933 Oberbürgermeister der Stadt Köln gewesen bin und nach dem Einrücken der amerikanischen Armee im März 45 nach Köln zurückgeholt worden bin. Wie mir der damalige Gouverneur Colonel Patterson sagte, stünde ich auf der in Washington aufgestellten weißen Liste für Deutschland unter Nr. 1.


  1. ^

    Eine mündliche Information und die Bitte um Hilfe für Erwin Bernard waren Adenauer evtl. von einem der zahlreichen Besucher bei den Geburtstagsfeierlichkeiten am 5.1.1946 übermittelt worden; so liegt zwischen den Glückwunschschreiben eine eigenhändige Notiz Adenauers mit den auch hier wiedergegebenen Angaben zur Person (StBKAH 14.04).