Rhöndorfer Ausgabe Online
An Major Michael A. Thomas
, Bad OeynhausenStBKAH 07.12
Sehr geehrter Herr Thomas!
Ihren Brief vom 22. v. Mts. erhielt ich heute. Ich bedauere, daß Sie einstweilen nicht nach dem Rheinland kommen. Ich weiß wohl, daß augenblicklich in Berlin außerordentlich interessante Vorgänge sich abspielen und daß es für Sie sehr ehrenvoll ist, dort arbeiten zu können. Aber ich betrachte es als einen Verlust für uns, daß man Sie so selten hier sieht. Die Abschrift Ihres Briefes habe ich mit größtem Interesse gelesen1. Ich würde Sie sofort in die CDU aufnehmen und würde Sie nach dem Lesen dieses Briefes bitten, dort eine leitende Stelle einzunehmen!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Thomas hatte in einem (Adenauer in Abschrift übermittelten) Schreiben an einen in Erfde/Krs. Rendsburg wohnenden Schüler grundsätzliche Fragen weltanschaulicher Orientierung und des demokratischen Engagements aufgeworfen. Eine durch Randmarkierung hervorgehobene Passage lautet: »Deutschland hat keine materielle Macht … Man ist der Verunreinigung durch das Materielle nicht ausgesetzt. Verzichte man darauf und mache sich zum reinen Vorkämpfer europäischen Menschentums«.