Rhöndorfer Ausgabe Online
An Staatssekretär a.D. Dr. Aloys Lammers
, DüsseldorfStBKAH 08.20
Sehr geehrter Herr Lammers!
Leider war es mir, als ich am 23. d. Mts. in Düsseldorf war, nicht möglich, Sie zu sehen. Ich war bis abends spät in Anspruch genommen. Ich hoffe, das bald nachholen zu können.
Darf ich Ihnen für heute folgendes sagen:
1) Ich empfehle Ihnen, Frau Landeshauptmann Horion, Düsseldorf, Cäcilienallee, aufzusuchen. Frau Horion habe ich ins Bild gesetzt. Sie wird sich freuen, Sie zu sehen.
2) Sie werden Professor Dr. Lützeler1 von der Universität Bonn kennen. Bitte, geben Sie mir Nachricht, wenn der Vorschlag der Fakultät für die Besetzung des kunsthistorischen Lehrstuhls bei Ihnen eintrifft. Ich möchte sehr gerne mit Ihnen über die Angelegenheit sprechen, ehe eine Entscheidung fällt.
Geheimrat Clemen wird gegen Mitte des Juni nach Bonn kommen. Er hat sich entschieden für die Berufung von Herrn Dr. Lützeler eingesetzt.
3) Herr Minister a. D. Grimme, Hannover, hat mich gebeten, ihm einige Herren aus dem Westen zu benennen, die gelegentlich Artikel in seiner Zeitschrift »Die Schule« schreiben würden2. Wie stehen Sie dazu?
4) Ihr Neffe, Professor Dr. Anselmino, Elberfeld, ist, soviel ich weiß, von der Kölner Fakultät für den gynäkologischen Lehrstuhl in Köln vorgeschlagen. Gerade in Köln ist es nach den vergangenen Jahren dringend erwünscht, daß ein Katholik diesen Lehrstuhl bekleidet. Der Gynäkologe in Bonn ist, soviel ich weiß, evangelisch.
Mit vielen Grüßen
Ihr
Über eigenen Werdegang, Einflussbereich des rheinischen Universitätslebens, Wiederaufbau nach 1945 und Kontakte zu Adenauer hat Lützeler verschiedentlich selbst berichtet: vgl. Persönlichkeiten, S. 13 und die stadtgeschichtliche Darstellung ›Bonn – so wie es war‹ Bd. 2, S. 17-19, 30-35.
Hierzu Briefwechsel Grimme-Adenauer vom 16.5./26.5.1946 in StBKAH 08.57.