Rhöndorfer Ausgabe Online
An Rechtsanwalt Dr. Otto Schmidt
, Wuppertal-BarmenStBKAH 08.53
Sehr geehrter Herr Schmidt!
Bei der Rückkehr nach Rhöndorf finde ich Ihren Brief vom 9.3. vor. Ein Teil dieses Briefes ist ja wohl durch unsere mündliche Besprechung schon erledigt1. Ich habe aufgrund unserer Besprechung in Düsseldorf wegen des Provinzial-Landtages angefragt, aber noch keine Antwort erhalten. Wenn Ihnen mitgeteilt worden ist, daß von Köln und Düsseldorf je 3 Personen von der CDU für den Provinzial-Landtag benannt worden seien, so ist diese Information unrichtig. Jedenfalls weiß ich nichts davon. Daß wir auf strenge Parität ständig achten müssen, ist ganz selbstverständlich2. — Sie schreiben dann, Sie seien in aller Form gebeten worden, mich zu veranlassen, eine Erklärung zu den Äußerungen des Herrn Hamacher abzugeben. Ich weiß nicht, welche Erklärungen ich dazu geben soll. Die Verhandlungen mit Herrn Dr. Hamacher sind vertraulich, wie das in der Natur der Sache liegt. Ich verstehe nicht, wie man Ihnen gegenüber bemerken kann, ob Sie sich nicht zu schade seien, um mit sich experimentieren zu lassen. Wenn Herr Dr. Hamacher und ein Teil seiner Parteifreunde zur CDU kommen, würde das doch in keiner Weise Ihre Stellung oder die Stellung anderer evangelischer Herren in der CDU berühren.
Ich werde Herrn Hamacher bei einer Besprechung, die voraussichtlich am 2.4. stattfinden wird, wegen der über Herrn Kaiser gemachten Bemerkungen zur Rede stellen
Ich hoffe, Sie bald zu sehen, und bin mit ergebenen Grüßen
Ihr
A
Zu dieser Zusammenkunft kann es am 15.3.1946 anlässlich einer kommunalpolitischen Tagung der CDU in Köln gekommen sein, auf die Schmidt in seinem Anschreiben hingewiesen hatte.
Schmidt hatte Befürchtungen geäußert, daß der evangelische Bevölkerungsteil bzw. dessen führende Wuppertaler Vertreter bei der anstehenden Provinzialrats-Erweiterung übergangen würden. Die Missachtung der konfessionellen Parität wiege umso schwerer, als das Zentrum – einer ihm zugeleiteten Erklärung Hamachers zufolge – vertrauliche Verhandlungen »mit führenden Männern der CDU« geführt habe, »die ihm erklärt hätten, die CDU sei ein Versuch. Wenn der Versuch mißglückte, würden sie zum Zentrum zurückkehren.« Vgl. hierzu Rudolf Morsey, Konrad Adenauer und die Gründung, S. 107.
Hamacher laut Schmidt in einer Versammlung in Oberhausen: das Zentrum halte »an der Einheit des Reiches fest«, während Kaiser »sich dahin geäußert haben [soll], daß die CDU das Rheinland und Westfalen aus dem Deutschen Reich ausscheiden lassen wolle …«.