Rhöndorfer Ausgabe Online
An Thomas Esser
, EuskirchenHAStK Acc. 2, A 355/1
Wie ich zu meiner großen Freude gehört habe, haben Sie alle Schwierigkeiten der Zeit gut überstanden. Man sagt mir, Sie seien so frisch, wie Sie lange nicht gewesen wären. Ich freue mich aufrichtig darüber und hoffe, daß es auch Ihrer Gattin gut geht. Wenn es Ihnen gesundheitlich so gut geht, werden Sie sich sicher auch Interesse an öffentlichen Angelegenheiten bewahrt haben. Ich darf Sie daher auf Folgendes aufmerksam machen.
Die Handelskammer Bonn arbeitet darauf hin, den Kreis Euskirchen in ihr Arbeitsgebiet zu bekommen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die Interessen Euskirchens eine Verbindung mit der Handelskammer Köln dringend verlangen.
Falls Sie meine letzte Ansicht teilen, so bitte ich Sie, doch in diesem Sinne in Euskirchen zu wirken2. Infolge der starken Zerstörungen der Stadt Köln machen sich allenthalben Tendenzen bemerkbar, Leichenfledderei zu treiben. Ich nehme an, Sie werden mit mir darin übereinstimmen, daß es auch zur Wahrung höherer Interessen dringend nötig ist, Köln seine Stellung als Metropole des Rheinlandes wiederzugeben.
Mit vielen Grüßen
Ihr sehr ergebener
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
Zu Essers Parteitätigkeit vor 1933 zahlreiche Angaben bei Rudolf Morsey, Der Untergang.
Esser, von den Amerikanern zum Vorsitzenden des Kreistags Euskirchen bestimmt (ferner Mitglied des Kreisausschusses und 1. Beigeordneter der Stadt Euskirchen), antwortete am 2.8.1945 zurückhaltend: die Einbeziehung Euskirchens in den Handelskammerbezirk Köln sei nur möglich, »wenn Sie bestimmte Zusicherungen geben können, daß dem Kreise Euskirchen innerhalb der Industrie- und Handelskammer Köln der ihm zukommende Einfluß eingeräumt wird«.; vgl. das Schreiben an Thomas Esser vom 17.8.1945.