Rhöndorfer Ausgabe Online

30. August 1946 (Rhöndorf)

An Dr. Margaretha Gröwel

, Hamburg

StBKAH 08.57


Liebes Fräulein Gröwel!

Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre verschiedenen Sendungen1. Es ist mir natürlich als Vorsitzendem der Partei für die Zone unmöglich, mich in die Einzelheiten der Aufstellung der Kandidaten einzumischen, falls ich nicht offiziell damit im Wege einer Beschwerde befaßt werde. Ich meine, in erster Linie müßten die dortigen alten Parteimitglieder selbst sich zur Wehr setzen. Ich zweifle auch gar nicht, daß, wenn sie das mit der nötigen Energie tun, sie sich doch wenigstens in gewissem Umfange durchsetzen werden. Man darf bei einer neuen Partei unter keinen Umständen die Geduld verlieren und muß immer wieder versuchen zu überzeugen. Geduld ist doch wirklich eine sehr starke Waffe.

Ich bin außerordentlich in Anspruch genommen, fast ständig auswärts, und wenn ich hier bin, von morgens bis abends überlaufen. Daher kommt es auch, daß ich noch nicht die nötige Ruhe hatte, um Ihnen zu schreiben. Ich bitte Sie, mir das nicht übel zu nehmen. Die Verhältnisse sind wirklich in der heutigen Zeit oft stärker als der beste Wille. Ich hoffe, daß wir über alle Angelegenheiten demnächst, d. h. Mitte September, ausführlich sprechen können. Ich werde von Hamburg aus nach Kiel gehen.

Mit recht herzlichen Grüßen bin ich
Ihr
(Adenauer)


  1. ^

    Aus diesem Zeitraum lediglich erhalten: Schreiben Margaretha Gröwels vom 16.7.1946 (Bitte um Vermittlung eines Gesprächs mit Rudolf Petersen; organisatorische Vorschläge zur Arbeit des Zonenausschusses; beigefügt: Ausschnitt aus einer Hamburger KPD-Zeitung mit Angriffen gegen Hans Schlange-Schöningen); vgl. das Schreiben an Margaretha Gröwel vom 13.10.1946.