30. Juli 1946 (Rhöndorf)

Herrn Professor Dr. Matthias Hackenbroch, Köln-Merheim lrh., bescheinige ich zwecks Vorlage bei Behörden und Entnazisierungs-Ausschüssen folgendes:

Herr Professor Dr. Hackenbroch ist mir seit einer ganzen Reihe von Jahren bekannt. Ich bin während der nationalsozialistischen Zeit wiederholt in seiner Behandlung gewesen und habe mich bei solchen Gelegenheiten, da ich ihn seit Jahren persönlich kenne, auch über allgemeine politische Fragen unterhalten. Herr Hackenbroch hat mir gegenüber stets sich als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus bekannt. Da ich Herrn Professor Hackenbroch, wie ich ausführte, seit vielen Jahren kenne, zweifle ich nicht, daß ihm diese Ausführungen durchaus ernst gemeint waren. Ich glaube seinen heutigen Erklärungen, daß er aus einer gewissen Passivität heraus keinen größeren Widerstand gegenüber dem Eintritt in die SA geleistet hat. Ich bin überzeugt, daß er die Ziele der SA niemals irgendwie unterstützt hat.

Herr Professor Hackenbroch ist ein sehr ehrlicher Mensch und gehört zu denjenigen Universitätslehrern, die damals diesen Schritt aus einer gewissen Unüberlegtheit heraus getan haben. Ich weiß, daß andere Universitätslehrer, die nicht in die SA oder in die Partei gegangen sind, tatsächlich in ihren Vorlesungen die Ziele und Ideen des Nationalsozialismus stark unterstützt haben. Sie sind unangefochten in ihren Ämtern. Es würde eine große Ungerechtigkeit sein, wenn demgegenüber ein Mann wie Herr Hackenbroch aus seinem Amte entfernt werden würde.

Soviel ich weiß, ist er eine längere Zeit aus seinem Amte entfernt gewesen. Meines Erachtens ist das eine völlig ausreichende Sühne für die Schuld, die ihn trifft.

Adenauer