Rhöndorfer Ausgabe Online
An Regional Commissioner William Asbury
, DüsseldorfStBKAH 08.20, ohne Anrede und Schlussformel
Im Namen der Fraktion der Christlich-Demokratischen Union des Landtags erlaube ich mir, Sie auf die große Beunruhigung und Erregung, die im gesamten Industriegebiet eingetreten ist, hinzuweisen. Die Ursache sind die Vorbereitungen, die von amtlichen Stellen getroffen werden, um eine größere Anzahl von Betrieben stillzulegen1.
Bei der großen sozialen Not und den seelischen Depressionen, denen die gesamte Bevölkerung ausgesetzt ist, würde die Stillegung von Betrieben die bereits bestehenden Spannungen sehr erheblich weiter verschärfen.
Wir bitten Sie dringend, alle Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel anzuwenden, damit in dem Ihrer Obhut anvertrauten Gebiet keine Stillegungen vorgenommen werden2.
(Adenauer)
im Auftrage der Fraktion der
Christlich-Demokratischen Union
des Landtags.
Ergänzend zu diesem Schreiben ist in StBKAH 08.19 erhalten: ein inhaltlich weitgehend identischer Beschlussantrag der CDU-Landtagsfraktion ebenfalls vom 30.9.1946 sowie eine Liste der für die a) vollständige, b) 50 %-ige Stillegung in Aussicht genommenen Industriebetriebe (vornehmlich Hüttenwerke) im Rhein-Ruhr-Gebiet; vgl. a. den diesbezüglichen Zonenbeirats-Antrag (Adenauer gemeinsam mit Paul Otto) vom 2.10.1946 (Druck: Akten zur Vorgeschichte Bd. 1, S. 956; Original des zugrundeliegenden Telegramms in BT PA 1/66).
Hierzu vgl. die Angaben Adenauers zur Erörterung der Demontagefrage im Zonenbeirat (Erinnerungen 1945-1953, S. 67f.); vgl. auch die übersichtliche Gesamtdarstellung von Wilhelm Treue, Die Demontagepolitik der Westmächte nach dem II. Weltkrieg, Hannover 1967; Dieter Scriverius, Die britische Demontagepolitik