Rhöndorfer Ausgabe Online

26. Juli 1945 (Köln)

An Helene Custodis

, Köln-Ehrenfeld

HAStK Acc. 2, A 355/2


Sehr geehrte Frau Custodis1!

Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundlichen Wünsche aus Anlaß meines Amtsantritts.
Daß auch Ihr Gatte ein Opfer der Fliegerangriffe geworden ist, tut mir sehr leid, und ich spreche Ihnen meine herzliche Anteilnahme aus.
Durch mein Büro habe ich den Zustand Ihres Hauses in der Ottostraße feststellen lassen. Mir wird mitgeteilt, daß es bewohnbar ist, wenn es auch die üblichen Schäden hat. Gleichzeitig wurde festgestellt, daß Ihre Tochter unterwegs ist, um Sie nach Hause zu holen. Ich hoffe deshalb, daß Sie inzwischen schon in die Heimat zurückgekehrt sind und wohl auch Ihr Eigentum unverletzt vorgefunden haben.

Mit den besten Grüßen, auch von meiner Frau,
Ihr ergebener
A
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    Helene Custodis, Ehefrau des Kölner Notars Friedrich Custodis (1880-1945; am 22.2. bei einem Fliegerangriff auf Hennef/Sieg ums Leben gekommen), hatte sich am 13.6.1945 an Adenauer gewandt und u. a. den Wunsch nach Rückkehr in die Heimat geäußert. Auch enthält ihr Schreiben einen Hinweis auf persönliche Bekanntschaft und frühere Kontakte zu Adenauer: »Wer hätte im vorigen Mai, als wir zusammen in Rhöndorf den Geburtstag meines lieben Onkel Mönnig feierten, gedacht, daß wir so furchtbar auseinandergerissen werden würden«. Zur verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Helene Custodis und dem Kölner Zentrumspolitiker Hugo Mönnig (vgl. das Schreiben an Hugo Mönnig vom 23.2.1946) vgl. Robert Steimel, Mit Köln versippt Bd. 2, Tafel 247.