Rhöndorfer Ausgabe Online

25. Juli 1945 (Köln)

An Lucy Millowitsch

, Köln

HAStK Acc. 2, A 360


Sehr geehrtes Fräulein Millowitsch,

Auf Ihr Schreiben vom 24. d.M. rate ich Ihnen, sich durch diese an sich ja belanglosen Unannehmlichkeiten nicht von Ihrer Aufgabe ablenken zu lassen1. Die Engländer haben mir erklärt, daß sie bereit sind, die Wiedereröffnung Ihres Theaters zu genehmigen, doch müßten die Instandsetzungsarbeiten außerhalb der normalen Arbeitszeit durchgeführt werden2. Denn es sei nicht angängig, daß Arbeitskräfte, die für die Wohnraumbeschaffung benötigt würden, für diesen Zweck Verwendung fänden. Ich hoffe, daß es Ihnen gelingt, mit Hilfe freiwilliger Kräfte Ihr Haus baldmöglichst instandzusetzen.

Hochachtungsvoll
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    In diesem wie auch in einem vorangegangenen Schreiben vom 22.7.1945 hatte sich Lucy Millowitsch wegen einer nicht näher beschriebenen Denunziation durch einen ›polnischen Nationalsozialisten‹ hilfesuchend an Adenauer gewandt.

  2. ^

    »... der Millowitsch-Bühne Spielerlaubnis zu erteilen vor allem zur Pflege der Kölner Mundart«, hatte Adenauer bereits am 15.5.1945 in Verhandlungen mit Col. Patterson angeregt; vgl. Werner Bornheim gen. Schilling, Der rheinische Phönix T. 2, S. 115. Zum Erfolg dieser Bemühungen vgl. Toni Diederich, Adenauer als Oberbürgermeister, S. 510 sowie die theaterwissenschaftliche Dissertation (Köln 1981) von Winfried Bonk, Die Entwicklung der Millowitschbühne von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Würzburg 1982. Hier (S. 169) Erinnerungen des Theaterleiters Willy Millowitsch an die Unterstützung durch Adenauer 1945: »Jehn'se Herr Millowitsch! Jehn'se auf de Ämter, se kriejen alles was se brauchen – ich habe ›Avis‹ jejeben. Und bauen'se so schnell wie möglich, daß de Leute wieder was zu lachen haben. Und für de Premiere hätt' ich jern zwei Karten, aber Freikarten bitte‹« (Interview Millowitsch-Bonk vom 3.6.1981).