Rhöndorfer Ausgabe Online
An Dr. Robert Pferdmenges
, KölnStBKAH 07.01; unvollständig erhaltene Durchschrift nur der ersten Seite
Lieber Herr Pferdmenges!
Gleichzeitig lasse ich in Sachen Rheinbraun einen für Sie und Herrn v. Oppenheim1 bestimmten Brief abgehen.
Bitte erwähnen Sie bezüglich meines Sohnes Konrad folgendes.
Die Engländer lieben unsere alten Syndikate nicht. M. E. ist deshalb die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß sie eines Tages auch das jetzige Braunkohlensyndikat auflösen werden.
Wenn sie auch dann etwas an dessen Stelle setzen werden, so ist die Stellung Konrads, wenn er bei dem Syndikat angestellt ist, prekär. – Wäre es nicht möglich, dass er in die Dienste der Rheinbraun träte und von dieser Gesellschaft zunächst dem Syndikat zur Verfügung gestellt würde. Er hätte dann eine Rückzugsmöglichkeit für den Fall der Auflösung des Braunkohlensyndikats. –
In der Rheinbraun2 liegen die Verhältnisse folgendermaßen: Kirsch ist den Engländern genehm, die beiden andern Herren sind das nicht, obgleich sie nicht in der Partei [waren], war ihre Zusammenarbeit mit Brecht3 den Engländern unsympathisch. Es ist mir nur durch persönliche Intervention und gegen die Zusicherung, daß die beiden Herren spätestens im Frühjahr 46 ausscheiden würden, [gelungen] zu erreichen, daß sie wiederzugelassen wurden. Die beiden Herren haben mir diese Zusicherung ausdrücklich gegeben, und ich habe sie dann der engl. Stelle übermitteln müssen. – Es wird also in absehbarer Zeit eine erhebliche Änderung im Vorstand der Rheinbraun eintreten. Sie haben ja auch für diesen Fall gewisse Pläne – so daß es mir auch im Interesse der Rheinbraun zu liegen scheint, rechtzeitig Vorsorge für die Vervollständigung des Vorstandes zu treffen. Vielleicht wäre es unter diesen ganzen Verhältnissen auch im Interesse der Rheinbraun richtig, Konrad zum stellvertretenden Vorstandsmitglied zu machen. Bitte prüfen Sie die Ausführungen.
Noch eine persönliche Angelegenheit. Sie müssen sich mehr schonen. Es werden Zeiten kommen, in denen Sie noch nötiger sein werden als jetzt. Sorgen Sie zunächst, daß Sie einen andern Wagen bekommen. Das Fahren in dem […]
Zur Nachkriegsentwicklung des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. vgl. Wilhelm Treue, Das Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. und der öffentliche Kredit, in: 150 Jahre Regierungsbezirk Köln, S. 400.
Rheinische AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation (ab 1959: Rheinische Braunkohlenwerke AG)
Zum Nachkriegsschicksal Brechts vgl. die Erinnerungen seines Bruders Arnold Brecht, Mit der Kraft des Geistes. Lebenserinnerungen 1927-1967, Stuttgart 1967, S. 355.