Rhöndorfer Ausgabe Online
An Dr. Heinrich Rogmann
, Kevelaer/NiederrheinStBKAH 07.02
Sehr geehrter Herr Rogmann!
Ich bestätige den Empfang Ihres Briefes vom 19. d.Mts.1. Ich sehe leider keine Möglichkeit, Herrn Jüttner direkt zu helfen. Die Alliierten haben mir in Fällen, in denen ich das versucht habe, mitgeteilt, daß Anträge von deutschen Stellen auf Entlassung nicht berücksichtigt werden könnten. Ich habe mich aber für diese Abwehr-Offiziere im allgemeinen bei einer hohen englischen Stelle verwenden können und von ihr die Erklärung erhalten und die Zusicherung bekommen, daß diese Abwehr-Offiziere alle baldigst entlassen werden würden. Hoffentlich wird dann auch Herr Jüttner zurückkommen.
Wenn ich Ihnen gelegentlich helfen kann, werde ich es gerne versuchen. Falls Sie von Henn Jüttner etwas hören, so grüßen Sie ihn bitte herzlichst von mir.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
(Adenauer)
Rogmann hatte sich mit einer Empfehlung für den letzten Vorsitzenden der Schlesischen Zentrumspartei vor deren Auflösung am 5.7.1933, Jüttner, an Adenauer gewandt: dieser könne für sich in Anspruch nehmen, als Angehöriger des Oberkommandos der Wehrmacht »nach Besprechungen mit der jungen Frau eines der 3 [!] Söhne des Herrn Oberbürgermeisters Adenauer im Herbst 1944 dafür gesorgt zu haben, daß der betr. Sohn, ein Leutnant, Urlaub erhielt, um persönlich für die Freilassung seines Vaters, der wegen angeblicher Teilnahme an den Ereignissen des 20. Juli 1944 verhaftet worden war, einzutreten. Der Versuch hatte Erfolg«; zu den damit angesprochenen Bemühungen von Max Adenauer um seinen Vater im Herbst 1944 (Besuche in Brauweiler am 26.10.1944 und am 6.11.1944) vgl. Paul Weymar, Adenauer, S. 244-248 und Rudolf Morsey, Adenauer und der Nationalsozialismus, S. 493.